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Schmerzgeil

Schmerzgeil

Titel: Schmerzgeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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Spaziergang machen – aus deinem Mund hört sich das mehr als fies an.
    „Zunächst einmal ziehst du die Sachen an, die ich dir dort bereit gelegt habe.“
    Ich gehe hin und sehe einen schwarzen Ledermini, halterlose ebenfalls schwarze Strümpfe und ein sehr enganliegendes Top, das kann ich so sehen, es ist lackschwarz. Für darüber immerhin, ein Glück, eine glänzend weiße Bluse, ein warmes gebrochenes Weiß, ich atme auf, denn kaltes Weiß steht mir nicht. Ich habe blonde Locken und eine helle Porzellanhaut.  
    Schwarze Pumps sind auch da.
    „Zieh sie an.“
    Es klingt eine Spur schärfer und ich fühle ein halb angenehmes, halb angstvolles Prickeln und Schaudern durch mich hindurch ziehen.
    Ich starre weiter die Kleidungsstücke an. Wie mini ist denn dieser Mini?
    „Der Slip fehlt“, sage ich dann kühn.
    „Nein, er fehlt nicht“, belehrst du mich und stehst jetzt dicht neben mir, „er ist einfach nicht da. Du wirst keinen tragen. Verstehst du, sub?“
    Ich schnappe nach Luft. Selbstverständlich habe ich so etwas noch nie zuvor gemacht. Mir vorgestellt, ja, aber es wirklich zu tun … ich soll tatsächlich so durch die Gegend laufen? Tief in mir drin entdecke ich einen Faden Gehorsam und presse ein „Ja, Herr“ hervor.
     
    Nicht sehr lange darauf sitzen wir am Neckarufer auf einer kleinen verschwiegenen Bank und unterhalten uns. Meine Füße brennen vom Laufen in den für längere Gänge ungeeigneten Schuhen, und ich habe Lust, die Pumps abzustreifen und … oh nein. Lieber nicht. Lieber nicht einmal dran denken. Schon oft habe ich feststellen können, dass du meine Gedanken liest. Trotzdem nistet ein kleines verstecktes Lächeln in meinen Mundwinkeln, als ich mir kurz lustvoll vorstelle, das zu tun und eine Strafe dafür zu erhalten.
    Ich wende kurz das Gesicht ab.
    „Sieh mich an“, sagst du und ich gehorche. Das Lächeln habe ich schnell weggewischt.
    Was kommt nun, frage ich mich und schlucke.
    Überraschenderweise geht es zunächst nicht um mein Verhalten während des Ansatzes, dir einen zu blasen.
    Nein, du forderst mich auf, dir von meiner Gier zu erzählen.
    Ich starre dich entgeistert an.
    „Meinst du, ich hätte das vergessen, sub?“, setzt du noch hinzu.
    „Nein“, flüstere ich.
    „Aber ich kann nicht. Es ist zu persönlich.“
    Du grinst.
    „Mhmmm. Seeehr interessant. Überaus – nett.“
    Ein Moment des Schweigens folgt, ein langer Moment, der an meinen Nerven zerrt.
    Gleich kommt etwas, ich ahne nur nicht, was. Ich spüre deine Finger an meinem zarten Handgelenk. Hier kann uns niemand sehen, ein Glück, denn es bestünde immer die Gefahr, einem Bekannten zu begegnen.
    Dann drehst du mir ganz langsam und mit sehr viel Gefühl den Arm um, so dass ich mich krümme, sehr weit nach vorn beuge, mit der anderen Hand versuche ich mich abzustützen – bis du diesen Arm auch packst und das gleiche damit machst.
    Ich zische leise vor Schmerz, aber auf erneutes Nachfragen schüttle ich wieder den Kopf.
    „’Ich kann sehr gierig sein’, hast du gesagt“, zitierst du mich geduldig. „Ich möchte nach wie vor mehr darüber wissen.“
    Du lässt mich los.
    „Nein! Ich kann nicht!“
    „Du kannst mich offenbar noch nicht einmal mehr richtig anreden, sub.“
    Da hast du recht. Die Flammen spielerischer Rebellion, also des Sich-Sträubens auf der Spielebene, lodern in mir, und ich presse trotzig die Lippen zusammen.
    Als du mich aufforderst, Brennnesseln zu pflücken, schaudere ich kurz, überwinde mich dann und erinnere mich, dass ich auch das gut kann und verkrafte, ja, dass mich Nesseln sogar mit Energie aufladen, wenn ich mich freudigen Herzens auf das Pflücken und das Brennen und den Schmerz einlasse. In dem Moment, da ich mich erhebe von der Bank, schlüpfe ich aus einem Schuh. Es sieht wie ein Versehen aus, aber es ist keins, und am Hochziehen deiner Augenbrauen erkenne ich, dass du das auch weißt.  
    Wieder lächle ich bei der Brennnessel-Tortur und diesmal schaffe ich es nicht, das Lächeln rechtzeitig zu verbergen.
    „Ah“, meinst du, „meine Strafen scheinen dir richtig Spaß zu machen. Deine Gier scheint sich auch darauf zu erstrecken, wie?“
    „Ja“, murmle ich, und: „Nein.“ Und: „Ich weiß nicht.“
    „Sub, willst du mich reizen?“
    „Nein, Herr. Ich vergaß es nur für den Moment, Herr.“ Die richtige Anrede im Spiel …
    Meine Hände und Unterarme brennen und prickeln immer noch, ein wenig Schweiß perlt mir von der Stirn. Vögel singen und Insekten

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