SchmerzLust: Mein geheimes Leben als Domina (German Edition)
Horrorstorys von Bekannten, wie man sich erst fleißig schrieb und die dort rasch erkannte Seelenverwandtschaft durch nächtelange Telefonate untermauerte, um dann beim ersten Treffen schockiert vor einem – natürlich nur subjektiv empfundenen – Antibild zu stehen. Oh Mann, worauf hatte ich mich da bloß eingelassen? Zu spät – Alexander war bereits an der Tankstelle und wartete auf mich. Als ich ausstieg, konnte ich an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass ich ihm sehr gefiel. Ich wünschte, ich hätte das auch von ihm sagen können, aber das war mir leider nicht möglich. Alexander sah … na ja … er sah irgendwie unordentlich und knüsselig aus … Jedenfalls nicht so, wie man bei einem ersten, heiß ersehnten Date aussehen sollte. Ich tat mich in jenem Moment schwer damit, die Attraktivität unter der nachlässigen Fassade ausfindig zu machen. Empfand so nur die spießige Gefährtin? Ich wurde jedoch rasch abgelenkt durch Alexanders mitreißende Art, die live natürlich noch viel intensiver war als virtuell oder telefonisch. Wir tranken in der Tankstelle einen Kaffee, um dann zu überlegen, wohin wir anschließend gehen oder fahren wollten. Unsere Münder standen nicht still. Schon bald sah die Jung-Domina die Gefährtin bittend an, und diese nickte großzügig: Ich lud Alexander zu mir nach Hause ein. Was kümmerte mich mein Geschwätz von gestern?
Als wir bei mir angekommen waren, sagte mein SM-Berater:
»Ich bin froh, dass wir zu dir nach Hause und nicht noch irgendwo anders hingefahren sind«, und zeigte auf eine mitgebrachte Tüte.
Wie sich herausstellte, war er betont ungestylt von zu Hause aufgebrochen, um seine Freundin nicht in Alarmbereitschaft zu versetzen. Offiziell besuchte er seinen Bruder. Ach so, deshalb! Er ließ sich von mir das Bad zeigen und verschwand. Als er zurückkam, sah er wie ein neuer Mensch aus und roch auch so. Er hatte sich sogar rasiert und andere Sachen angezogen.
Ich erinnere mich, dass der Abend mit ihm unglaublich stimmungsvoll war: Im Hintergrund lief leise Musik, überall brannten Kerzen und wir haben zusammen gegessen und Wein getrunken. Irgendwann, nach einem langen Gespräch über Gott und die Welt, kam er zu mir aufs Sofa, und wir begannen, uns zu küssen. Es war schließlich sogar die Gefährtin, die vorschlug, dass es oben im Schlafzimmer doch bequemer wäre. Alexander hob mich hoch, wie in einem Liebesroman, total romantisch, und trug mich nach oben, wo er mich aufs Bett legte. Wir hatten stundenlang und mit anhaltender Begeisterung Sex, richtig guten Sex. So lange, bis wir mitten in der Nacht wieder Hunger bekamen und Alexander beschloss, zu einem nahe gelegenen Fast-Food-Restaurant zu fahren, um uns mit Hamburgern zu versorgen. Danach liebten wir uns wieder – genauso leidenschaftlich wie zuvor.
Halt! Nicht das Buch zuklappen!
Auf den folgenden Seiten wird es noch reichlich unerbittliche Dominanz und quälenden Sadismus hageln, sodass manch ein Leser sich nach ein bisschen Romantik zurücksehnen wird.
Ich glaube, dass wir diesen normalen Sex auch deshalb so genossen, weil wir froh waren, uns gefunden zu haben, und weil wir wussten, dass wir für Experimente alle Zeit der Welt haben würden. So oder ähnlich müssen wir damals wohl gedacht haben …
Danach ging allerdings alles Schlag auf Schlag: Alexander verließ seine Freundin, zog innerhalb kürzester Zeit bei mir ein, und nichts konnte uns mehr von unserer unbändigen Lust auf ein Femdom-Leben mit allen Konsequenzen abhalten. Ich verlor auch schnell jegliches Interesse an Marcel, weil ich mich mit ihm nicht annähernd so ausgiebig und scheinbar grenzenlos ausleben konnte wie mit Alexander. Ich weiß noch nicht einmal mehr, ob ich mich nach meinem ersten Treffen mit Alex überhaupt noch einmal mit meinem Kollegen außerhalb der Firma getroffen hatte, geschweige denn, was wir gemacht haben könnten. Umso besser erinnere ich mich an die erste Zeit mit Alexander.
Ich war total verliebt. Wir waren beide total verliebt. Das war aber kein Grund, meine neue Leidenschaft aus den Augen zu verlieren. Und selbst wenn das geschehen wäre, hätte Alexander mich mit seiner devoten Veranlagung schnell wieder auf Kurs gebracht. So aber zogen wir an einem Strang.
»Ich möchte, dass du immer daran denkst, dass du mir gehörst«, äußerte ich, als wir ganz am Anfang unserer Beziehung abends beim Essen saßen.
»Dann musst du Regeln aufstellen, Maus.«
Außerhalb unserer Spiele nannte er mich so, und
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