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Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)

Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)

Titel: Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Ruth
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hatte er laut geflucht,
war zu dem Jungen gerast und schlug ihm das eklige Teil aus den Händen, bevor
es seine Lippen erreichte. Der Junge schaute ihn verdutzt an.
     
»Ich hab aber Hunger. Und was interessiert es dich, was ich esse?«
    Jetzt
war Johnny der Überraschte. Nicht, dass sie der Welt sowieso schon längst
verraten hatten, dass es Ritter mit Schmetterlingen gab, aber ihn überraschte
diese Gleichgültigkeit in den Augen des Jungen.
      Um
ehrlich zu sein, hatte er das Gefühl, er sprach mit einem Toten. Und das hatte
ihm wirklich Angst gemacht.
    Waren
alle Kinder so, die nicht unten bei ihnen waren?
      »Wo
sind deine Eltern?«, fragte er zaghaft den Jungen.
    »Daddy
ist da hinten. Da hinten neben der Mauer, zwei Straßen weiter, und Mum ist
zuhause.« 
     
»Dann führ mich jetzt sofort zu deinem Daddy«, befahl der Schmetterling. Und
als wenn es dem Jungen völlig egal wäre, ob er nun was aß oder nicht, ging er
langsam voran. Doch alleine der Anblick, wie sich der Junge bewegte, verpasste
Johnny wieder einen weiteren Schrecken. Nur langsam trugen ihn seine Beine und
manchmal durchzuckte ihn ein Schauer, der ihn zum Schwanken brachte. Johnny kochte
nur so vor Wut. Wenn der Junge ihm jetzt seinen Vater zeigte, dann würde er ihm
mal ordentlich die Meinung sagen. Aber hallo. Der würde danach nur noch sooooo
klein sein.
      Als
die beiden an ein Haus kamen, lief zur Seite eine kleine Mauer weiter. Es hatte
den Anschein, dass es sich dabei um einen wirklich kleinen Park handelte. In
der Mauer war ein kleines Gusseisentor eingelassen, das offen stand. Hier
wurzelten zwei Bäume mittig, die aber keine Blätter trugen. Ein paar Bänke
säumten einen kleinen Weg, der einmal um den Platz lief. Früher hatte man hier
wahrscheinlich gerne seine Mittagspause mit einem Sandwich verbracht. Oder abends
im Sommer zusammen Karten gespielt oder ein gutes Buch gelesen.   
      Doch
jetzt bedeckten Laub und Müll die Fläche und nur durch den Wind, dessen Böen
hier und da den Boden freigaben, konnte man erkennen, dass es hier mal
wunderschön gewesen sein musste.
     
Der Junge schlurfte voran und blieb dann neben einer Bank stehen. »Wir sind da.«
     
»Willst du mich jetzt verarschen?«, fragte Johnny immer noch kochend, und
sofort tat es ihm leid. Er war ja nicht sauer auf den Jungen.
      Erst
jetzt bemerkte Johnny, dass neben der Bank ein kleiner Laubhügel war. Durch den
Wind hatte er gedacht, er wäre so zusammengetragen worden.
      Bis
zu dem Zeitpunkt, als sich der Junge hinkniete und mit seiner Hand am oberen
Ende die alten Blätter zur Seite fegte.
      Johnny
wurde ganz schlecht.
    Das
Gesicht eines toten Mannes kam zum Vorschein.
      Oh
Gott.
    Weiß
lag es da, die Augen in einem stummen Schrei offen.
      Johnny
vergaß, mit den Flügeln zu schlagen und fiel auf den Boden.
    »Scheiße«,
hauchte er.
     
»Das ist mein Daddy«, sagte der Junge und schaute die Leiche liebevoll an.
     
»Mach das sofort wieder zu«, forderte Johnny schnell, während er sich
aufrappelte.
      Der
Junge küsste seine Hand und drückte damit die Lippen des toten Vaters. Dann
griff er sich eine Handvoll Laub und bedeckte wieder das Gesicht.
     
»Schnell. Wir gehen hier sofort wieder raus.«
    Der
Junge hob Johnny auf, der ganz erstarrt dreinschaute und ließ sich aus dem Park
raustragen. Dann hielt ihn der Kleine vor sein Gesicht.
     
»Bist du aus dem Himmel?«, fragte er ihn.
    Scheiße.
Scheiße. Scheiße.
     
»Und willst mich auch holen? Wenn ja, dann können wir nach oben. Hier gefällt
es mir nicht mehr.«
      Scheiße.
Scheiße. Scheiße. Was geht?
    »Mum
ist auch so weit. Sie sagt, wir alle hier warten nur noch, dass wir nach oben
geholt werden. Gott hat das Leben hier unten beendet und schickt jetzt seine
Engel.«
      Erst
jetzt kapierte Johnny und riss die Augen auf.
    »Deine
Mutter lebt?«
     
»Ja, aber sie liegt seit Tagen nur noch im Bett. Sie ist nicht mehr aufgestanden,
nachdem die Männer da waren.«
    Johnny
riss die Augen noch weiter auf. Kleine Blutäderchen zeigten sich an seinen
Schläfen.
     
»Die Männer waren alle nach einander reingegangen. Vorher war sie angezogen.
Doch ich durfte nicht rein. Dann waren sie wieder weg. Nach ein paar Stunden.
Und Mum ist seitdem nicht mehr aufgestanden.«
      Johnny
war ein einzig verkrampfter Haufen Schmetterling. Sein Tattoo blinkte glühend
an seinem Körper und überall quollen angespannte Muskeln und Sehnen raus.
     
»Führ mich zu ihr«, befahl er dem Jungen mit

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