Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
Weibchen rein. Sie war vor zwei Wochen
befruchtet worden. Ihr Bauch zeugte bereits davon, dass sie innerhalb der
nächsten Tage niederkommen würde. Wäre diese Geburt in Ordnung, konnten sie
diese beiden Exemplare ebenfalls auf die Farm schicken. Bei ihnen gab es nichts
mehr zu entdecken. Aus reiner Vorsicht hielten sie sich aber immer noch ein
paar Exemplare der Sorte hier. Das war bei ihnen nun vorbei. In ihre Zellen konnten
dann diejenigen ziehen, die auf der vorletzten Stufe waren. Hier hatten sie zum
Glück noch drei Männchen und drei Weibchen. Sie schienen nach nur zehn Tagen
Schwangerschaft den Geburtszeitpunkt erreicht zu haben. Es waren immer ein paar
Männchen mehr hier. Aber dass sie nun eins verloren hatten, naja, sagte sich
Elbono, das wollten sie mal als einen Betriebsunfall verbuchen. Ihr Projekt
geriet dadurch ja nicht in Gefahr. Hinter diesen Zellen mit Glasscheiben
folgten dann die Zellen der neuesten Generation. Die ersten beiden waren leer,
was Dr. Sandokan Elbono beim Anblick der sauber aufgeräumten Räume ein wenig
missmutig stimmte.
Doch
dann kam die Zelle mit seinem Weibchen.
Als
er vor ihrer Scheibe ankam, widmete er sich erstmal dem Monitor, der gegenüber
der Scheibe in der Wand eingelassen war.
Dr.
Sandokan Elbono meldete, dass er hier war. Das mussten sie alle machen, wenn
sie bei diesen Exemplaren waren. Sofort drehte er sich danach um, betrachtete
es… und staunte nicht schlecht.
Vor
ihrem Bauch war eine Beule von der Größe einer Wassermelone! So schnell?
Elbono
musste schlucken.
Vielleicht
hatten sie Glück und ihre Gene setzten sich bei den Nachkommen mehr durch als
die des schwächeren Männchens?
Und
dass es schwächer war, das hatte es ja bewiesen.
Der
weiße Raum, mit seinen weißen Fliesen, wirkte im Moment so unschuldig. Sie
lehnte sitzend an der Wand und schien fast melancholisch ihren Bauch zu
streicheln. War sie zuvor so aufnahmefähig, wirkte es jetzt so, als würde sie
seine Gegenwart diesmal überhaupt nicht spüren. Hoffentlich war sie durch die
Befruchtung nicht erkrankt!?
Ein
Schrecken lief ihm den Rücken runter. Auf gar keinen Fall, hämmerte es in
seinem Kopf. Sein Verstand hingegen schien durch diese Träge, die sie zutage
legte, nun auf Hochtouren zu laufen. Aber Elbono wurde sofort beruhigt.
Summte
sie dort ein Lied?
Ein
Kinderlied, fragte er sich.
Er
schüttelte sich. Kann gar nicht sein, mahnte sich Elbono. Wäre nun jemand hier,
mit ihm, dann würde er ihn fragen. Er war aber alleine. Ganz alleine. Die
anderen Forscher nutzen diese Zeit immer, um ihre Pause zu machen.
Das
war Routine – genauso wie er in dieser Routine immer nach seinen Exemplaren
schaute. Dabei wollte er alleine sein.
Es
war schon ein wenig so, dass er diese Momente mit ihnen genoss.
Sie
waren der Schlüssel zu ihrem, zu seinem Erfolg – und die Tore hatten sie
bereits geöffnet. Was Dr. Sandokan Elbono aber nun wirklich verblüffte, war die
Tatsache, dass es wirklich den Anschein hatte, dass sie etwas summte!
Das
Weibchen schaute ihn zwar nicht an, aber ihre Lippen bewegten sich.
Elbono
schüttelte wieder den Kopf.
Das
bildest du dir nur ein! Nein, schimpfte er sich sofort,… aber eine andere
Stimme in ihm sagte: Das bildest du dir NICHT ein!
Du
hörst sie wirklich!
Er
hörte sie wirklich?
Dr.
Sandokan Elbono drehte sich um, um an dem Monitor an der Wand hinter ihm die
Lautsprecher aus dieser Zelle hochzudrehen. Mit ein paar Handgriffen war das
erledigt. Als er sich wieder wendete, schreckte er entsetzt zurück.
Das
Weibchen stand direkt vor der Scheibe, so, als wäre sie dort schon die ganze
Zeit gewesen und schaute ihn mit funkelnden Augen, von Angesicht zu Angesicht
an…
…Das
Nächste, an das er sich erinnern konnte, war der Moment, in dem er selber die Augen
wieder öffnete.
Zwei
Sanitäter waren bei ihm. Der eine hielt seine Beine nach oben, der andere
untersuchte Dr. Sandokan Elbono.
Sie
hatten ihn hier so gefunden. Wie lange er dort gelegen hatte, konnte niemand so
genau sagen – allerdings nicht länger als eine halbe Stunde. Die Pause war dann
vorbei gewesen und die Verantwortlichen hatten ihn entdeckt. Eigentlich hätte
das Überwachungssystem bei so einer Situation anspringen müssen. Aber da nichts
passiert, niemand zu Schaden gekommen war, und nichts zerstört wurde, war es
aus geblieben. Und da Dr. Sandokan Elbono noch lebte, und wie sich herausstellte,
eine einfache Kreislaufschwäche
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