Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)
auf der Welt offen bin, heißt das noch lange
nicht, dass ich mich wie ein kleines Mädchen benehme«, protestierte Sonja und
starrte geradeaus. »Willst du damit sagen, dass ich nicht offen bin? Schau,
Computer sind für mich nichts sonderlich Unbekanntes. Für dich anscheinend
schon. Nur, weil ich mich über deine neue Erkenntnis nicht mitfreue und ich
selber keinen Computer habe, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht mit der
Zeit gehe«, sagte Sarah und wartete auf eine Antwort. Doch es kam keine. Sonja
schmollte.
Sarah
wusste allerdings, dass das nicht lange anhalten würde. Sonja war gar nicht in
der Lage so lange durchzuhalten. Die nächste Ablenkung kam wahrscheinlich schon
bald… und alles war wieder vergessen. Sarah konnte das allerdings
beschleunigen.
»Jens
hat mir übrigens schöne Grüße von Wansul für dich ausrichten lassen«, sagte
Sarah mit einem Grinsen. Sonja zog immer noch einen Schmollmund, fing dann
dabei aber auch an, zu grinsen, bis sie beide anfingen, kräftig zu lachen.
»Haha,
ja is klar.«
Die
beiden bogen gerade auf den Ring um die Universität ein, als Sarah erkannte,
dass die ganzen Studenten hier anscheinend völlig unkoordiniert parkten.
Endlich sah sie ein Schild für ein Parkhaus und wollte ihm folgen, als sie
stark in die Bremsen steigen musste. Sie konnte nicht sagen, ob es ein Student
oder ein Dozent war, der da gerade, ohne auf sie zu achten, über die Straße
ging. Seine Nase war himmelhoch gerichtet, und er schaute sie mit einem
eingebauten »Ich-habe-Vorfahrt-überall«-Blick an.
Der
Zebrastreifen war zehn Meter weiter weg.
»Hätteste
platt machen sollen«, sagte Sonja und Sarah musste wieder grinsen.
»Ja,
so gefällst du mir schon wieder viel besser«, sagte Sarah und bog in die
Tiefgarage ein. Sie sah den Wagen nicht, der ihr hinterher in die Tiefgarage
folgte. Nachdem Sarah die Treppe zum Campus hochgegangen war, musste sie sich
erstmal orientieren. Sie musste zur Philosophischen Fakultät und stand jetzt vor
der Landesbibliothek. Ein Lächeln überlief ihr Gesicht. Sie war noch nie wirklich
in einer großen Bibliothek gewesen. Sonderlich wichtig schien es ihr nicht zu
sein. Hier liefen unzählige Studenten rum und sie fragte sich, wer denn dann in
den Hörsälen gerade saß?
Nach
schwerem Arbeiten sah das hier nicht gerade aus. Sie überblickte die Lage. Sie
sah überwiegend Studentinnen herum stehen, die zusammen quatschten. Vom
Aussehen unterschieden sie sich jedoch fast alle. So ein buntes Sammelsurium an
Modeklamotten hatte sie noch nie gesehen. Da waren die, die gerade aus einem James-Dean-Film
entsprungen zu sein schienen, die, die gerade von einem Musikvideodreh hätten
kommen können und die, die fast wie kleine Püppchen gekleidet waren. Allerdings
hatte hier niemand einen Kapuzenpulli mit der Aufschrift »University of Düsseldorf«
drauf an… so wie sie.
Irgendwie
fühlte sie sich jetzt doch unpassend gekleidet. Sie hätte auch ihren Tarnanzug
tragen können, der wäre hier weniger aufgefallen. Sarah ging einfach mal von
der Bibliothek aus den langen Weg hinunter, da sich dort an beiden Seiten
mehrere Gebäude befanden und auch viele Studenten entlang gingen. Vor dem
ersten Gebäude auf der rechten Seite blieb sie stehen und schaute nach oben.
Neben ihr war eine Vierergruppe von Studenten. Drei Jungs und ein Mädel. James
Dean persönlich, Buddy Holly und der ehemalige Notenbankchef der USA, Alan
Greenspan.
»Ich
habe fast 18 Stunden lang Cocktails gemixt. Und dabei 'Einen für dich - Einen
für mich' gespielt. Danach haben wir noch bis zum Morgen durchgefeiert. Die
anderen haben recht früh gegen fünf Uhr morgens schlapp gemacht. Naja, dann bin
ich mit ihr zusammengekommen und wir haben…«, sagte James Dean gerade prahlend
und zeigte auf das Mädchen.
»Hat
dein Chef denn nichts gesagt, dass du während der Arbeit getrunken hast?«,
wurde er von Buddy Holly unterbrochen.
»Ach,
quatsch, ich habe doch schon längst mit ihm gesprochen. Wir sind schon lange
per »Du«. Solange ich meine Arbeit dabei vernünftig mache, ist es ihm egal, wie
viel ich dabei trinke. Außerdem kann mir das bisschen Alkohol doch nichts
anhaben«, sagte James und lachte.
Das
Mädchen himmelte ihn an.
»Echt,
nen ganz krasses Ding, Alter. Großes Tennis«, sagte Buddy und schaute auf das
hübsche Mädel. Sein gieriger Blick war dabei unverkennbar.
»Und
das unter der Woche. Hammer! Wie oft machst du das?«, schaltete
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