Schmetterlingsgeschichten - Chronik IV - Schmoon Lawa (German Edition)
gerade andere Planeten, damit er danach zu uns kommt und uns hilft?«
Johnny
plusterte seine Brust auf.
»Oho,
und wie er das macht!! Und er macht noch viel mehr. Wenn alles gut geht, und
die Allianzen gegen die Union geschmiedet sind, dann wird er sie alle
vernichten. Unser Erdenjunge wird das Universum befreien. Das ist so klar, wie
der Morgen nach der Nacht.« »Aber dann kommt er zu uns? Wenn die Allianzen
geschmiedet sind?«
»Ja,
natürlich! Seine Eltern sind ja hier.«
Das
war ein einleuchtender Grund. Na klar, kam Sebastian Feuerstiel zurück. Die Erde
war ja seine Heimat. Wie hatten sie da nur den Ansatz des Zweifels aufkommen
können lassen?
Der
Fragesteller bekam jetzt direkt schiefe Blicke. Er solle auf gar keinen Fall
den Schmetterling verärgern. Hier hörten sie schließlich nicht nur vage
Gerüchte, so wie sie in der unterirdischen Verteidigungsanlage kursierten,
sondern hier erhielten sie alles aus erster Hand.
»Wann
wird das denn sein?«, tauchte wieder die Frage auf. Die Frau war anscheinend
ein wenig später gekommen und hatte den Anfang nicht mitgekriegt.
»Sobald
die Dinge erledigt sind.«
Jetzt
klatschten wieder alle. Johnny war begeistert.
»Er
wird kommen!!«
Das
Klatschen verwandelte sich in ein Toben. Was war nur mit den Leuten los? Das
war fast so, als hätten seine Worte sie in einen Drogenrausch versetzt. Sie
gackerten, staunten, unterhielten sich eifrig mit sich selbst. Immer wieder
tauchte der Begriff »Schmoon Lawa« auf.
Anscheinend
war das eine Bezeichnung unter den Leuten, die sich bereits vorher schon
festgesetzt hatte.
Der
Rock‚n’Roller kannte ihn allerdings nicht. War auch nicht so wichtig.
Johnny
hörte dem aufgeregten Geschnatter liebend gerne zu. So heftige Reaktionen auf
seine Erzählungen hatte er noch nie erlebt. Die Menschen vor ihm stellten sich
Fragen - und gaben sich selber ihre eigenen Antworten. Johnny begriff, dass er
nur noch eine Nebenrolle spielte. Das Getratsche hatte ein Eigenleben. Um aber
noch einmal im Mittelpunkt zu stehen, schaltete sein Schmetterlingsgehirn
schnell. Er griff die Bezeichnung der Leute auf.
Aber
er musste brüllen, um die Geräuschkulisse zu übertönen: »Schmoon Lawa…«, schrie
Johnny jetzt, damit die Menschen sich ihm wieder zuwandten.
»…wird
zur Erde kommen…«, begeisternder Applaus.
»...
und alle Menschen, egal ob jung oder alt, Mann oder Frau….«,
Johnnys
Stimme war am Maximum ihrer Power.
»…
befreien und in eine freie Zukunft führen.« Ekstase. Mit einem Krächzen in den
letzten Worten beendete Johnny seine Prophezeiung.
Dann
ließ er sich zu den Kindern und dem einen Soldaten runter. Sein Gesicht
strahlte.
»Ich
besorge euch alles, was ihr wollt. Nennt mich ab jetzt euren Chef-Organisator!«
Johnny
musste erstmal durchatmen, er hatte keine Ahnung, ob Sebastian jemals kommen
würde. Aber das brauchten die hier. Das hatte er gut gemacht. Dann schaute er
wieder auf.
»Wir
brauchen was, das gut brennt.«
Der
Soldat blickte den Schmetterling mit seinen Kindern an. Er schätzte die
ältesten beiden auf knapp vierzehn. Zwei auf höchstens zehn.
Und
die anderen beiden waren maximal fünf. In all ihren Augen war eine Leere, die
der Soldat aus Krisengebieten von früheren Einsätzen kannte. Es war die Hoffnungslosigkeit
von Kindern, die ihre Eltern verloren hatten. Das freudige Feuer des Lebens,
der Zukunft, war erloschen. Was da noch ein wenig in ihnen loderte, waren die
Flammen des Hasses. Und diese wollten bedient werden. Da der Soldat erahnte,
dass mit dem Schmetterling Johnny dieses Element gelenkt wurde, wollte er ihnen
jetzt noch mehr helfen. Er überlegte. Napalm war zu hart. Das wäre dann doch
ein wenig zu unkontrollierbar in den Händen der Kleinen.
Dann
erblickte er eine Kiste, die genau das Richtige war.
Schnell
ging er zu der grünen Holzbox hin. Ein Brecheisen lag in der Nähe, das er
griff. Dann haute der Soldat die Stange in den Schlitz zwischen Deckel und
Kiste. Unter einem Knarren gaben die Nägel nach. Zwischen Holzspänen lagen
sorgfältig aufgereiht unzählige Metallstangen. Es waren Magnesiumfackeln -
ihnen war ein blauer Farbstoff beigemengt. Sie brannten sogar unter Wasser.
»Ich
denke, das ist passend für euch. Wollt ihr mir verraten, wofür ihr sie
braucht?«
»Nee«,
lächelte ihn ein knapp zehn Jahre altes Mädchen an, während die anderen sich
die Stangen überall an ihrem Körper
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