Schmetterlinge im Gepaeck
einem deprimierenden Gewässer benannt werden? Es gibt auÃerdem eine HauptstraÃe hier in der Gegend, die Dolores heiÃt. Irgendwie merkwürdig.
Ich wäre lieber Lola.
Heavens to Betsy ist fertig und wir machen uns auf den Rückweg. Hoffentlich haben meine Eltern Max nicht in die Mangel genommen. Für jemanden, der auf der Bühne so abgeht, ist er sonst eigentlich ziemlich introvertiert, und diese wöchentlichen Treffen machen ihm schon zu schaffen. »Ich dachte immer, mit einem beschützerischen Vater zu tun zu haben, ist schlimm genug«, sagte er mal. »Aber zwei? Deine Dads bringen mich noch ins Grab, Lo.«
Ein Möbelwagen rumpelt vorbei, und es ist seltsam, denn auf einmal â einfach so aus dem Nichts â verfliegt meine Heiterkeit und mich beschleicht eine böse Vorahnung. Wir gehen schneller. Max muss sich inzwischen mehr als nur unbehaglich fühlen. Ich kann es nicht erklären, aber je näher wir unserem Haus kommen, desto düstere Gedanken kommen mir. Ein schreckliches Szenario geistert mir durch den Kopf: Meine Eltern setzen Max mit ihren Fragen so zu, dass er beschlieÃt, ich bin es nicht mehr wert.
Ich hoffe, dass meine Eltern eines Tages, wenn Max und ich länger als nur einen Sommer zusammen sind, kapieren werden, dass er derjenige welche ist, und das Alter dann kein Thema mehr sein wird. Aber trotz ihres Unvermögens, diese Wahrheit jetzt zu erkennen, sind sie nicht blöd. Sie geben sich mit Max ab, weil sie denken, dass wir nur zusammen durchbrennen würden, wenn sie mir verbieten, mich mit ihm zu treffen. Ich würde bei ihm einziehen und mein Geld als Nackttänzerin oder Aciddealerin verdienen.
Was natürlich völliger Quatsch ist.
Trotzdem renne ich jetzt und zerre Betsy den Hügel hinunter. Irgendwas stimmt nicht. Und ich bin ganz sicher, dass es passiert ist â dass Max gegangen ist oder dass ihn meine Eltern in eine erregte Diskussion über die Richtungslosigkeit in seinem Leben gedrängt haben â, als ich unsere StraÃe erreiche und sich alles zusammenfügt.
Der Möbelwagen.
Nicht der Brunch.
Der Möbelwagen.
Aber bestimmt gehört der Laster zu einem anderen Mieter. Das muss einfach so sein, so ist es nämlich immer. Die letzte Familie, dieses Pärchen, das immer so nach Käse gerochen und medizinische Kuriositäten wie Schrumpflebern in Formaldehyd und übergroÃe Vaginamodelle gesammelt hat, ist vor einer Woche ausgezogen. In den letzten beiden Jahren hat es eine ganze Reihe von Mietern gegeben, und immer wenn jemand geht, habe ich einfach ein schlechtes Gefühl, bis die neuen Mieter kommen.
Denn was ist, wenn diesmal sie es sind, die wieder einziehen?
Ich gehe langsamer, um mir den Laster genauer anzusehen. Ist jemand drauÃen? Als wir vorhin vorbeigegangen sind, habe ich kein Auto in der Garage bemerkt, aber ich habe es mir auch zur Gewohnheit gemacht, unser Nachbarhaus nicht anzustarren. Tatsächlich stehen da zwei Personen ein Stück von mir entfernt auf dem Gehweg. Ich spähe angestrengt hinüber und stelle zugleich aufgeregt und erleichtert fest, dass es bloà die Möbelpacker sind. Betsy zieht an der Leine und ich werde wieder schneller.
Bestimmt gibt es überhaupt keinen Grund zur Sorge. Wie hoch ist schon die Wahrscheinlichkeit?
Andererseits ⦠eine kleine Wahrscheinlichkeit gibt es immer. Die Möbelpacker heben ein weiÃes Sofa aus dem Laster und mein Herz klopft lauter. Kenne ich es? Habe ich schon mal auf diesem Zweiersofa gesessen? Aber nein. Ich kenne es nicht. Ich linse in den vollgestopften Lastwagen, suche mit den Augen nach einem vertrauten Gegenstand und finde nur stapelweise schlichte, moderne Möbelstücke, die ich noch nie gesehen habe.
Sie sind es nicht. Sie können es nicht sein.
Sie sind es nicht!
Ich grinse von einem Ohr zum anderen â ein dämliches Feixen, mit dem ich wie ein Kind aussehe, was ich normalerweise nicht zulasse â und winke den Möbelpackern zu. Sie murren und nicken zur Antwort. Das lavendelfarbene Garagentor steht offen, und ich bin jetzt sicher, dass es vorher zu war. Ich werfe einen prüfenden Blick auf das Auto und meine Erleichterung nimmt zu. Es ist ein silberner Kleinwagen, den ich nicht kenne.
Gerettet. Wieder mal. Heute ist doch ein guter Tag.
Betsy und ich hüpfen ins Haus. »Der Brunch ist zu Ende! Gehen wir, Max.«
Alle schauen zum Wohnzimmerfenster hinaus, das zur
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