Schmetterlinge im Gepaeck
aufzufangen, aber ich falle gar nicht. Oder doch? Ihre Hand ist auf meinem Arm und hält mich aufrecht. »Was ist los, was ist passiert?«
Bestimmt hat Lindsey Calliope gesehen. Calliope war immer diejenige, die durch den Park gelaufen ist, das gehörte zu ihrem Training. Natürlich war es Calliope! Ich schiebe die andere Möglichkeit weg, ganz weit weg, aber sie federt sofort zurück. Dieser Parasit, der in mir wächst. Er verschwindet einfach nicht, egal, wie oft ich mir vornehme, ihn zu vergessen. Das ist die Vergangenheit und die Vergangenheit kann niemand ändern. Trotzdem wächst er immer weiter. Denn so furchtbar es auch ist, an Calliope Bell zu denken â es ist nichts im Vergleich zu dem Schmerz, der mich überkommt, wenn ich an ihren Zwilling denke.
Dieses Jahr werden beide im letzten Highschool-Jahr sein. Was bedeutet, dass es keinen Grund gibt, warum ihr Zwilling nicht da sein sollte, auch wenn ich ihn heute Morgen nicht gesehen habe. Ich kann nur noch auf etwas Aufschub hoffen. Und diese Zeit brauche ich, um mich darauf vorzubereiten.
Ich sende Lindsey ein schlichtes Fragezeichen zurück. Bitte, bitte, bitte , flehe ich das Universum an. Bitte lass es Calliope sei n.
»Ist es Max?«, fragt Anna. »Deine Eltern? O nein, es ist bestimmt der Typ, den wir gestern aus dem Kino geschmissen haben, oder? Dieser Spinner mit dem riesigen Handy und dem Eimer voll Hühnchen! Wie hat der bloà deine Numâ«
»Der ist es nicht.« Aber ich kann es ihr nicht erklären. Nicht jetzt, das nicht. »Alles okay.«
Anna und St. Clair tauschen einen identischen ungläubigen Blick.
»Es geht um Betsy. Meinen Hund. Andy schreibt, sie benimmt sich komisch. Aber ich bin sicher, es ist bloà â¦Â« Mein Handy vibriert wieder, und ich versuche so hektisch, die neue Nachricht zu lesen, dass ich es beinahe fallen lasse:
calliope. recherche ergibt neuen trainer. sie ist echt wieder da.
»Und?«, erkundigt sich St. Clair.
Calliope. Gott sei Dank, Calliope. Ich blicke zu meinen Freunden auf. »Was ist?«
»Betsy!«, rufen sie wie aus einem Mund.
»Ach so, ja.« Ich lächle sie erleichtert an. »Falscher Alarm. Sie hat nur einen Schuh erbrochen.«
»Einen Schuh?«, fragt St. Clair.
»Mensch«, sagt Anna. »Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt. Musst du nach Hause?«
»Wir kriegen das mit dem SchlieÃen schon hin, falls du wegmusst«, fügt St. Clair hinzu. Als ob er hier arbeitet. Hundertpro will er nur, dass ich abhaue, damit er seiner Freundin die Zunge in den Hals schieben kann.
Ich schreite davon, auf die Popcorn-Maschine zu. Es ist mir peinlich, dass ich so eine Show veranstaltet habe. »Betsy gehtâs gut. Aber danke«, füge ich hinzu, als mein Handy plötzlich erneut vibriert.
alles klar bei dir?
Ja. Hab sie heute Morgen gesehen.
warum hast du mir das nicht erzählt???
Wollte dich nach der Arbeit anrufen. Du-weiÃt-schon-wen hast du nicht gesehen?
nein. aber ich bleib dran. ruf mich später an Ned.
Lindsey hält sich für eine Detektivin. Das rührt daher, dass sie für Krimis schwärmt, seit sie das Nancy-Drew-Starter-Set zum achten Geburtstag bekommen hat ( Mord steht nicht im Stundenplan bis Geheimnis um die Shadow Ranch ). Deshalb nennt sie mich »Ned«. Zuerst wollte sie mir den Namen Bess verpassen, das ist Nancys stets flirtende, shoppende Freundin. Das gefiel mir aber nicht, weil Bess immer zu Nancy sagt, die Lage sei zu gefährlich und sie solle aufgeben.
Was für eine Freundin sagt einem denn so was?
Und ich bin auf keinen Fall George, Nancys andere beste Freundin. George ist eine jungenhafte Sportskanone mit Knollnase. Sie würde nie ein Marie-Antoinette-Kleid zu ihrem Winterball anziehen, auch nicht mit Plateau-Springerstiefeln. Bleibt also nur Ned Nickerson, Nancys Freund. Ned ist eigentlich ganz nützlich und steht Nancy oft in lebensgefährlichen Situationen bei. Damit kann ich leben. Auch wenn er ein Typ ist.
Ich stelle mir Lindsey vor ihrem Computer vor. Sicher ist sie sofort auf die Eiskunstlauf-Fanseiten gegangen und hat dort vom neuen Trainer erfahren. Obwohl ich es ihr auch zutrauen würde, dass sie direkt zu Calliope marschiert ist. Lindsey lässt sich nicht so leicht einschüchtern, weshalb sie eines Tages tatsächlich eine gute Ermittlerin abgeben würde. Sie ist vernünftig, offen und unbeirrbar ehrlich.
In diesem
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