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Schluss mit dem ewigen Aufschieben

Schluss mit dem ewigen Aufschieben

Titel: Schluss mit dem ewigen Aufschieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Werner Rückert
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Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom oder durch Substanzmissbrauch verursacht wird. Aufschieben als Strategie zur Vermeidung
     von Ängsten oder als Ergebnis defizitärer kognitiver Einstellungen lässt sich meistens in einem Jahr überwinden. Wenn Ihr
     Aufschieben jedoch ein Symptom von neurotischen, also depressiven, phobischen, zwanghaften oder hysterischen Störungen ist,
     werden Sie sich auf eine intensivere Psychotherapie einrichten müssen, die zwischen einem und drei Jahren dauern kann. Aufschieben
     in Verbindung mit schweren Persönlichkeitsstörungen erfordert in jedem Fall eine länger dauernde Psychotherapie. Zur Abklärung
     etwaiger körperlicher Ursachen wird der Psychotherapeut Sie zu einem Arzt schicken. Das wird ein Neurologe sein, falls der
     Verdacht besteht, dass Ihr Aufschieben mit nervlichen Störungen in Verbindung steht.
    Falls sich – wie in den meisten Fällen – herausstellt, dass Ihr Aufschieben nicht durch körperliche Störungen bedingt ist,
     wird Ihr Psychotherapeut Ihnen ein Behandlungsverfahren vorschlagen. Sowohl Verhaltenstherapie als auch Psychotherapie kommen
     in Frage.
    Verhaltenstherapie
    Der Grundgedanke der Verhaltenstherapie ist es, dass Menschen gelernt haben, auf bestimmte innere und äußere Situationen mit
     gestörtem (nicht funktionalen, nicht angepassten, selbstschädigenden) Verhalten zu reagieren. Er legt den Schluss nahe, dass
     das gestörte innere oder äußere Verhalten durch Um- oder Neulernen zu reduzieren oder zu beseitigen ist. Daran anschließen
     kann sich der Aufbau geeigneterer Verhaltensweisen. In einer Verhaltenstherapie geht es darum, Störungen in ihrem gegenwärtigen
     Auftreten so genau wie möglich auf der Ebene der Gedanken, Gefühle und des konkreten |287| Verhaltens zu beschreiben, um Ansatzpunkte für Veränderungen zu finden. Symptombeseitigung steht dabei als Ziel an vorderster
     Stelle. Besonders wirksam sind die Kognitiven Verhaltenstherapien, zu denen auch die Rational-Emotive Therapie gehört, die
     Sie in diesem Buch kennengelernt haben.
    Verhaltenstherapie ist erwiesenermaßen sehr hilfreich bei Problemen, die durch eine abgegrenzte quälende Symptomatik gekennzeichnet
     sind, wie gewohnheitsmäßiges Aufschieben es durchaus sein kann. Insbesondere dann, wenn sich das Aufschieben als Folge einer
     anderen Störung ergibt.
     
    Bei einem meiner Patienten zeigte sich, dass eine ausgedehnte Zwangsstörung sein Aufschieben bewirkte. Er hatte eine Diplomarbeit
     anzufertigen, um sein Studium abschließen zu können. Bevor er mit seiner täglichen Arbeit begann, musste er jedoch umfangreiche
     Rituale erledigen, wie jeden Tag seine vier Paar Schuhe zu putzen, abzuwaschen, Staub zu saugen, Bad und Klo zu reinigen und
     sein Bett zu machen. Nur durch diese Handlungen konnte er eine Angst bannen, die er als überwältigend kennengelernt hatte.
     Nach ungefähr zwei Stunden saß er dann endlich am Schreibtisch. Dort überfielen ihn quälende Zweifel, ob er wirklich überall
     Schmutz und Bakterien beseitigt hatte. Er hielt diesen Zweifeln nicht lange stand, dann musste er auf Kontrolle gehen. Und
     natürlich fand er Spuren von Schmutz, also ging alles von vorne los. Auf diese Weise waren seine Fortschritte an der Diplomarbeit
     minimal. Weil er sich wegen der Zwangsstörung so sehr schämte, hatte er sein Problem zunächst einmal als »Aufschieben« bezeichnet.
     
    Ähnlich können die Verhältnisse liegen, wenn Sie unter Panikattacken oder phobischen Ängsten leiden, sodass Sie bestimmte
     Orte wie zum Beispiel Bibliotheken nicht aufsuchen können, in die Sie aber gehen müssten, um Ihr Vorhaben zu erledigen. Die
     Verhaltenstherapie strebt eine möglichst direkte Veränderung des Problemverhaltens an. Sie lernen mit Hilfe des Therapeuten,
     das zu tun, wovor Sie Angst haben beziehungsweise Ihre Vermeidungsrituale zu unterlassen. Erleichtert wird das, indem Sie
     parallel zur Konfrontation mit Ihren Ängsten oder Zwängen neue, geeignetere Verhaltensweisen aufbauen. Das Vorgehen ist also
     ähnlich wie in diesem Buch, nur dass Sie jetzt einen Menschen als Gegenüber haben und nicht nur ein Buch. Durch die |288| Beziehung zu Ihrem Therapeuten kommen natürlich auch die jeweiligen Aspekte Ihres Aufschiebens zur Sprache, die sich auf andere
     Menschen beziehen.
    Von einer Verhaltenstherapie profitieren Sie dann am meisten, wenn Sie sich auf die Bekämpfung Ihrer Symptome konzentrieren
     und zu einem aktiven Vorgehen bereit sind. Wenn bei Ihrem

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