Schluesselmomente - Erfahrungen eines engagierten Lebens
wichtiges Forum für diese Bemühungen ist der seit 2004 von uns mitgetragene Salzburger Trilog 109 , der aus der Erfahrung der Projektreihe internationaler Kulturforen entstanden ist. Gemeinsam mit dem ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel leite ich diese Initiative, um interessante Persönlichkeiten aus Kultur,
Wirtschaft und Politik zum engagierten Gedankenaustausch zusammenzubringen. Jedes Jahr versammeln sich in Salzburg auf Einladung der Bertelsmann Stiftung und des österreichischen AuÃenministeriums Wissenschaftler, einflussreiche Entscheidungsträger und Meinungsbildner aus allen Kontinenten. Die wichtigsten politischen Herausforderungen stehen auf dem Programm und werden hier frei von nationalen Zuständigkeiten und parteipolitischen Befangenheiten in groÃer Offenheit diskutiert.
Im Zentrum des Salzburger Trilogs 2009 stand das Thema »Weltkrisen und das menschliche Potenzial«. 110 Unter der Moderation von Wolfgang Schüssel wurden die globalen Krisensymptome unserer Zeit und mögliche Wege für eine zukunftsfähige Entwicklung reflektiert. Doch nicht nur etablierte und erfahrene Redner kamen hier zu Wort, es waren auch international engagierte junge Experten und unternehmerische Nachwuchskräfte geladen, um sich an dieser hochkarätigen Debatte zu beteiligen. Viele haben diese Chance genutzt. Der Aufbau und die Weiterentwicklung der hier entstehenden Netzwerke und die damit verbundene Ãffentlichkeitsarbeit sind mir ein besonderes Anliegen, denn ich bin überzeugt, dass es genau solche Initiativen und Netzwerke sind, die unseren politischen Entscheidungsträgern und staatliche Institutionen dringend benötigte neue Impulse zutragen.
Denn unser globales Zeitalter steht vor zahlreichen ungelösten Herausforderungen. Martin Lees, der ehemalige Generalsekretär des Club of Rome, dessen Mitglied ich seit vielen Jahren bin, sprach in Salzburg deutlich aus, worauf es heute vor allem ankommt: die Probleme nicht isoliert zu betrachten, sondern sich bewusst zu machen, wie sehr alle Probleme und Aufgaben miteinander verknüpft sind.
Der amerikanische Zukunftsforscher Jerome Glenn, Initiator des Millennium Project 111 , hat in seiner Studie fünfzehn globale Herausforderungen analysiert, die in ihrer Wechselwirkung aufeinander zu betrachten sind, wenn man die Zukunft der Menschheit beurteilen möchte. Welche Krisen aber benötigen unsere gröÃte Aufmerksamkeit?
Da ist zum einen die Frage der Erderwärmung, der globale Klimawandel, der die Existenz der Menschheit bedrohen kann. Denn der Klimawandel wird ganze Landstriche unbewohnbar machen und zu Bevölkerungswanderungen führen, die auch nicht unmittelbar betroffene Länder in Mitleidenschaft ziehen. Wie schwer es ist, in Bezug auf die dringend erforderlichen MaÃnahmen einen internationalen Konsens zu erzielen, hat die Internationale Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 auf fatale Weise gezeigt.
Der zweite Krisenherd ist das Ungleichgewicht zwischen den reichen Industrienationen und jenen Ländern, in denen Armut, Gleichgültigkeit, schlechte Gesundheitsbedingungen und soziale Ungerechtigkeit vorherrschen. Alexander Likhotal, Vorsitzender des Grünen Kreuzes, sieht in der weltweiten Armut die Mutter aller Probleme, mit denen wir heute konfrontiert sind. Er prangert an, dass praktisch 50 Prozent der Weltbevölkerung keinerlei Vorteile aus der Globalisierung ziehen. Wenn wir uns vor Augen führen, dass in fünfzig Jahren fast 9,2 Milliarden Menschen auf diesem Planeten leben und die meisten von ihnen aus Entwicklungsländern stammen werden, erhalten wir eine Ahnung von dem, was uns an Herausforderungen bevorsteht. Viele Menschen haben weder einen Zugang zu sozialen Absicherungen wie der Gesundheitsvorsorge noch zu Bildungssystemen. Doch ohne Bildung wird kein selbstbestimmtes Leben, keine positive wirtschaftliche
Entwicklung und keine politische Teilhabe an der Gesellschaft möglich. Es darf daher nicht verwundern, dass mehr als 60 Prozent der Menschen weltweit die Globalisierung mit Angst und Unsicherheit betrachten. Das Vertrauen in die Vorteile der Globalisierung schwindet. Die jüngsten Finanzkrisen machen deutlich, dass wir den Risiken der Globalisierung eine gröÃere Aufmerksamkeit schenken müssen als bisher.
Europa und die europäische Union stehen an einem Scheideweg. Wir alle müssen uns fragen, welche Zukunft wir uns eigentlich
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