Schmeckts noch
Spezialisten, und die heißen »Jungsauenvermehrer«, »Ferkelerzeuger«, »Aufzüchter« und »Mäster«.
Aber noch von einer anderen Seite geraten kleine Betriebe in Deutschland unter immer größeren Druck, denn zugleich rollen international agierende Fleischkonzerne den Markt auf. Die Amerikaner sind auf dem Vormarsch und bereiten den Boden in Polen. Der größte US-Schweinefleischproduzent Smithfield will polnisches Schwein für Produktionskosten von 90 Cent pro Kilogramm vom Band laufen lassen. Dabei sind die Kosten mit 1,30 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht schon heute so niedrig, dass Schweinehalter mit einigen hundert Tieren nicht überlebensfähig sind.
Die industrielle Tötung der Tiere wird von wenigen Großkonzernen durchgeführt, die mit Beteiligungsgesellschaften, Tochterunternehmen und Warenvertriebs-GmbHs Unternehmensstrukturen aufweisen wie Stahlhersteller, Pharma- oder Autokonzerne. Ein Gigant wie Westfleisch hatte laut Geschäftsbericht 2005 über 4,3 Millionen Schweine geschlachtet, zerlegt und abgesetzt. Längst gibt es in der Branche Unternehmenszusammenschlüsse und Fusionen, die von der Europäischen Kommission genehmigt werden müssen. Am Ende der Kette stehen Monopolisten.
Wohin mit dem Mist?
Parallel zu Größenwahn und Kostendruck sinken die Umweltstandards rund um die Massentierhaltung. Das jedenfalls beklagt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in einer Anfang 2006 veröffentlichten Studie zur Massentierhaltung, die erschreckende Aussichten auf die Zukunft enthält. Denn all die vielen Schweine, Rinder, Hühner und Puten im Land »müssenmal«. Dabei kommen gewaltige Mengen hinten raus: Alle Schweine in Deutschland produzieren 90 Millionen Kubikmeter Gülle im Jahr. Gemeinsam mit den 13 Millionen Rindern und den 110 Millionen Vögeln in der Geflügelindustrie fallen so Jahr für Jahr 360 Millionen Kubikmeter Gülle an.
Reinhild Benning ist Agrarexpertin beim BUND und hat errechnet, dass die ganze »Scheiße« 145 000 Schwimmbecken füllen würde. Jedes einzelne Becken wäre 50 Meter lang, 20 Meter breit und 2,50 Meter tief!
Wohin also mit den Exkrementen? Ab auf die Felder, heißt die naheliegende Lösung. Es gibt bereits »Abnahmeverträge für Gülle«, und trotzdem gelingt es nicht, die Menschen im Umfeld von Mastanlagen vor belasteten Böden und Nitrat im Grundwasser zu schützen. Die massive Überdüngung der Böden mit den Exkrementen aus der Massentierhaltung führt unweigerlich zu einem Stickstoffüberschuss auf dem Acker und zu den gefürchteten Nitratbelastungen. Kurz gesagt: Der Verbraucher hat den Mist hinterher auf dem Teller und im Wasserglas. Und die Kosten für die Reinigung von Grundwasser und Böden darf er sowieso mit seinen Steuergeldern bezahlen.
Menschen, die im direkten Umfeld einer Agrar-Industrieanlage wohnen, klagen häufig über Atemwegserkrankungen und Allergien, die durch sogenannte Bioaerosole aus der Intensivhaltung ausgelöst werden können. Kinder sind besonders anfällig. Unter »Bioaerosolen« versteht man Stallkeime, Pilze und Stäube, die eine Art Asthma hervorrufen können. Von gesunder Landluft kann in der Nähe von Großanlagen nicht mehr die Rede sein. 552 000 Tonnen übelriechender Ammoniakemissionen entstehen jedes Jahr in der Landwirtschaft.
Was sich später auf den Schlachthöfen abspielt, dafür stehen Begriffe wie »Treibgatter«, »Entbluten«, »Ausweiden« und »Abflammen«. Auch beim industriellen Töten gibt es allerlei Entsorgungsengpässe. Für die Millionen Liter Blut, die in Schlachthäusernfließen und aufgefangen und vernichtet werden müssen, gibt es strategische Entsorgungspläne. In den glückseligen Vor-BSE-Zeiten wurde das Tierblut einfach zu Blutmehl getrocknet und als Eiweißkonzentrat an die Futtermittelindustrie verkauft, die das Blutmehl wiederum dem Tierfutter beigemischt hat. Das ist heute verboten. Das Schlachthofblut wird getrocknet und anschließend verbrannt. Allein für die Entsorgung von Blut zahlte ein Konzern wie Westfleisch im BSE-Jahr 2001 laut Geschäftsbericht über 1,5 Millionen Euro.
Bevor im November 2000 das erste BSE-Rind in Deutschland gefunden wurde, wanderten Schlachtabfälle einfach ins Futter. Die Tiere »entsorgten« praktisch die Kadaver ihrer Artgenossen durch Auffressen. Heute dürfen auch Knochen nicht mehr zu Knochenmehl verarbeitet und dann in den Mästereien wieder verfüttert werden.
Die sensiblen Schweine mit ihren feinen Nasen riechen den Tod ihrer
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