Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)

Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)

Titel: Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Ruth
Vom Netzwerk:
sanftem Ton.
    »Dann
nimmst du sie auch mit?«, freute sich das Kind abgestumpft.
     
»Hier wird niemand mitgenommen«, kochte es aus Johnny leise heraus.
      Als
die beiden ein paar Minuten gegangen waren, erreichten sie in einer Nebenstraße
ein Haus. Es war mit roten Backsteinen gebaut und schien schon etwas älter zu
sein. Der Junge öffnete die nicht verschlossene Tür und ging mit Johnny rein.
      Eine
unheimliche Stille umgab einfach alles.
    Von
hier aus konnte er durch den Flur nach vorne das Wohnzimmer sehen. Rechts
führte eine schmale Treppe nach oben, die aus Holz war. Ein abgelaufener,
grüner Teppich mit ein paar Mustern war darüber gelegt.
      Der
Junge griff mit der einen Hand nach dem Geländer und schleppte sich mühsam
Schritt für Schritt, Stufe für Stufe, nach oben.
      Kurz
bevor sie oben angekommen waren, hörte Johnny auf einmal ruckartige
Atemgeräusche, die kein gesunder Mensch machte.
      Dann
ein Husten, dann eine Stimme. Johnny erkannte, dass sie von einem größeren
Mädchen sein musste.
      
»Madeleine, du musst was trinken. Bitte«, flehte die Stimme.
    In
dem Moment erreichten die beiden die obere Etage. Drei Zimmer waren hier oben.
Alle Türen standen offen. Eins zur rechten und zwei zur Linken. Der Junge ging
mit Johnny zu dem hinteren Zimmer auf  der linken Seite.
      Es
musste das Elternschlafzimmer sein, wie Johnny feststellte.
    Eine
Teenagerin, vielleicht 17 oder 18, stand an dem Ehebett und hatte den Rücken
zur Tür gerichtet.
     
»Das ist Cindy, und das ist meine Mum«, sagte der Junge und hielt Johnny wieder
hoch.
     
»Mum, hier ist der Engel, der uns holen will«, erklärte der Junge und schaute
an dem Mädchen vorbei. Als sie sich umdrehte, hatte sie eine Schnabeltasse in
der Hand und gab Johnny den Blick auf das Bett frei.
      Dort
lag eine hübsche Frau in einem Nachthemd, aber ihr Blick war fast leblos an die
Decke geheftet. Totenblass…
      Ihre
Haare waren gekämmt und lagen glatt zu ihren Schultern herunter.
      Nur
schwach konnte man den Atem der Person erkennen. Doch dann überkam sie ein
Zucken und sie hustete und keuchte wild auf. Cindy, das Mädchen, das hier noch
am gesündesten zu sein schien, schaute zwangsläufig auf die Hand mit dem
Schmetterling.
     
»Scheiße, ich bin kein Engel. Hör mit dem Schrott auf«, fluchte Johnny jetzt
leicht - aber nicht zu laut.
      Er
befürchtete, dass, wenn die Frau in dem Bett einen Schock erleiden würde, sie
wahrscheinlich wirklich starb.
    »Mark,
das ist ein Schmetterling«, sagte Cindy, die anscheinend nicht kapierte, dass
Johnny gerade gesprochen hatte.
     
»Aber er wollte Mum sehen. Ich hab ihm auch Daddy gezeigt.«
    Jetzt
berappelte Johnny sich ein wenig und flog alleine wieder in die Höhe.
     
»Was um alles in der Welt ist hier los?«, fragte er rausplatzend.
    Sie
ging einen Schritt zurück und stotterte.
     
»Du… du… du kannst sprechen!«
    »Ja,
verdammte Scheiße… und das schon ziemlich lange. Was um Himmels Willen macht ihr
hier?«
    Cindy,
der Johnnys Wortfall gar nicht passte, er war hier so unpassend, bekam es
leicht mit der Wut.
     
»Ich versuche hier, ein Leben zu retten! So gut es geht eben. Und was willst du
sein?«
     
»Verdammt, so rettet man doch kein Leben. So bringst du sie um. Bring sie zu
einem Arzt!«
      Jetzt
fing Cindy hysterisch an, zu lachen. Als sie sich wieder gefangen hatte, sagte
sie: »Du bist mir ja fein. Schau dich mal um in London. Hier gibt es kaum noch
Ärzte. Sie sind alle weggebracht worden. Zusammen mit den anderen. Die, die arbeiten
sollen. Sie sagten, dass die die Ärzte noch brauchen werden. Und die wenigen,
die hier noch zurückgeblieben sind, um für uns Verbliebene zu sorgen, haben entweder
alle Hände voll zu tun… oder kümmern sich nur um ihr eigenes Überleben. Was ich
mache, ist das Einzige, was möglich ist«, kreischte sie schon fast.
     
      Jetzt
riss Sonja Johnny aus seiner Trance.
    Das
Ganze hatte nur ein paar Sekunden gedauert. Johnny schüttelte seinen Kopf und
sagte, kein Widerwort duldend: »Los. Komm mit nach oben. Wir werden erwartet.
Und pack mit an.«
      Die
beiden Schmetterlinge ließen sich ein Stückchen sinken, packten einen Korb, den
sie bis hierhin schon geschleppt hatten, und flogen durch die geöffnete Tür
herein.
      Johnny
hatte Cindy und Mark aufgetragen, hier zu sein.
    Es
hatte etwas länger gedauert, als er gehofft hatte, aber Sonja war mit Sarah
unterwegs gewesen, und den Korb hatten ihm Uwe und Lars gepackt, da sie

Weitere Kostenlose Bücher