Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
so
reingesteigert hatte, dass sie es beinahe verraten hätte. So beendete sie unter
Einsatz massivster Selbstdisziplin, der Rauch schien ihr aus den Ohren zu
kommen, ihren Satz mit »…kann mich nicht mehr daran erinnern, was letztens passiert
ist!«
Dann
schaute sie grimmig Nadel und Kuhte an. Sekunden der Stille. Ein wenig
hektisch wechselten die beiden Blicke. Dann kehrte die Vernunft zu allen
zurück.
»Nun
aber dalli dalli«, winkte Nadel Johnny davon. Der schaute Sonja noch einmal
fies an und machte sich dann auf den Weg. Sonja bretterte sofort zu Sarah, die
sich mit dem Universal-General und Jack unterhielt.
»Gib
ihnen noch drei Minuten und führ dann die Abstimmung herbei«, sagte Sonja ihrer
Ritterin leise.
Sarah
nickte und warf schnell einen Blick zu Nadel und Kuhte, die immer noch mit den
Schultern eng aneinander steckten und sich etwas zuflüsterten.
»Hast
du das gemerkt?«
»Hab
ich, hab ich.«
»Dann
sollten wir…«
»…der
Sache nachgehen.«
Dann
war die Zeit vorüber. Johnny hockte sich – schön weit weg von Sonja –
demonstrativ neben Martha, die nervös Zuckerwatte futterte…und immer wieder auf
den leeren Platz von FeeFee und dann zur Türe, durch die sie verschwunden
waren, schaute. Hach, herrjemine, ihr Fell war weg! »KnirschKnirschKnirsch.«
Sarah
ging wieder ans Pult und klopfte auf das Holz.
»Meine
Damen und Herren!«
Anfangs
schienen die Menschen sie noch zu ignorieren, aber als sie ihren Satz
wiederholte, kehrte langsam, aber sicher wieder etwas Ruhe ein. In den Blicken
der Politiker konnte sie allerdings etwas sehen, das sie nicht mochte:
Unbehagen. Deutlich war es jedem Augenpaar abzulesen.
»Meine
Damen und Herren«, sagte sie ein weiteres Mal, als ein zischendes Murren unter
den Abgeordneten aufkam, das bei einem Kanadier zu landen schien. Anscheinend
hatten sie ausgemacht, dass er für sie sprechen sollte. Ein wenig unangenehm
war es ihm wohl schon. Seine Körpersprache drückte das mehr als deutlich aus.
Aber er erhob sich und Sarah, Jack und alle anderen schauten ihn fragend an.
Dann rückte er sich seine Krawatte zurecht und begann zu sprechen.
»Bitte,
bitte, bitte, betrachtet dies nicht als mangelnden Respekt euch gegenüber und
den Rittern der Blauen Rose…aber wir…wir…wir wollen noch etwas mehr Zeit. Wir
können jetzt noch keine Entscheidung fällen.«
Sarah
beherrschte sich, riss sich zusammen und antwortete.
»Die
Zeit ist es allerdings, die im Mittelpunkt steht – denn sie drängt!«
Nervös
drehte sich der Kanadier um. Doch die Augen der anderen Politiker und vor allem
eines deutschen Abgesandten, Ben Berliner, sagten ihm, er solle weitermachen.
Kein Zurück! Schnell zog der Kanadier ein Taschentuch aus seiner Brusttasche
und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Fett war er, unsportlich,
anscheinend schon Politiker noch vor dem Überfall gewesen. Dann raffte er
wieder all seinen Mut zusammen und fuhr fort.
»Es
wird hier und jetzt keine Entscheidung geben. Wir sind nicht gewillt, durch
eine übereilte Entscheidung das Leben unserer Freunde, Bekannten, Nachbarn und
allen anderen Menschen, für die wir heute hier stehen, und für die wir
sprechen, aufs Spiel zu setzen…«, sagte er und Sarah schoss sofort ein Gedanke
durch den Kopf – scheinheiliger Sack.
Dich
interessiert niemals so sehr, wie du vorgibst, das Leben der Menschen.
Dich
interessieren deine Macht und die Gelder, die du damit erlangst. Und das ist
in Gefahr. Der Kontrollverlust, das ist das, was du fürchtest.
Dann
machte er weiter. »…aufs Spiel zu setzen... « und ließ die Katze aus dem Sack.
»….wenn
wir nicht wissen, was wir dafür bekommen!«
Puuuh,
jetzt war es raus. Sofort setzte er sich wieder, damit er unter seinesgleichen
abtauchen konnte. Er war schließlich nur die Stimme gewesen. Ben Berliner
schaute derweilen amüsiert nach vorne. Es würde sie ins Schwitzen bringen. Denn
dann passierte etwas, das selbst Kuhte und Nadel nicht für möglich gehalten
hätten. Die Erdenpolitiker fingen an, auf den Tischen zu klopfen, dem Kanadier
damit ihre Zustimmung zu signalisieren. Jack Johnson und Sarah O’Boile wussten
nicht, wie ihnen geschah. Waren die denn bescheuert? Sprachlos, sie waren
einfach sprachlos. Kuhte und Nadel waren ebenfalls entsetzt, fingen sich aber
als erste. Da flutsche es Sarah allerdings schon unkontrolliert aus dem Mund.
»Das
ist doch kein Kuhhandel hier!«
Und
das saß. Es hatte den
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