Schmeckt's noch?
stürzte in seiner Arroganz seine Klientel umso tiefer in die Krise.
Die BSE-Krise drückt nicht einen Störfall in der Landwirtschaft aus, sie steht vielmehr für eine völlige Fehlentwicklung der Agrarpolitik. Die Gier als „wandelbares Gut“ — um es mit dem Heiligen Thomas auszudrücken — und die totale Verantwortungslosigkeit waren in diesem Skandal die treibenden Kräfte.
Die Gier und die Abwesenheit auch nur des geringsten Verantwortungsgefühls sind die bestimmenden Faktoren, wenn es um Tierhaltung, Tierfütterung, kurz um die gnadenlose Ausbeutung der Tiere in einem Teil der Landwirtschaft geht.
Es ist ein Vabanquespiel, bei dem die Gesundheit der Tiere und Menschen und die Umwelt rücksichtslos eingesetzt werden. Das Abschlachten von Millionen von Tieren, infiziert oder nicht, war ein irrationales Tun, ein magisches Ritual der Reinigung durch das Feuer, ein Ritual der Besänftigung der aufgeregten Konsumenten. Die brennenden Scheiterhaufen aus tausenden und abertausenden Rindern waren ein Fanal einer verluderten Gesinnung.
In den alten Zeiten haben die Bauern auf ihren Feldern Notfeuer als Heilmittel gegen die Maul- und Klauenseuche entfacht. Das Feuer wurde entzündet, um die Hexerei zu bannen, um Mensch und Tier vor bösartigen Wesen zu schützen. In der Menschheitsgeschichte ist Feuer viele Jahrtausende als läuternde Kraft, als läuterndes Element verwendet worden, das Mensch und Tier reinigt, und zwar dadurch, dass es schädliche immaterielle, geistige Elemente, die alle Lebewesen mit Krankheit und Tod bedrohen, verbrennt.
So sind wir im 21. Jahrhundert mit unserem zielgerichteten lösungsorientierten Tun zurück zu unseren irrationalen Wurzeln gekommen. Das Feuer als Emanation der Sonne. Sie bannt das Böse und schafft neues Gutes.
Unter dem Eindruck der brennenden Kühe brachen die Märkte ein. Die BSE-Krise hat gezeigt, dass dem rücksichtslosen, isolierten wirtschaftlichen Denken und Handeln, das auf maximale Bilanzerfolge ausgerichtet ist, ein nicht zu unterschätzendes Quantum Wahnsinn und Destruktivität innewohnt.
Das oberste Prinzip bei Lebensmitteln und der Produktion von Lebensmitteln muss der vorbeugende Verbraucherschutz sein. Dieser wurde mit Füßen getreten, und die ganze Missachtung der Konsumenten und des Konsumentenwohls ist in diesem zynischen Umgang mit der Krise manifestiert worden.
Das Resümee dieser Krise kann nur sein: Misstraut den Experten!
Laut einer Studie, die in der Financial Times zitiert wurde, betrugen die Kosten der BSE-Katastrophe 92 Milliarden Euro. Kosten, die zum großen Teil auf die Allgemeinheit, auf unbescholtene Steuerzahler, übertragen wurden.
Die Denkungsart, nur den isolierten Vorteil zu sehen, hat ihre Fortsetzung in der Tierhaltung und Tierfütterung in einem Teil der Landwirtschaft. Die volkswirtschaftlichen Folgekosten einer verfehlten Landwirtschaft, wie Umwelt- und Gesundheitsschäden, sind nie Teil des Produktionspreises. Sie sind immer von den Steuerzahlern zu tragen.
In der Landwirtschaftspolitik gilt das Motto „Wachsen oder weichen!“ Das führt nicht nur dazu, dass die Kleinen aufgeben und die Großen größer werden. Die Bestandsdichte, d.h. die Zahl der Tiere je m 2 bei den Tierhaltern, wird erhöht, die Stallsysteme werden rationalisiert, die Fütterung wird automatisiert. Das alles führt nahtlos zur Verdinglichung der Tiere. Sie werden zum reinen Produktionsgegenstand.
Als ich mich mit einem Teil der Massentierhaltung auseinander setzte, begriff ich schnell, dass es in dieser Art der Tierhaltung fast nur Verlierer gibt. Wissenschaftliche Studien belegen, dass bei den dargestellten Tierhaltungssystemen die Rentabilität nicht erbracht wird. Bauern können sich in dieser Wirtschaftsweise „bei Gott“ nicht bereichern. Sie geraten vielmehr in eine breit gefächerte Abhängigkeit. Diese Systeme erbringen ein hohes Maß, vom ethischen Standpunkt besehen, ein nicht tolerierbares Ausmaß an Tierleid .
Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass wir nur von einer gesunden Landwirtschaft und gesunden Tieren, die ihrer Art entsprechend gehalten, gefüttert werden, gesunde Lebensmittel bekommen können. So gesehen ist der Konsument letztlich der doppelte Verlierer. Er bekommt nicht die Lebensmittel-Qualität, die er brauchte und muss letztlich die Havarien dieses verfehlten Systems mit seinem Steuergeld begleichen.
Als ich mich von Faktum zu Faktum vorarbeitete, tauchte eine Erinnerung in mir auf. Vorjahrzehnten
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