Schluss mit dem ewigen Aufschieben
fallen muss. Wenn Angst und Ungewissheit Sie so massiv befallen, dass Sie bis in Ihr Denken hinein eine Lähmung erleben, dann
sind Sie blockiert. Wenn Sie sich beispielsweise nach einer langen Zeit des Aufschiebens nun doch einer Prüfung unterziehen,
dann kann Sie der gefürchtete Blackout als eine akute Form der Blockierung heimsuchen. Immer dann, wenn Sie sich verändern,
werden Sie sich gelegentlich einmal blockiert fühlen. Dann vor allem, wenn Ihr altes Verhalten nicht mehr automatisch einsetzt,
das neue aber auch noch nicht gewohnheitsmäßig greift. Vielleicht dann, wenn die alte Gewohnheit, jetzt den Fernseher anzumachen,
mit der neuen Absicht zusammenstößt, erst noch Ihre Sachen für morgen bereitzulegen. Dann stehen |29| Sie im Flur, zwischen Kleiderschrank und TV, sind blockiert und wissen für kurze Zeit nicht, wohin Sie gehen wollen.
Mechanismen und Lösungswege
Ausweichen
Wer aufschiebt, geht aus dem Feld und weicht auf etwas anderes aus. Statt zu arbeiten, können Sie Tagträumen nachhängen, telefonieren
oder fernsehen, E-Mails schreiben oder essen. Wenn Ihnen nichts richtig Angenehmes einfällt, können Sie immer noch weniger
unangenehme Aufgaben erledigen. Wie viele Teppiche sind gesaugt, wie viele Küchenherde gereinigt, wie viele Schuhe geputzt
worden, aus keinem anderen Grund, als ein anderes Vorhaben zu vermeiden. Die vielfältigen Ablenkungen, das, was alles anstelle
des eigentlichen Projekts gedacht, gefühlt und gemacht werden kann, gehört zum Problem des Aufschiebens dazu. Es ist der Bereich
des Eskapismus, der Ausreden, des Selbstbetrugs, aber auch der stillen Freuden und der klammheimlichen Befriedigungen.
Innerer Kampf
Vielleicht haben Sie sich bereits mehrfach vorgenommen, sich zu ändern, sind aber stets in den Fallen von Ungeduld, Gegenkräften
und Angst hängen geblieben. Da Sie von den Gründen für das Aufschieben nichts gewusst haben, konnten Sie an ihnen auch nichts
ändern. Sie sind unzufrieden mit sich und schimpfen auf Ihre schlechte Angewohnheit. Tatsächlich ist hartes Aufschieben auch
eine Gewohnheit, möglicherweise aber eine, die Sie durch erhöhte Selbstdisziplin nicht direkt überwinden können. Das liegt
daran, dass Sie sich mit dem Aufschieben schützen, und zwar vor Gefühlen und Zuständen, die Sie bewusst oder unbewusst noch
mehr fürchten als Ihre Unzufriedenheit wegen des Aufschiebens.
Hartnäckiges Herauszögern verrät als Symptom etwas über die Kräfte, die sich in Ihnen in einem dynamischen Gleichgewicht befinden, |30| in einem anstrengenden Stillstand: Ihr Wille kämpft gegen den inneren Schweinehund, wie zwei japanische Sumo-Ringer, beide
gleich stark, die sich ineinander verknäuelt haben, aus Leibeskräften schieben und drücken und sich keinen Millimeter von
der Stelle bewegen.
Konflikt
Um aus dem Teufelskreis des Aufschiebens herauszukommen, brauchen Sie ein Bewusstsein dafür, welche Konflikte Ihr Aufschiebeproblem
eigentlich in Gang halten. Oft haben sie mit einer uneindeutigen Motivation zu tun, mit hohen Ansprüchen an sich selbst und
mit Gefühlen, die Sie als bedrohlich erleben. Je besser Sie sich selbst kennen, desto mehr werden Sie verstehen, wovor Sie
sich schützen. Ihre Selbsterkenntnis hilft Ihnen dabei, sich zu akzeptieren. Damit sind Sie weniger verletzlich und brauchen
weniger Schutz. Wenn Sie sich stärker fühlen und neue, bessere Strategien kennen, können Sie es sich leisten, Risiken auf
sich zu nehmen. Außerdem können Sie Ihre Befürchtungen realistisch überprüfen. Möglicherweise haben Sie in Ihren Vorhaben,
Entscheidungen und Aufgaben zu viel Gefährliches gewittert. Wenn Sie Ihr Aufschieben verändern oder überwinden wollen, dann
hilft Ihnen schließlich auch ein Verständnis für die vielen Schliche und Nebenwege, mit denen Sie sich bislang vor dem gedrückt
haben, was Sie eigentlich tun wollen. Je genauer Sie Ihre Tricks kennen, desto besser können Sie sich gegen Fallen wappnen,
die auf dem Weg zu brauchbaren Lösungen für das Problem stehen.
Lösungsmöglichkeiten
Es gibt drei wesentliche Lösungen:
Sie tun das, von dem Sie sagen, dass Sie es wollen (sich gesünder ernähren, einen Roman schreiben, den Keller aufräumen) oder
von dem Sie akzeptieren, dass Sie es müssen, wenn Sie bestimmte Effekte erzielen wollen (die Examensarbeit schreiben und abgeben,
um das Studium abzuschließen; den Auftrag erledigen, den Ihr Chef Ihnen gegeben hat, um Ihren Job
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