Schmeckt's noch?
Ohr erklingen lässt:
„Qui l’augel da pianta in piñata
lieto vola, dolce canta
cor che langue a lusingar.“ 4
Libretto: Nicole Giuvo
Orange gegen Orange. Die gewachste, die sich Ihnen in der Farbe schreiend aufdrängt, beim Schälen, beim Essen, schal und beliebig. Es könnte irgendeine Frucht gewesen sein. War das eine Orange? Welche Enttäuschung! Geborgte und vorgetäuschte Strahlkraft, auf Verdacht geerntet, auf Bestellung gereift — wie ein Leichentuch legt sich der Glanz- und Konservierungsstoff, das Antischimmelmittel über die Orange. Wieder einmal mehr sind Sie in die Falle gegangen, haben Ihr Geld für das Zweitbeste ausgegeben, Ihre Freude trüben lassen und sich um einen wirklichen Genuss und eine imaginäre Reise gebracht.
Francesco meint:
„Unsere Arbeit muss man beim Essen unserer Produkte überprüfen können. Die Früchte von kultivierten Pflanzen müssen sowohl vom Geschmack als auch von den Inhaltsstoffen so nah wie möglich an den Wildpflanzen sein. Dann sind es geglückte Früchte.
Das Vertrauen der Konsumenten bedeutet für den Bauern, dass er Verantwortung trägt für die Ernährung der Menschen und für ihre Gesundheit, zumindest so weit, als das in seinem Einflussbereich liegt.“
Zum einen lebt der Bauer im Kreislauf der Natur, zum anderen im Kreislauf Natur — Bauer — Konsument. So leben wir in Solidarität miteinander in einer Solidargemeinschaft. Das gilt es zu verstehen.
Vom Finden des Maßes,
das uns zumutbar ist
Markus Schörpf —
ein Bauer im rauen, aber nichtsdestoweniger idyllischen Waldviertel.
Jedes Jahr im Frühling liest er aufs Neue mit Gleichmut und Beständigkeit die Steine aus seinen Feldern. Steine, die beim Bearbeiten des Bodens an die Oberfläche kommen. Der Gleichmut kommt von der Gewissheit, dass der Boden immer besser wird. Markus baut den Humus, das Bodenleben, die Bodenqualität auf. Er gibt seinem Boden mehr, als er ihm entnimmt. So ist Markus Schörpf , das ist sein Wesen.
Er gibt mehr, als er nimmt. Um die Gesundung voranzutreiben. Die Gesundungsprozesse im Sozialen und in der Landwirtschaft sind seine Passion. Unermüdlich engagiert er sich für seine Art des Landwirtschaftens — eine radikal andere Art. In seiner Überzeugung stehen wir am Beginn einer Landwirtschaftswende. Die Morgenröte der neuen Landwirtschaft ist für ihn unübersehbar.
Seine Kraft setzt er ein, um mit seinen Mitstreitern das Zukunftsmodell Landwirtschaft, in der es nur Gewinner gibt — die Natur, die Bauern und uns Konsumenten — der Öffentlichkeit verständlich zu machen. Eine Landwirtschaft, die auf Respekt gegründet ist, die den Einsatz von Industriedünger und Pestiziden und die Ausbeutung verweigert. Seine Landwirtschaft, in der ein gesundes Bodenleben und gesunde Tiere die Voraussetzung sind, um gesunde Lebensmittel zu erzeugen. Eine Landwirtschaft, in der das Leben im Mittelpunkt steht — von der Pflanze über die Tiere bis zum sozialen Leben. Der Mensch als Teil eines integrativen Netzwerkes.
Er kennt alle Höhen und Tiefen der Landwirtschaft. Vor Jahrzehnten hat er sich aus eigenem Erkennen — die Freiheit von Ideologien und Vorurteilen hat ihn schon immer ausgezeichnet — radikal und konsequent von dem ausgetretenen, in die Sackgasse führenden Weg der Landwirtschaft abgewandt. Seinen Hof führt er konsequent seiner inneren Überzeugung entsprechend.
Roggen, Gerste und Hafer baut er auf seinen 25 Hektar an, und er hält Ziegen. Die Milch der Ziegen verarbeitet er zu Käse. Ein Handwerk, das er neben seinem Bauer-Sein noch gelernt und in dem er es zu großer Meisterschaft gebracht hat. Mit Ziegen zu leben und zu arbeiten ist eine der größten Herausforderungen. Ziegen sind die Individualisten unter den Haustieren. Der unbeugsame Individualismus der Ziegen brachte schon manchen Halter zur Weißglut.
Geduld, Einsicht und Verständnis sind auch die Grundeigenschaften eines guten Käsers, der neben dem luftigen Frischkäse auch den anspruchsvollen Hartkäse fertigt. Alles, was Markus macht, ist durchdacht, von seiner inneren Haltung und seinem Gestaltungswillen durchdrungen.
Um zu sehen, wohin sich die Landwirtschaft entwickelt, fährt er alle paar Jahre ins gelobte Land nach Texas, dorthin, wo unsere Zukunft vorweggenommen ist. Er fährt über das Land, besucht landwirtschaftliche Betriebe und staunt immer wieder über das, was möglich ist. Der Rationalisierung in der Landwirtschaft scheinen kaum Grenzen gesetzt zu sein.
Vor
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