Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
Knöpfchen.
Zischend strömte es sofort in ihn herein.
Wohlgefühl, Glück, Beruhigung, Entspannung – alles schüttete sich gleichzeitig in ihm aus. »Aaaahhh«, stöhnte er glücklich aus.
Als Elbono die Augen wieder öffnete, waren die schwarzen Linien für ihn verschwunden. Auch der Einstich, den der Injektor verursachte, war nicht zu sehen. Das Löchlein hatte die Größe einer Pore.
Dr. Sandokan Elbono merkte, wie es sich in seinem Körper verbreitete und auch diesen Hass, dieses Brennen, dieses Feuer, das seit vorhin, seit seinem Schwächeanfall in ihm schlummerte, stiller wurde – nicht ganz verschwunden, aber schwächer geworden war.
Mist, fluchte er stumm. Überall waren die Nebenwirkungen bekannt. Und dass es welche gab, das wusste jedes Kind. Sie konnten bei jedem Lebewesen unterschiedlich sein.
Bei einigen lösten sie eine Art Gehirnschock aus, was schon eine der schlimmsten Möglichkeiten neben dem schnellen Herztod war, bei anderen, wie bei ihm, ging es leichter aus, das »Opfer« fiel einfach mal eben so in Ohnmacht.
Glück gehabt, sagte er sich… und grinste sein Spiegelbild an.
Das Universum hatte doch noch wesentlich mehr mit ihm vor.
Ja, er war vom Schicksal auserwählt worden. Als er ein paar Schritte vom Spiegel zurückging, um sich in voller Größe zu bewundern, zeigte ihm das Glas, dass die schwarzen Linien auf seinem, immer noch freien, Unterarm wieder zurückgekehrt waren.
Verdammt, schreckte Dr. Sandokan Elbono auf.
Er schaute an sich runter.
Mist. Aber… er sah…, dass die Linien gar nicht so sonderlich von seinem Einstich wegliefen…sondern eher dahin! Sie kamen von seinem Oberarm aus. Entsetzt riss er sich seinen kompletten Kittel vom Leib und zerrte, ohne sich mit dem Aufknöpfen abzumühen, das Hemd auf.
»Scheiße«, hauchte er, als er seine nackte Brust sah.
Der Ausgangspunkt war sein Herz! Von dort liefen überall schwarze Linien ab und suchten sich ihren Weg – zu seinem Hals, zu seinem Bauch bis hinunter in seine Beine.
Er wollte sich gar nicht erst seine Hose runterziehen.
»Verdammt«, ächzte er und griff schnell in sein Schränkchen.
Dank der ersten Dosis war die Panikattacke, die in ihm hochkam, nur halb so schlimm, aber noch ausreichend genug, dass ihm die Hände zitterten.
Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.
Seine Blicke huschten von dem schwarzen Spinnengewebe, das sich über seinen Körper zog, zu dem Schränkchen. Beinahe ließ er das Pad mit der nächsten Dosis fallen, konnte es gerade noch auffangen und tauschte es mit dem verbrauchten aus dem Injektor aus. Dann setzte er es sich, ohne seinen Körper zu betrachten, wieder an den Arm…und drückte ohne zu zögern ab.
Er schloss seine Augen und genoss den Augenblick.
Alle Zweifel an einer zweiten Dosis waren verflogen.
Das kam einer Überdosis sehr, sehr nahe…
Diese Sorgen waren irgendwo in ihm weit, weit entfernt für eine Millisekunde in dem Moment aufgetaucht, als er abdrückte…aber sie waren wieder weg.
Es tat sooo gut.
Als er die Augen öffnete, konnte er sehen, wie die schwarzen Linien zu verblassen schienen. Er hatte zwar das Gefühl, als würden sie lediglich unter seiner Haut verschwinden, aber das war egal: Er war der Größte!!
Er bekam auch das in den Griff!
Jetzt arbeitete sein Verstand wieder normal – so, wie er es immer tun sollte.
Dr. Sandokan Elbono atmete durch. Ja, so war es schon viel besser. Jetzt wollte er genießen – nicht arbeiten.
Elbono zog sich das Hemd ohne Knöpfe aus und warf es einfach auf den Boden. Dann ging er zu dem kleinen Schrank in seinem Büro, öffnete ihn und holte das einzige Reservehemd heraus, das er darin hatte. Sein Blick ging bereits in Richtung seines Arbeitsplatzes. Da kam ihn eine geniale Idee: Wie konnte man das Leben anders genießen, als den Einsatz seiner Waffe zu bewundern?
Es dauerte nicht lange, da gaben seine Finger bereits die entsprechenden Befehle in den Computer ein. Wo waren seine Geschöpfe überall im Einsatz?
Zwei Sekunden später baute sich das Dokument auf.
»Aaah«, lief es ihm befriedigend über die Lippen.
Es waren mittlerweile Tausende, die sich die Nilas für ihre Zwecke geholt hatten – und die sie auf die Lebewesen auf den verschiedensten Planeten losgelassen hatten.
»Ja«, sagte er halb im Wahn, halb in der Realität.
Ja, Claudius Brutus Drachus MUSSTE ihn einfach lieben.
Langsam ging er die Zeilen
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