Schmetterlingsjagd (German Edition)
steigen, weißt du, ‹Zieh nach Westen, Sohn›, so in diesem Stil – aber dann fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, dir etwas zu erzählen.»
«Was?»
Er hält inne. «Dass ich dich nicht verlassen will», sagt er schlicht und hebt den Blick. «Dass ich dich nicht verlassen kann .» Er legt einen Finger auf die Narbe direkt über meinem Auge, und ich atme seinen Geruch ein. «Du machst deine eigenen Regeln. Du machst keine Kompromisse. Das ist bewundernswert, Lo. Du bist bewundernswert.»
«Oh», sage ich. Ich will ihm das Kompliment zurückgeben, will ihm wieder und wieder Ich liebe dich sagen, so sehr schmerzt es, wenn das Herz wächst, mit neuem Blut versorgt wird, ganz stark kribbelt. «Oh», bringe ich nur heraus. Und plötzlich steht Officer Gardner in der Tür, den Arm voller Decken, und versucht, ein Lächeln zu unterdrücken.
Sie tritt ein und legt eine dicke Decke auf den Tisch. «Ich weiß, ihr habt gesagt, dass ihr nichts weiter braucht, aber die Heizung hier hinten funktioniert nie richtig, und ihr müsst doch frieren.» Sie zieht sich wieder zurück, und die Tür schließt sich.
«Weißt du, sie erinnert mich an dich», sagt Flynt mit glitzernden Augen und bewegt seine Hand auf meine zu. «Sie ist einfach vor dem Tens aufgetaucht, ohne auf Verstärkung zu warten oder so. Sie war wild entschlossen, mit Jones zu reden. Gott sei Dank. Sonst hätten wir dich nie gefunden.» Flynt lacht ungläubig und schüttelt den Kopf. «Weißt du, Jones hat eins der Mädchen nicht bezahlt; als wir kamen, schrie sie herum, dass er mitten in der Massage weggerannt sei und seine vierzig Dollar nicht bezahlt habe. Sie war stinksauer wegen des Geldes.» Er drückt drei Mal meine Hand. Drei. Gut. «Eine Streife meldete per Funk, dass Jones’ Auto auf der St. Claire Avenue gesichtet worden sei. Gardner nahm an, dass er zu seinem Lagerhaus wollte. Wir … wir wären fast zu spät gekommen.» Er legt mir wieder die Hand auf den Rücken und fährt leicht mit dem Finger mein Rückgrat hinunter. Ich erschauere und rücke noch näher an ihn heran.
«Heute Morgen habe ich Sapphires SIM-Card gefunden», erzähle ich leise. «Daher wusste ich, dass er es war, oder besser gesagt, ich wusste, dass es Anchor war – das war Sapphires Spitzname für ihn. Er hat versucht, sie dazu zu bringen, mit ihm zu schlafen, und ich glaube nicht, dass sie das wollte. Ich glaube, sie …»
«… sie hat sich gewehrt», sagt Officer Gardner und bringt meinen Gedanken zu Ende.
Keiner von uns beiden hat gehört, wie sich die Tür öffnete, geschweige denn bemerkt, dass sie mit Lieutenant Flack im Schlepptau zurückgekehrt ist – mit dem großgewachsenen Officer, der nach dem Mord an Mario zum Tatort kam. «Sapphire hat ihn gewarnt, dass sie seine Drohungen öffentlich machen würde, wenn er nicht damit aufhört», fährt Officer Gardner fort. «Er wollte eigentlich in die Politik gehen. Das hätte alles ruiniert, seine Geschäfte, seine Ehe. Wir sind ziemlich sicher, dass er sie deshalb getötet hat. Sie wurde zu einer Belastung.»
Flack macht einen Schritt nach vorn und streckt die Hand nach meiner Schulter aus. «Penelope, es ist schön, dich wiederzusehen. Es ist gut zu wissen, dass du in Sicherheit bist.» Er nimmt die Hand wieder weg, und Flynt berührt meine andere Schulter. Er kennt mich. Er weiß, dass die Dinge für mich ausgeglichen sein müssen, ausbalanciert. Wärme durchflutet meinen Bauch.
«Lieutenant Flack hat mir die Erlaubnis gegeben, Sapphires Akte erneut zu öffnen, obwohl wir schon einen Verdächtigen verhaftet haben», erklärt Gardner. «Er hat mir vertraut, ich schulde ihm großen Dank dafür.»
Flack reibt sich die Augen. Er sieht müde aus. «Ich bin froh, dass ich das getan habe», sagt er. «Sieht so aus, als wäre unser kleiner Gordon Jones das fehlende Verbindungsstück zwischen zwei ungelösten Mordfällen. Offenbar hat Mr. Jones sehr darauf geachtet, dass alles nach seinem Willen geht.»
«Kein Wunder, dass sie die SIM-Card im Schmetterling versteckt hat», sage ich. Jetzt löst sich für mich das ganze Rätsel. «Sie muss gewusst haben, dass er versuchen würde, ihr Telefon zu zerstören, um die Beweise zu vernichten.»
«Ein Irrer», sagt Flynt und schlägt hart mit der Faust auf seinen Stuhl. «Aua.»
Officer Gardner und Lieutenant Flack tauschen einen Blick; sie lachen beide. «Ich bin da ganz deiner Meinung. Flynt, ich brauche dich hier noch eine Weile, okay? Ich muss dir noch ein paar
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