Schmeckt's noch?
Willigkeit, zu verdanken. Dieses Wissen lebte all die Jahrtausende unter den Menschen. Nur wir in unserer Tumbheit haben alles ausgelöscht und weggesperrt. Nur noch Zerrbilder, Karikaturen von Kühen erreichen uns über aberwitzige Werbesendungen.
Auf dem Schachernhof , bei Herrn Ing. Helmut Langer im Oberen Pinzgau , treffe ich einen weiteren Mitstreiter für eine zukunftsorientierte Landwirtschaft in der alpinen Region und mit einer nicht endenden Passion für das Pinzgauer Rind. Vor seinem Haus stehend, haben wir einen wunderschönen Ausblick. „Der Pinzgau ist eine beeindruckende Kulturlandschaft. Alles, was kreucht und fleucht , hat hier Raum zu leben, wenn es das Klima erträgt“, meint er stolz. Etwa 100 Meter vom Haus entfernt hat er einen Granit gesetzt, einen Gedenkstein für Anton von Webern, der in dieser Gemeinde 1945 von einem amerikanischen Soldaten irrtümlich erschossen wurde.
Helmut Langers Verständnis der Agrokultur endet nicht beim Landbau oder der Tierhaltung, er ist ein Kulturmensch, ein Sinnesmensch durch und durch. Der Schönberg-Schüler Anton von Webern und die Enthornung der Kühe sind unser Thema.
Die Enthornung ist Ausdruck dafür, dass die Gedankenlosigkeit auch die traditionellen Bauern befällt und zugleich Ausdruck für die Verrohung unserer Gesellschaft.
Seit Jahrtausenden tragen die Kühe zum Wohl der Menschen Hörner, und seit Jahrhunderten sind die Menschen respektvoll mit den Hörnern der Rinder umgegangen. Die Evolution kennt keine enthornten Rinder. Nur dort, wo der Mensch Hand anlegt, geschieht dieser Unfug, diese Schändung!
Unfälle mit Hörnern passieren bei ungeeigneten Ställen, mangelndem Platzangebot und bei ungeeigneten Bauern.
Ein Rind ohne Hörner ist ein der Würde beraubtes Rind. Seit 10.000 Jahren leben die Rinder mit den Menschen. Das Horn gehört zum Ausdrucksrepertoire der Rinder, denn die Hörner haben eine vielfältige Funktion im Sozialverhalten. Die Hörner sind Lebensbestandteil des Rindes, die Hörner gehören zum Wesen des Tieres. Haben Tiere kein Anrecht auf die Unverletzlichkeit ihres Wesens, ihrer Würde? Mit den Hörnern steckt es den Intimbereich ab. Kühe, die dicht an dicht am Wassertrog saufen, kommen sich pausenlos mit der Spitze ihrer Hörner ganz nahe, augennahe, ohne sich je zu verletzen. Die Hörner sind auch ihre Fühler. Anhand der Hörner hat man die Fruchtbarkeit und das Lebensalter geschätzt. Die Hörner standen in verschiedenen Kulturen für Fruchtbarkeit, Kraft und Fülle. Hörner sind kein totes Zierstück Horn, sondern gut durchblutete, von Nerven versorgte Organe. Sie sind die Fortsetzung der Stirnhöhle und mit einer Schleimhaut ausgekleidet.
Und die Hörner haben mit der Verdauung der Wiederkäuer zu tun. So seltsam das klingt, so klar liegt es auf der Hand. Das Besondere des Rindes ist es, mit seinem Pansen und den vier Mägen für andere Lebewesen wertloses Futter zu fressen, problemlos zu verdauen und in tierische Substanz zu veredeln. Je karger das Futter, umso mächtiger die Hörner, z.B. die der schottischen Hochlandrinder, der ungarischen Graurinder aus der Puszta, der Watussirinder aus Ostafrika oder der N’Dama -Zebus im Tschad.
So kann die Horngröße als ein Spiegelbild der Stoffwechselkräfte angesehen werden. Rohfaserreiches , schwer verdauliches Futter aufzuschließen, bewirkt offensichtlich eine Zunahme der Horngröße. Das hoch spezialisierte Verdauungssystem des Rindes und die Hörner haben einen Zusammenhang, eine Gesetzmäßigkeit, in der eine Wesenseigenschaft verborgen ist. Helmut Langer: „Der Wiederkäuermagen ist das Nonplusultra der Schöpfung. Das Besondere ist die Fähigkeit, ballaststoffreiche Futtermittel mit seinem mikrobiellen Verdauungssystem in hochwertiges Eiweiß umzuwandeln. Der Blättermagen filtert die Lebensstoffe aus und lagert sie in die Milch und das Fleisch.“
Und Herr Prof. Dr. Konrad von der Universität für Bodenkultur in Wien bestätigt: „Der Magen der Kuh und das Chlorophyll der Pflanze sind Kronen der Schöpfung. Die Pflanze liefert eine Pioniertat der Natur, indem sie mit Hilfe des Sonnenlichtes Energie erzeugt und speichert. Der Magen der Kuh ist in der Lage, rohfaserreiche Pflanzen zu verwerten und daraus hochwertige Lebensmittel zu erzeugen.“
Helmut Langer weist darauf hin, dass „die Milch einer der wertvollsten Naturstoffe überhaupt und seit Jahrtausenden Grundbestandteil der Nahrung des Menschen“ ist.
Wir wissen, dass seit dem 4.
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