Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
Vom Netzwerk:
nickte ich. «Was ist mit dem Clown?», fragte ich Lennard leise, als dieser sich neben mich setzte und die erste Pizzaschachtel öffnete. «Er ist ein bisschen verunsichert, schätze ich», erklärte er und lehnte sich mit einem Stück in der Hand zurück. «Er ist mir direkt in die Arme gelaufen, nachdem du ihn so lieblos ausgesetzt hattest, und hat die ganze Zeit nach dir gebrüllt. Ich konnte ihn gerade noch davon abhalten, dir weiter nachzulaufen.»
    «Ich fand ihn irgendwie gruselig», versuchte ich mich zu verteidigen. «Er hat mich so an Chucky die Mörderpuppe erinnert.»
    Lennard lachte los. «Das ist wirklich gemein.» Der Geruch der Pizza wehte zu mir herüber und mein Magen knurrte laut auf. Dennoch sah ich wieder zu dem Clown herüber. «Hey, Bodo», versuchte ich es mit einem Lächeln. «Komm doch rein.»
    «Louise!», strahlte er jetzt und rannte auf mich zu, was irgendwie seltsam aussah, bei einer Clownspuppe. Er umarmte meine Beine, weil sie das Einzige waren, was er von mir erreichen konnte.
    Ich tätschelte seinen weichen Kopf, ehe ich ebenfalls nach einem Stück Pizza griff. Extra viel Käse und Peperoni, so wie ich es mochte. Es war echt gruselig, was Lennard alles wusste.
    Der Clown ließ mich nicht mehr los, was irgendwie süß, aber auch ziemlich anstrengend war, weil er einen wirklich starken Griff hatte für eine Puppe.
    «Wo ist die dicke Kinderstatue?», fragte ich, weil ich sie nicht sehen konnte.
    «Mercutio schmollt, weil ich ihn eingesperrt habe.» Lennard verdrehte die Augen. «Wie gesagt… Er ist ziemlich launisch und nimmt einem schnell etwas übel. Man nennt das übrigens eine Putte. Das klingt irgendwie netter als dicke Kinderstatue.»
    Ich runzelte die Stirn. «Heißt nicht so eine Figur von Shakespeare? Also Mercutio?»
    «Ja. Und er behauptet steif und fest, Shakespeare hätte die Figur nach ihm benannt. Aber das ist nicht bewiesen. Das Gegenteil allerdings auch nicht.»
    Grinsend nahm ich noch einen Bissen von der Pizza, während mein Hirn wieder arbeitete und an all die Dinge dachte, die in den letzten Stunden passiert waren.
    «Mein Pa…», fing ich an, aber Lennard unterbrach mich gleich. «Es ist nicht seine Schuld», seufzte er und leckte sich die fettigen Finger ab. «Er dachte, du hast einen Rückfall und er hielt es für das Beste, dich zurück in die Klinik zu bringen.» Lennard verzog das Gesicht. «Er hat das getan, weil er dich liebt, nicht, weil er dich verletzen wollte.»
    Seufzend lehnte ich mich zurück und schloss einen Moment die Augen. Mir schwirrte der Kopf und ich war schon wieder müde, als hätte ich nicht gerade erst geschlafen. Der letzte Tag war so verflucht anstrengend gewesen, als wäre ich einen Marathon gelaufen.
    «Wie kommt Janus eigentlich hierher?», fragte ich tonlos, als ich die Augen wieder öffnete und mein Blick auf den Maskaron fiel, der auf dem Tisch lag. Lennard lachte leise. «Ja, ich fürchte, ich musste ihn aus eurer Wand brechen, bevor ich dich aus der Klinik geholt habe.»
    «In der Klinik… Das warst du?», murmelte ich und schloss wieder die Augen, weil mich das Licht der Deckenlampe blendete.
    «Ja, das war ich», bestätigte er. «Du bist müde. Leg dich wieder hin.»
    «Ich hab gerade erst geschlafen», maulte ich. Lennard lachte leise, stand auf und zog mich hoch. «Du warst in Narkose und ich bin mir nicht ganz sicher, ob nicht auch ein bisschen von dem Gift deinen Körper erreicht hat, was dieser Kerl dir spritzen wollte. Du darfst müde sein, Prinzessin. Und wenn du die Pizza zur Abwechslung mal im Magen behältst, bin ich mir sicher, bist du bald wieder auf der Höhe.»
    «Aber… Ich muss noch so viel wissen!», rief ich, während er mich halb über den Flur zog und halb trug.
    «Das kann warten. Wir sind hier in Sicherheit.» Er legte mich auf dem Bett ab und verstaute mich unter den Decken.
    «Bleibst du hier?», fragte ich kleinlaut.
    «Wo soll ich denn sonst hin?»
    «Auch nicht rüber in das andere Zimmer, oder so», maulte ich. «Der Clown ist immer noch ein bisschen gruselig. Und ich will nicht, dass die Putte kommt und mich erschreckt.»
    Lennard lachte leise und schob sich neben mich auf das Bett, während ich mein Gesicht in den Kissen vergrub und versuchte, irgendwie klarzukommen und mir gut strukturierte und sinnvolle Fragen zu überlegen, die ich ihm morgen stellen konnte. Allzu weit kam ich dabei allerdings nicht mehr.
     

Kapitel 15
    «Das war vielleicht ganz niedlich, als sie klein war, aber sieh

Weitere Kostenlose Bücher