Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)

keine
richtige Frau, wenn sie nicht dafür sorgen könnte, dass er sich in sie
verliebte.
     
»Sag mal, ist alles in Ordnung mir dir?«, riss Re sie jetzt aus ihren Gedanken.
      Wie
ein Film spulten sich diese Rückblicke in der kurzen Zeit ab, aus dem Nichts
kommend, als sie durch die Türe gegangen war und ihren Bruder geärgert hatte.
Eigentlich wollte sie ja wirklich kurz mal Pilotin spielen. Aber diese Gedanken
kamen einfach, ohne sich vorher anzumelden… und fesselten sie. So, wie er es
getan hatte. Verflixt.
      Sie
kannte ja noch nicht mal seinen Namen.
    Jetzt
lächelte sie Re an und dachte sich: Okay, so hab ich noch nie empfunden, ich
bin wohl wirklich verliebt.
     
»Oh ja, ich fühl mich eigentlich besser als jemals zuvor.«
    Sie
saß nicht lange auf dem Pilotenplatz, da tauchte auf dem Tiefenscanner ein
komisches Signal auf.
      Immer
wieder trafen sie Weltraumreisende - aber deren Flugbahnen waren gerade und
ließen erahnen, dass sie einem konkreten Kurs folgten. Nur das, was jetzt auf
ihrem Scanner auftauchte, war alles andere als das.
      Da
eierte ein Raumschiff rum.
    Zickzack,
dann wieder eine Zeit lang gerade, aber nicht lange, um dann einmal sogar einen
Kreis zu fliegen.
      Also,
der Pilot musste vollkommen betrunken sein, oder aber, dort herrschte ein
Notfall. Wenn das wiederum eingetreten war, dann tat ihr das Schiff leid.
      Okay,
sie hätten sowieso nicht geholfen, aber gelegentlich konnte man es so
anstellen, dass andere Schiffe durch sie auf das, was dort in Not geraten war,
aufmerksam wurden.
     
Niemals würde ein Lan-Dan-Kriegsschiff Mitleid zeigen.
    Eine
der obersten Doktrinen. Sie waren schließlich Herrscher.
      Doch
gute Herrscher sahen nicht einfach zu, wie jemand vor die Hunde ging.
    »Re!
Schau mal, was meinst du, was das hier ist?«, fragte FeeFee.
    Re
ging zu dem Tiefenscanner und schaute amüsiert drauf.
     
»Könnte glatt ein Kämpfer sein, nachdem du mit ihm im Ring gewesen bist.
Vollkommen verwirrt im Kopf«, grinste er.
     
»In der Flugbahn ist überhaupt kein Muster, sonst würde ich ja vielleicht sagen,
er sucht was… aber so?!«
     
»Warte, ich checke ihn mal.«
    Re
ging zu einer der anderen Konsolen und tippte was ein. Dann wartete er einen
Augenblick.
     
»Nein. Alle Funktionen dieses Schiffes laufen einwandfrei. Er ist also auch
nicht in einer Notsituation«, sagte Re und ging wieder zu seiner Schwester nach
vorne.
     
»Also, was zum Geier macht der dann da?«
    Im
Vergleich zu ihrem Schiff, das getarnt, ruhig und gerade seinen Kurs flog, war
das da drüben schon eine Augenweide. Ihre Kurse, wenn man das so sagen konnte,
liefen nämlich in dieselbe Zielrichtung hin. Es war allerdings etwas langsamer,
so dass sie sich unter gar keinen Umständen treffen würden. Da es aber etwas »Vorsprung«
hatte, holten sie langsam, aber sicher auf. Und wenn der Pilot nicht, so wie er
es gerade machte - beide waren sich sicher, dass das nur aus Versehen passieren
konnte - den Rückwärtsgang einschaltete, dann würden sie ihn in knapp zwei
Stunden überholt haben.
     
     
»Noch ein Stückchen nach rechts! Neeein, das war zu weit, wieder nach links,
nach liiiiiinks, hab ich gesagt. Gut so. Jetzt geradeaus. Puuh. Gut so.
Neeeeein, zu weit nach links. Warum fliegst du nach links? Nach rechts! Jetzt
musst du nach reeeeechts…«, kommandierte die alte Stimme von hinten nach vorne
zu dem Piloten.
     
»Verdammt. Dann flieg du doch, wenn du das so viel besser  kannst!«
     
»Achtung, nach rechts! Schnell«, warnte die Stimme, machte aber recht amüsiert
weiter.
     
»Kann ich doch nichts dafür, dass Jens Taime, der beste Pilot des Universums,
so hast du dich doch selber genannt, den Autopiloten so demoliert, dass er
jetzt selber fliegen muss«, schnatterte Wansul mit einem unsagbar großen
Grinsen im Gesicht nach vorne.
      Gut,
dass Jens’ ganze Konzentration dem Flugpult und der Sicht nach vorne galt.
Sonst hätte er nämlich auch gesehen, dass Wansul gar nicht nach vorne schauen
konnte. Er saß einfach nur in seinem Sitz und guckte in der Luft herum.
     
»Das war ein Materialfehler. Da kann ich nichts für«, sagte er.
    »Ach?
Was für ein Materialfehler sollte das bitteschön sein? Wer meinte denn, als der
Autopilot seinen Kurs flog, in aller Seelenruhe seine Beine auf die Konsole zu
legen, um dabei schnell noch den letzten Kaffee für viele Tage trinken zu
müssen?...«, schalt ihn Wansul. »…Und erschrak sich dann so doll, dass er beim
Aufspringen den ganzen Inhalt