Schmetterlingsgeschichten - Chronik V - (R)Evolution (German Edition)
reihenweise weg, raus auf die Auslaufflächen der »Farmen«, oben auf dem toten Planeten. So hatten sie es auch schon mit der Vorgängergeneration gemacht. Ihre Armee war unbesiegbar geworden.
Claudius Brutus Drachus wusste, was er an ihm hatte – und was er durch ihn hatte: Das Gefährlichste, was das Universum jemals erzeugen konnte.
Seine »Monster« – er nannte sie selber so, da gab es eigentlich gar keinen Hehl draus zu machen, das musste man einfach so sehen – waren die beste Waffe, die vielleicht nie mehr übertrumpft werden konnte. Was sie mit der Züchtung weiterer Generationen machten, diente eigentlich nur der Perfektion. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es eine andere Erfindung geben würde, die das schlagen könnte – damit legte er der Union die Unbesiegbarkeit in den Schoß. Vielleicht würde Brutus ihn nach erledigter Arbeit an seinen Hof holen?
Vorstellbar wäre es. Solch eine Leistung war einmalig.
Und ohne das Wissen, dass es ganz am Ursprung auf Zufall beruhte, musste der Vorsitzende der Union ihn einfach für einen der hellsten Köpfe aller Galaxien halten, ja des gesamten Universums. Vielleicht würde man ihn dann ja in zwanzig, dreißig Jahren in die Geschichtsbücher aufnehmen?
Hier ruhte die wahre Unsterblichkeit ebenso wie in der Erhaltung ihrer selbst in Form von eigenen Nachkommen.
Claudius würde ihn mit Frauen überschütten. Da war sich Dr. Sandokan Elbono sicher. Vielleicht schenkte er ihm ja auch eines seiner Weibchen? Als Lohn?
Während er über all dies nachgedacht hatte, hatte sich der Wissenschaftler auf den Weg gemacht, um zu einem der Männer zu gelangen, die sie untersuchten.
Die Truppe hatte nie irgendwelche Auffälligkeiten geboten, war nie unangenehm in Erscheinung getreten. Und die Nilas, die für die innere Sicherheit, die Spitzel der Nilas innerhalb der Nilas, zuständig waren, bescheinigten ihnen Loyalität. Solche Männer waren selten. Eigentlich wollte er sie nicht verlieren. Einen Großteil dieser Loyalität verdankte er zweifelsohne dem bereits heute hohen Einkommen, das alle hier hatten. Sie machten halt besondere Aufgaben, die auch besondere Zuwendungen brauchten.
Es waren nur noch zwei Schleusen, die er passieren musste, dann war er da. Nach den Routine-Sicherheitschecks gelangte er schnell in den Gang, an den die sechs Quartiere angeschlossen waren. Sie hatten Wände aus Glas, vor und hinter denen noch Schutzschilde flackerten. Die Zellen hatten eine eigene Luftversorgung mit Wiederaufbereitungssystem. Auch zu ihnen gab es keine einfachen Türen, sondern ebenfalls wie die Frontwände Schleusen, die durchsichtig waren. Als er ankam, hatte der zuständige Arzt zusammen mit einem Biochemiker die Arbeit anscheinend gerade aufgenommen.
Dr. Sandokan Elbono blieb draußen stehen. Er konnte sehen, wie der Mann da drinnen, lediglich mit einem Lendenschutz bekleidet, sich Blut abnehmen ließ. Der Biochemiker scannte ihn derweil. Nachdem der Arzt die Spritze wieder beiseite gelegt und das Röhrchen in einer kleinen Box verstaut hatte, untersuchte er ihn erst einmal optisch auf Auffälligkeiten. Hören konnte Dr. Sandokan Elbono nichts. Die Kabinen waren schalldicht. Lediglich eine Sprechanlage, die außen angebracht war, hätte ihm die Kommunikation mit ihnen erlaubt. Aber warum sollte er mit ihnen sprechen?
Sie würden ihm sagen, wenn sie etwas Auffälliges sahen. Konnte Dr. Sandokan Elbono anfangs von außen erkennen, dass das Gesicht des Arztes, als es sich ihm zuwandte, angespannt war, sah er nun, dass es sich entspannte. Der Mann wies keinerlei Besonderheiten auf, auch der Scan schien keine Unregelmäßigkeiten zu entdecken.
Der Isolierte schaute zur Scheibe.
Auch von innen konnte man nach außen schauen. Für eine Verdunkelung hatten sie beim Bau keinen Anlass gesehen. Es war immer gut, wenn derjenige, der drinnen war, sehen konnte, wer hier die Macht hatte. Das Gesicht, das Dr. Sandokan Elbono jetzt anschaute, hatte nichts Bedrohliches. Eher Erleichterung, dass es ihn nicht mit irgendwas erwischt hatte.
Sie würden ihn nicht… töten. Und wahrscheinlich nicht erst danach untersuchen und sezieren. Das war ihm nun klar.
Er hatte Glück gehabt – und atmete glücklich durch.
Der Arzt und der Biochemiker packten ihre Sachen und machten sich bereit, die Schleuse wieder zu verlassen. In der Mitte der beiden Sicherheitstüren blieben sie stehen, mit einem Luftzischen erzeugte eine Maschine ein Vakuum wie draußen im
Weitere Kostenlose Bücher