Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)
er dabei noch nicht
einmal. Sie hatten ihn schlafen gelegt. Aktiviert wurde er auf eine ganz einfache
Art und Weise. Der Hersteller des Betriebssystems brachte monatlich ein
Sicherheitsupdate heraus, das sich nahezu jeder Computer dieser Welt runterlud.
In dem Moment, wenn sich das nächstanstehende Update auf dem Rechner
installierte, wurde der Trojaner aktiv und schrieb sich mit in dieselbe
Installationsdatei des Sicherheitsupdates. Da jeder PC der Welt, der an das
Internet angeschlossen war, immer mit den Servern des Herstellers kommunizierte
und nahezu alle Informationen einer Festplatte dorthin übermittelte, kopierte
die Spyware diesen Datenfluss, diese Informationen, und sendete sie auch an
ihn. So wussten sie, wer alles diese Bilder hatte und direkt noch viel mehr.
Ihm
war nämlich klar, dass die Welt noch mehr Verdacht geschöpft hätte, wenn
wirklich »zufälligerweise« alle Bilder zu diesem Thema verschwunden wären.
Für
diesen Zweck hatten sie in einem Gewerbegebiet in einem Nest in der Nähe von
Kassel eine Firmenhalle angemietet und sie mit unzähligen Festplattenspeichern
vollgeknallt.
»An
den anderen Dingen sind wir dran. Ich empfehle mich«, sagte Braun und legte
auf.
Sarah
war jetzt nur noch mit Julia und Sonja in dem Raum, da Frau Feuerstiel nun auch
nach unten gegangen war, weil sie wissen wollte, wer da gerade gekommen war.
Sarah wollte Braun noch wegen der Rede der Bundeskanzlerin angesprochen haben, aber
das konnte auch noch warten. Ändern konnten sie jetzt sowieso nichts mehr.
Sarah rief ihre Handyverlaufslisten auf und speicherte seine Nummer mit seinem
Namen.
»Die
wollen alle Sebastian auf dem Foto erkannt haben«, sagte Julia, die gerade die
E-Mails las. Sonja hatte sich zu Julia auf die Schulter gesetzt, hatte ein ernstes
Gesicht aufgezogen und tat so, als würde sie auch lesen. Sarah schaute Sonja
an. Sie schmunzelte, sagte aber nichts. Nicht vor Julia. Sarah wusste nämlich,
dass Sonja gar nicht lesen konnte.
»So,
meine Kleine, es ist gut, dass du das machst. Wir müssen nämlich jetzt los«.
»Ehrlich? Ich meine, dass ich das mache?«, fragte Julia begeistert. »Ja, pass
auf. Alle Mails zu beantworten, wirst du wahrscheinlich nicht schaffen. Wenn du
wenigstens auf jede dritte antwortest, dass Sebastian in Amerika ist, dann gewinnen
wir etwas Zeit, aber es spricht sich schon mal rum. Machst du das?«, fragte Sarah
Julia. Julias Gesicht strahlte. »Na klar, mache ich das!!«, antwortete Julia
schnell. Sie hatte sich sofort vorgenommen, dass sie Sarah stolz machen würde,
wenn sie es schaffte, doch jeder Mail zu antworten. Julia hatte schnell
erkannt, dass das eine wirklich wichtige Aufgabe war.
Sie
war stolz, dass Sarah ihr das zutraute. Sie wollte sie nicht enttäuschen. Sie
war jetzt die Computerexpertin der Ritter auf der Erde. Eine enorme
Verantwortung. Enorm!
Sarah
drückte Julia noch schnell und ging dann die Treppe hinunter. »Tschüühüüss
Prinzessin«, winkte Sonja und flog Sarah hinterher… doch das bekam Julia schon
gar nicht mehr mit. Sie war viel zu vertieft.
Sarah
ging die Treppe hinunter und hörte aus dem Wohnzimmer Stimmen.
»Und
es war mit Sicherheit nicht ihr Sohn, der auf den Bildern aus Köln zu sehen
war?«, fragte der kleine Mann. Herr und Frau Feuerstiel saßen zusammen auf der
Couch. Herr Feuerstiel machte einen selbstbewussten Eindruck und versuchte
gerade, den Reporter davon zu überzeugen, dass es nicht ihr Junge war, der den
Dom halb abgerissen hatte. Der Fotograf knipste derweilen unzählige Bilder von
den beiden. Frau Feuerstiel wirkte etwas nervös und war nah an ihren Mann herangerutscht.
Gelegentlich fuhr sie sich durch das Haar, wenn der Fotograf seine Position
verändert hatte und sie aus einem anderen Winkel knipste. Der Reporter schien,
so überzeugend Herr Feuerstiel auch klang, ihnen nicht zu glauben. Dafür war
Frau Feuerstiel viel zu nervös geworden.
Beim
Reingehen hatte der Journalist ein Familienfoto der Feuerstiels an der Wand
gesehen, stand jetzt auf und ging dorthin. Dann nahm er das Bild von der Wand
und ging wieder zu dem Paar zurück. Dabei griff er in die Innentasche seiner
Jacke und holte ein anderes Bild heraus. Er hielt beide Aufnahmen
nebeneinander. Auf beiden Bildern war definitiv ein und derselbe Junge
abgebildet, so dass Herr Feuerstiel ins Schwitzen geriet. Nervös nahm Frau
Feuerstiel die Hand ihres Mannes. Jetzt blendete sie das Blitzlicht ein wenig.
»Der
Mann ist gut
Weitere Kostenlose Bücher