Schmeckt's noch?
Spießbürgerträume, wie das gestellte Schuhplattln für Touristen.
Nur eine gelebte und gewollte Landwirtschaft hat Zukunft. Nicht nur die Konsumenten entscheiden die Zukunft der Landwirtschaft. Eine Landwirtschaft, die sich nicht aus eigener Intention unverzichtbar macht, benötigen wir nicht. Sie ist austauschbar, wie die Produkte, die aus ihr kommen.
Milch von Turbokühen, die unabhängig von der eigenen Hoffläche gehalten und gefüttert werden, Tiere, die aus tierquälerischer und lebensverachtender Massentierhaltung kommen, Obst und Gemüse, das zu Tode gedüngt und gespritzt wurde — wer braucht sie?
Diese Qualitäten können wir von überall bekommen. Bei dieser Art von Nahrungsmitteln ist der Preis das einzige Kriterium, und der kann — der Qualität entsprechend — nicht niedrig genug sein. Als Konsumenten können Sie da nicht rücksichtslos genug handeln. Eine unzumutbare Zumutung muss auch einen unzumutbaren Preis haben. Gleiches gegen Gleiches. Schluss mit der Sentimentalität, Schluss mit dem Sand-in-die-Augen-streuen, Schluss mit den abartig verlogenen „heilen“ Bauernwelten.
Die größte Bedrohung für uns Konsumenten und unsere Gesundheit sind die Qualitäten, die manche Bauern und schon sehr viele Verarbeiter von Lebensmitteln uns zumuten.
Eine Wechselwirkung von Konsument zu Urproduzent existiert schon längst. Die Bauern sperren die Tiere weg, halten sie hinter verriegelten Toren, und wir haben entschieden, nicht hinzusehen — wozu wir nicht nur das Recht, sondern die Pflicht hätten! Stattdessen lassen wir uns rührselige Geschichten vorgaukeln.
Ohne Eigenverantwortung und solidarisches Handeln wird es keine Wende in der Landwirtschaft und in der Lebensmittelproduktion geben.
Heuer wurde an die Mitarbeiter des Seikatsu -Clubs in Japan der Alternative Nobelpreis vergeben. Die 1,5 Millionen Mitglieder dieses Clubs haben sich entschieden, nicht mehr die Augen zu verschließen vor dem, was ihnen an Lebensmitteln zugemutet wird. Der Seikatsu -Club wurde 1965 von japanischen Hausfrauen gegründet. Der Anlass war das unbotmäßige Preisdiktat der Molkereiwirtschaft und die Minamata-Verseuchung. 5 Die Hausfrauen wollten für sich und ihre Familien keine vergifteten Lebensmittel, keine Lebensmittel mit künstlichen Zusätzen. Sie hatten den Wunsch, gesunde Lebensmittel aus einer gesunden Landwirtschaft zu beziehen. Sie wollten Lebensmittel, die im Einklang mit der Natur produziert werden. Heute hat diese Organisation einen großen Einfluss auf die japanische Agrarpolitik und auf die Energiepolitik des Landes. Die Mitglieder lehnen Atomstrom entschieden ab. Sie verhindern freien Importzugang von gentechnisch veränderten Lebensmitteln aus dem Ausland. So konnte das Land von den gröbsten Auswüchsen der Lebensmittel-Industrie freigehalten werden.
Das Netzwerk des Seikatsu -Clubs hat eine Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft geschaffen, in der Lebensmittel abseits des ausbeuterischen Prinzips produziert werden, die auf gegenseitiger Hilfe, Vertrauen und Respekt von Mitmenschen und Natur beruht. Der Club ist inzwischen so erfolgreich, dass nicht nur Lebensmittel, die in ihrer Organisation produziert werden, gesunde Lebensmittel sind, sondern die Qualität von Lebensmitteln in Japan insgesamt gehoben wurde.
Die Produktionsstandards von Lebensmitteln werden in der japanischen Gesellschaft nicht länger ausgeblendet.
Auch wir und unsere Lebensmittel werden von der nächsten Stufe der Rationalisierung bedroht. Gentechnisch veränderte Lebensmittel stehen vor unserer Haustüre. Im Futter der Nutztiere haben sie längst Einzug gehalten. Auch bei uns gibt es kaum noch gentechnikfreies Futter. Bei den Futterzusatzstoffen, wie Vitaminen und Aminosäuren, ist die Frage nach gentechnikfreien Mitteln müßig. Auch bei manchen Hilfs- und Zusatzstoffen in unseren Lebensmitteln, wie Enzymen oder Aromen, wird es immer schwieriger, in der Produktion dieser Stoffe Gentechnikfreiheit zu gewährleisten. Wie schaut es wirklich aus?
Gentechnik
Auch die Anwendung von gentechnischen Verfahren in der Landwirtschaft wird beschönigt. Sie wird kurzerhand „Grüne Gentechnik“ genannt. Die Farbe grün ist nicht nur Symbol für das Grün der Natur, mit ihr wird uns Konsumenten auch unterschwellig suggeriert, dass ja alles nicht so Schreck einflößend ist, wie zunächst vermutet.
Bei transgenen Pflanzen, d.h. genetisch veränderten Pflanzen, gibt es weltweit vielfältige Zielsetzungen:
1. Entwicklung
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