Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
eine andere Gruppe von Nilas bereit, die
die andere Hälfte des Jahres hier unten arbeitete – Schichtdienst. Sie
wechselten sich immer ab. Sogar das war haargenau geplant. Ihre »freie« Zeit,
die sie dann hatten, durften sie allerdings auch nicht so verbringen, wie sie
es wollten. Claudius Brutus Drachus hatte ihnen, und nur ihnen, einen ganzen
Planeten bereitgestellt, auf dem sie abgeschieden und abgeschnitten von dem
Rest des Universums leben durften. Hierher hatten sie auch die wenigen Familien
gebracht, sofern sie überhaupt welche hatten. Lohholl, der Planet, war eine
Welt, auf der ganze Rassen hätten leben können. Er war fruchtbar, groß –
einfach ideal. Und die jeweils 500 Personen der Halbjahresschicht hatten ihn
ganz für sich. Kein Wunder, dass sie sich große Hoffnungen machten, mit
Reichtum nur so überhäuft zu werden – falls sie den entscheidenden, ultimativen
Durchbruch erlangten. Einen Erfolg, der das ganze Universum auf den Kopf
stellen würde. Die Ranghöheren unter ihnen machten sich gar Hoffnungen, in den
engeren Kreis um Claudius Brutus Drachus zu kommen. Und das, das war aus ihrer
Sicht noch nicht einmal unbegründet. Auch wenn sie von diesem Planeten aus, von
hier unten, keine Nachrichten versenden konnten, waren sie doch in der Lage,
Nachrichten zu empfangen. Und der Informationsverkehr, der hier unten einging,
zeugte davon, das reimte sich hier unten jeder zusammen, der in der Lage war,
eins und eins zusammenzuzählen - dass Claudius Brutus Drachus anscheinend in
den eigenen Reihen aufräumte. Allen war klar, dass gerade Plätze frei wurden.
Und ebenso war ihnen klar, dass diese Posten bald wieder neu besetzt werden
mussten. Es sei denn, der erste Vorsitzende der Union hatte andere Pläne. Vielleicht
mit ihnen? Möglich wäre es – aber doch unvorstellbar für diese Nilas hier
unten. Aber das Personalkarussell drehte sich. Einige mahnten zwar, es habe
doch bereits etwas von Unberechenbarkeit, da der erste Vorsitzende einige
seiner höchsten Männer und damit auch die zu ihnen gehörigen, sehr hochrangigen
Nila-Generäle und Offiziere entfernte, aber das schien den meisten nicht
aufzufallen. Andere wiederum wiesen darauf hin, dass es zu einem Chaos kommen
könnte, wenn so viele Plätze gleichzeitig frei würden. Denn der Fluss der Zeit
blieb für Claudius Brutus Drachus nicht einfach stehen, so dass er in Ruhe die
Posten wieder besetzen konnte. Nein, es würde zwangsläufig zu Fehlern, zu
Störungen in der Verwaltung des Universums kommen. Dass die Union der Herrscher
des gesamten Universums war, dass sie einen Machtanspruch darauf hatten, das
stand bei jedem Nila außer Frage.
Skeptiker
meinten allerdings, dass Gewalt und Tyrannei in noch weiterem Ausmaße, die sie
brauchen würden, um die Zeit der Neubesetzung zu überbrücken, einige Planeten
mehr in die Arme der Rebellen treiben würden – aber das war in den Augen der
meisten nur ein Nebeneffekt, der mit noch höherer Gewalt und Brutalität am Ende
wieder korrigiert werden könnte. Unter den Nilas waren sogar schon Sätze
gefallen, die von der Idee zeugten, dass man ruhig gesamte Rassen, Völker
auslöschen könnte, um Planeten für sich zu gewinnen, um sie dann mit »den
richtigen Lebensformen« neu zu besiedeln, um sich neue treue Untertanen zu züchten.
Diese würden dann wissen, dass sie ihre komplette Existenz der Union, den
Nilas, und damit auch ihnen zu verdanken hatten. Aber das waren nur wilde
Vorstellungen, wie sie sich die Männer gegenseitig in ihren Mittagspausen
erzählten. Die Männer der San-Tech-Einheit hier unten gehörten dazu. Und dass untereinander
Spannungen auftraten, man gereizt war, wenn man so lange zusammengepfercht war,
war selbstverständlich. Der einzige Unterschied zu anderen Lebewesen: Dies
waren von Natur aus böse Seelen, die hier den Betrieb aufrecht erhielten.
»Wenn
du noch einmal…«, sagte jetzt der Chef der Einheit zu dem Mann, der für den
defekten Scanner verantwortlich gewesen war, »…so eine Scheiße baust«, wollte
er weitersprechen, wurde aber von dem Laboranten unterbrochen. Der Gerettete
schien zu ihrer Überraschung etwas zu sagen. Aber viel zu leise, als dass man
es hätte verstehen können. Hurtig krempelte der San-Tech-Chef sich den untersten
Teil der Hose über die Stiefel, ließ seinen Anzug liegen und ging schnellen
Schrittes zum Opfer hin. Er hatte die ganze Zeit nichts gesagt… und nun meldete
er sich…und geriet dabei gleichzeitig in Hektik. Er griff sich
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