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Schluss mit der Umerziehung!

Schluss mit der Umerziehung!

Titel: Schluss mit der Umerziehung! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela A. Erler
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auch mit sinkender Tendenz. Im Militär sind weibliche Chefs die totale Ausnahme, im Handel dagegen, als Chefinnen auf der mittleren Ebene bis hin zur Filialleitung, breit etabliert. In den vormals sozialistischen Ländern sind ihre Anteile durchweg am höchsten, Litauen liegt an der Spitze. 14
    In einem grundsätzlich nach männlichen Regeln funktionierenden Kosmos ist die Kooperation von Frauen und Männern klar geregelt; sie funktioniert auch reibungslos, allerdings mit dem Effekt, dass Frauen sich zurücknehmen, nicht mit all ihren Potenzialen zur Geltung kommen, und dass sie eben letztlich nicht den Ton angeben und die Musik bestimmen können. Sie leisten sehr oft die meiste Arbeit, aber Takt, Musikstücke, Instrumente sind vorgegeben – mit den bekannten Folgen.
    In unserem von Frauen geprägten Unternehmen geben dagegen Frauen Ton und Takt vor – auch ganz oben. Wir haben gesehen, dass dies zu einem anderen Kommunikations- und Kooperationsstil und damit zu ganz anderen Entwicklungsmustern und -chancen als sonst üblich führt. Wir haben auch gesehen, dass diese speziellen Entwicklungspfade gleichzeitig die Richtung des Wachstums unserer Firma mitbestimmen; wohin Frauen ihre Energie richten, dorthin wachsen wir vor allem – und nicht nach primär abstrakten Plänen und Marktanalysen.
    Wie nun gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Männern in einem solchen Universum? Inzwischen ist unser Männeranteil auf etwa 10 Prozent gestiegen und wird weiter steigen, wobei die männlichen Kollegen sich vorwiegend in unseren Kindertagesstätten betätigen, teilweise in der Familienberatung, aber auch im Bereich IT und Design. Einige wenige Männer haben Führungsaufgaben, und einer meiner Söhne ist mit in der Geschäftsführung angesiedelt. Die Frage dieses Buches ist ja, ob und wie es Frauen und Männern gelingen kann, tatsächlich zu kooperieren anstatt nebeneinander, gegeneinander, ohne einander zu agieren oder, was viel häufiger ist, dass Frauen sich in den Modus des Zulieferns für die Projekte, Konzepte und Ideen von Männern begeben.
    Hahn im Korb
    Für die meisten Menschen ist es belastend, wenn sie sich als Minderheit in einer Gruppe finden – Männer in weiblichen Finanzteams oder Projektgruppen zeigen Symptome von Verlorensein, Depression und Minderwertigkeitsgefühle. Im Gegensatz zu Frauen, die als Minderheit im Männerkosmos tätig sind, machen sie auch kaum Versuche, sich mit anderen Männern außerhalb ihres Teams zu verknüpfen; blockiert in ihren üblichen Kommunikationsmustern und dem, was sie als Mann gewöhnlich trägt und treibt, ziehen sie sich eher resigniert zurück und verharren ängstlich und etwas hilflos in einer Situation, die sie nicht beflügelt.
    In den Einrichtungen unseres Unternehmens sind in der Regel Frauen die Leitungskräfte. Es gibt jedoch einen Bereich, in dem Männer – obwohl in der Minderheit – bereits erfolgreich mit Frauen kooperieren: als Erzieher in Kindertagesstätten. Als Teammitglieder sind sie sehr begehrt und für ihre Anwerbung – über Internetbörsen, in Kneipen ausgelegte Postkarten, Werbeaktionen an Fachschulen und Kooperationen mit Professoren – werden große Anstrengungen gemacht. Ein 2011 gestarteter groß angelegter Modellversuch des Bundes unter dem Titel »Mehr Männer in Kitas« unterstützt Träger von Kindertagesstätten in der Entwicklung erfolgreicher Strategien zur Integration von Männern in diesen Bereich und sammelt best-practise-Erfahrungen. Denn im Unterschied zu zahlreichen Studien über Frauen in Männerberufen liegen über Männer in Frauenberufen und speziell als Erzieher in Einrichtungen bisher nur wenige Arbeiten vor. 15
    Das früher oft geäußerte Unverständnis für einen solchen Beruf bei einem Mann verliert zunehmend an Gewicht, hier hat bereits eine gewisse Umwertung eingesetzt. Inzwischen herrscht in der Gesellschaft Einmütigkeit darüber, wie wichtig es ist, Männer als Väter, Erzieher, Grundschullehrer, Pfleger für fürsorgliche Tätigkeiten, auch für die »feuchten« Aufgaben, wie wickeln, füttern, Nase putzen, den Boden aufwischen, wenn Kinder gespuckt haben, und den damit verbundenen Rollenwandel zu gewinnen. Leichter tun sie sich immer noch als Spielkameraden, als Begleiter von Kindern bei sportlichen Aktivitäten, die vom weiblichen

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