Schluss mit der Umerziehung!
Personal sonst oft gar nicht angeboten werden. Oder sie engagieren sich mehr beim Basteln und Reparieren â in der Regel mit voller Zustimmung ihrer Kolleginnen.
Männer als Erzieher in einer Kindertagesstätte sind immer ein wenig Stars. Ihre Kolleginnen mögen ihren Humor, ihre etwas andere Art des Umgangs mit Kindern. Als gleichberechtigte Kollegen bei der Betreuungsarbeit in einem professionellen Umfeld ist die Beziehung zwischen den Geschlechtern nicht durch untergründige Machtkonflikte belastet. Als Erzieher können Männer ihre spielerischen Instinkte und ihre professionellen Kompetenzen entfalten. Frauen respektieren und genieÃen das â sie fühlen sich dadurch eher aufgewertet, weil Männer hier eine Arbeit verrichten, die bisher als abgewertete Frauenarbeit galt. Ein wenig Flirt und gegengeschlechtliche Spannung beleben den Alltag zusätzlich.
Männer, die sich für die Arbeit mit Kleinkindern entscheiden, sind keine Grobiane, keine klassischen Machos; es findet eine Selbstauswahl von Menschen statt, die Interesse an Kindern und ihrer Entwicklung haben und eine gewisse Sensibilität mitbringen. Die Lage ist spiegelbildlich zu Frauen in Männerberufen: Auch dorthin gehen vor allem solche Frauen, die sich für Maschinen, Baustellen oder Formeln interessieren. Aber während sich Frauen durch die Anwesenheit von männlichen Kollegen in ihren Feldern aufgewertet und anerkannt fühlen, ist das bei Männern gegenüber Frauen in Männerberufen keineswegs der Fall. Von AuÃenstehenden werden sie ohnehin oft fast automatisch als Leiter der Einrichtung angesehen, das entspricht mehr der klassischen männlichen Rolle im Fürsorgebereich.
Unsere Erfahrung mit Männern in einem Frauenberuf ist durchaus verallgemeinerbar. Auch die Ãffnung der Krankenpflege von einem Frauen- zu einem geschlechtsgemischten Betreuungsberuf wird überwiegend positiv erfahren â nicht nur, weil in zahllosen Fernsehserien hier neue Bilder geprägt wurden (aber sicher auch deswegen). Es zeigt sich, dass Männer als Pfleger sich ihren Patienten oft sehr ruhig und konzentriert zuwenden, dass sie keineswegs unsensibel und gleichgültig, sondern im Gegenteil, oft humorvoll, liebevoll und sehr geduldig sind. Das manchmal schnippische Verhalten von Krankenschwestern ist ihnen eher fremd; weibliche Pflegepersonen schwanken oft zwischen äuÃerst freundlicher Anteilnahme und der Neigung, die Patienten als eher lästig zu empfinden und sich emotional auf die eigene Gruppe der Kolleginnen zurückzuziehen. Männer bilden keine so starken und abgeschlossenen Ingroups. Auch die intimen Aufgaben der Körperpflege im Krankenhaus erledigen sie meist gut und umsichtig. Zu dieser Entwicklung hat in Deutschland besonders der Zivildienst beigetragen, der vielen jungen Männern erste Erfahrungen in der Welt der Fürsorge ermöglichte, die sie oft als Bereicherung ihrer Persönlichkeit erfuhren. 16
Hinzu kommt, dass die Krankenpflege, gerade in der Intensivpflege, durch Atemgeräte, Monitore, Hightech-Betten und Defibrillatoren immer stärker technisiert wird und damit auch ihr Image verändert. Bisher ist das eher niedrige Gehalt in pflegerischen oder erzieherischen Berufen, bei langen Ausbildungszeiten und geringen Aufstiegschancen, für Männer noch eine besondere Hürde. Das führt dazu, dass viele Männer häufig nur kurzfristig in diesem Beruf verweilen und ihn oft, wenn sie eine Familie gründen, wieder verlassen, weil ihr Einkommen ihrem Selbstbild als Haupternährer dann nicht mehr entspricht. Dem ist langfristig nur durch die international längst übliche Akademisierung des Berufs, mit Anschlussmöglichkeiten in weiteren pädagogischen Feldern, und durch eine relative Angleichung an besser bezahlte Berufe zu begegnen. 17
Diese Entwicklung hat bereits begonnen, wie einige erfolgreiche Streiks in den letzten Jahren gezeigt haben, und sie wird sich durch formal steigende Qualifikationsanforderungen in diesen Berufsfeldern, in Verbindung mit einem akut wachsenden Fach kräftemangel, noch beschleunigen. Erfahrungsgemäà führt der Zu gang von Männern in Frauenberufe nicht dazu, dass die Gehälter sinken, sondern im Gegenteil. Wenn hingegen Frauen in Männerdomänen vordringen, so geschieht bekanntlich das Gegenteil: die Gehälter beginnen zu erodieren. Es lässt sich mehr gute Frauenleistung für weniger Geld
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