Schluesselmomente - Erfahrungen eines engagierten Lebens
Täuschungsmanövern, mühsamen Kompromissen und fragilen Allianzen vor, die bei nächster Gelegenheit auseinanderbrechen können?
Unzählige Kriege und kriegerische Konflikte überziehen den Globus. Was gibt uns in einer Welt widerstreitender Interessen eigentlich Hoffnung? Was gibt uns Sinn? Was macht uns Mut, uns Tag für Tag neuen Aufgaben zu stellen? Was lässt uns â trotz allem â nicht verzweifeln?
Auch mein Optimismus stöÃt manchmal an Grenzen. Auch ich bin Zeugin von Gesprächen, die zu nichts führen, auch ich kenne die Mühsal wiederholter Versuche, die nichts fruchten. Bei schlimmen Nachrichten möchte auch ich manchmal verzweifeln, erlebe Angst und Sorge. Und doch steht jedem Scheitern ein Gelingen gegenüber, jeder Verzweiflung folgt ein neuer Hoffnungsschimmer. In solchen Momenten erinnere ich mich an den Spruch meines Lehrers: »Probierâs mal. Du schaffst es.« Und wenn das eine nicht gelingt, gelingt das andere.
Jeder Tag ist für mich eine Brücke in die Zukunft, die ich überqueren möchte. Ich habe in meinem Leben das groÃe Glück erfahren, etwas gestalten zu dürfen. Diese Chance ist mir Verpflichtung, Tag für Tag und Jahr für Jahr. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass man das Unmögliche
wagen muss, wenn man das Mögliche erreichen will. Für meine Umgebung kann das sehr anstrengend sein. Meine Mitarbeiter wissen manches Lied davon zu singen, wenn ich auch nach dem zehnten Versuch nicht aufgebe. Doch über das Erreichte freuen wir uns dann gemeinsam. Die Anstrengungen sind vergessen, wenn eine Initiative gelingt, wenn aus einer Idee ein schöner Erfolg erwächst.
Jeder von uns sollte seinen eigenen Beitrag für die Zukunft leisten, es reicht schon lange nicht mehr, sich hinter den Regierungen unserer Länder zu verstecken. Jede gelungene Begegnung mit Menschen anderer Herkunft ist ein Baustein für unsere gemeinsame Zukunft. Im Lauf der Jahrzehnte habe ich immer wieder Persönlichkeiten getroffen, die das brennende Interesse an einem gelungenen Dialog über Länder, Kontinente, Herkunft und Sprachen hinweg mit mir teilen. Ich liebe es, Menschen zusammenzubringen und in Gesprächen und Diskussionen nach Perspektiven Ausschau zu halten, die Menschen über alle Grenzen hinweg verbinden können. Die Neugier und der unbedingte Lernwille, mit dem ich meinen Mann Reinhard Mohn auf unseren ersten gemeinsamen Auslandsreisen begleitet habe, hat mich bis heute nicht verlassen.
Getragen von den Erfahrungen unseres gemeinsamen Lebens, möchte ich unsere Ãberzeugung, dass die Entwicklung eines globalen Bewusstseins eine kulturelle Aufgabe ist, in die Zukunft führen.
Die kulturelle Vielfalt, die uns umgibt, ist ein Reichtum, den es zu bewahren gilt. Gleichzeitig ist es dringend geboten, durch Kulturaustausch Brücken der Verständigung aufzubauen, denn noch immer spielen kulturelle Faktoren bei der Entstehung weltweiter Konflikte eine bedeutsame Rolle.
Eine empirische Studie der Bertelsmann Stiftung, die eine Auswertung aller seit dem Jahr 1945 weltweit registrierten Konflikte und die Bewertung ihrer Ursachen und Intensität durch Konfliktforscher der Heidelberger Universität 107 vorgenommen hat, zeigt einen sprunghaften Anstieg politischer Konflikte. Allerdings werden diese Konflikte in vier von fünf Fällen auf innerstaatlicher Ebene ausgetragen.
Für die von Samuel Huntington und anderen prominenten Wissenschaftlern vertretene These vom »Kampf der Kulturen« 108 wie der des Westens mit dem Islam liefert unsere Studie keinen Beleg. Sobald Kultur in global bedeutsamen Konflikten eine Rolle spielt, zeigen sich diese Konflikte besonders anfällig für gewalttätige Auseinandersetzungen. Augenfällig in den innerstaatlichen Konflikten ist die Wechselwirkung zwischen verschiedenen Sprachzugehörigkeiten und einem hohen Ãberschuss junger Männer zwischen fünfzehn und vierundzwanzig Jahren.
Unsere Studie hat deutlich werden lassen, dass kulturelle Faktoren bestehende Konflikte oftmals verstärken können, aber zumeist nicht als deren Ursache anzusehen sind. Der Förderung des Kulturaustausches und der Verständigung zwischen den Kulturen kommt also eine enorme stabilisierende Kraft zu. Kulturaustausch ist Friedenssicherung. In Zeiten einer immer schneller verlaufenden globalen Entwicklung ist der kulturelle Brückenbau unverzichtbar.
Ein
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