Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
gesamten Universum hielt. Sie waren die Erfinder des Mittels zur totalen Macht. Generäle schickten ihnen Glückwunschschreiben, und sogar die adligen Damen sendeten ihnen gelegentlich Dankesbriefe mit eindeutigen Anspielungen. Meist von Nilas, die zwar eine hohe Stellung genossen, aber im Vergleich zu ihm und Herschel Sibutka nun abseits vom Schuss lagen.
Dr. Sandokan Elbono und Herschel Sibutka waren jetzt schon mit unermesslichem Reichtum gesegnet worden, aber sie wollten mehr und mehr und mehr.
Unterschieden sich da Männer von Frauen?
Die Frauen des Adels waren Lebensprostituierte, das war ihm klar.
Und er? Er war der Macher. Diese Frauen hingegen beteiligten sich nicht – sie genossen.
Und wenn sie etwas nicht bekamen, was sie sich wünschten, dann sprachen sie bereits davon, dass sie »verzichten« mussten.
Ja, in sehr, sehr naher Zukunft wollte er auch so eine Dame haben – an seiner offiziellen Seite. An seiner inoffiziellen Seite würde er sich die schönsten Mädchen halten. Seine Zuchtstuten. Herschel Sibutka machte das wahrscheinlich jetzt schon, dachte Elbono mit einem Grinsen. Wenn er morgen die Station verlassen, der Einladung folgen würde, dann würde er auch auf die Jagd gehen. Besser: Er war ja die Beute. Das wusste er. Sie leckten sich ja bereits die Finger nach ihm. Und er würde sich fangen lassen. Gleich mehrmals, von mehreren – das stand fest. Und Sorge um die Schönheit dieser weiblichen Geschöpfe aus den Nila-Reihen musste er sich nicht machen. Sie waren alle wunderschön – das war die Grundvoraussetzung, um überhaupt dort zu sein. Sollte er sich eigentlich weiter Sorgen um den Berater machen?
Die Offiziere meinten, eine Veränderung bei ihm bemerkt zu haben, die den »Opfern« des Virus glichen. Ganz früh, ganz im Anfangsstadium. Besonders seine Stille sei aufgefallen. Aber, und das beruhigte ihn, er hatte keine Meldung von Bord des Schiffes bekommen, dass es dort einen ähnlichen Vorfall gegeben hatte wie hier unten.
Herschel Sibutka lebte… und hatte sich nicht in eine breiige Masse verwandelt.
Dr. Sandokan Elbono schüttelte den Kopf. Nein, vielleicht hatte Herschel ja nur ein paar Drogen zuviel genommen?
Er machte das immer, wenn er sich auf die Nilafeiern einstellte. Hier unten konsumierten sie beide, Elbono auch, so gut wie gar nicht, redeten sie sich ein. Allen anderen war es verboten. Aber auch sie beide brauchten hier unten all ihre Kräfte, um ihre Arbeit zu verrichten. Er mehr als der Berater. Daher nahm Elbono auch mehr zu sich. Aber auch das war alles noch im Rahmen des Erträglichen. Auf die richtige Mischung kam es an – dann ließ sich alles kontrollieren. Wenn Elbono sich selber auf den Weg zu einer »Feier« machte, dann warf er seine Mittelchen schließlich auch schon etwas vorher ein. Neben dem Effekt, dass es billiger war, als in Gesellschaft der hohen Damen und Herren, kam hinzu, dass er dann bereits bestens gelaunt dort ankam. Nur gelegentlich verschätzte er sich… und nahm zuviel.
Dr. Sandokan Elbono schätzte, dass es der »Vorkonsum« gewesen sein musste, der das Verhalten Herschels vor seinem Abflug erklärte. Da war er sich nun sicher.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ihn der Virus erwischt hatte… war hingegen gleich Null.
Elbono schaute wieder auf die Uhr. Gut, wenn er sich jetzt auf den Weg machte, dann würde er genau nach ihrer Futteraufnahme bei ihnen eintreffen.
Dr. Sandokan Elbono schwang sich aus seinem Stuhl und warf dabei noch einen Blick auf die letzte Videosequenz, die er unbewusst in einer Schleife immer und immer wieder hatte abspielen lassen.
»D-U« formten ihre Lippen.
Der Wissenschaftler machte sich auf den Weg und verließ den Raum. Nach knapp zehn Minuten war er in dem Bereich des Komplexes angekommen, in dem die abgeriegelten Exemplare waren. Als erstes wollte er sich der drittletzten Generation widmen. Das machte er immer so. Nach der Durchquerung der Schleusen schaute er beim ersten Männchen rein. Es leckte gerade das Blut von der Wand. Ein Beinknochen war das Einzige, was von seinem »Nahrungsmittel« übrig geblieben war. Es verhielt sich normal. Diese Generation hatten sie bereits auf ihre Farmen ausgesiedelt, sie waren »in Serie« gegangen und bereits im Einsatz.
Schnell schaute Elbono noch bei dem dazugehörigen Weibchen rein. Sie war vor zwei Wochen befruchtet worden. Ihr Bauch zeugte bereits davon, dass sie innerhalb der nächsten Tage niederkommen würde. Wäre diese
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