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Schmetterlingsscherben

Schmetterlingsscherben

Titel: Schmetterlingsscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Hazy
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unten in den Garten. Wir waren im ersten Stock, also glücklicherweise nicht mehr allzu weit oben, aber dennoch nicht so nahe dem Erdboden, wie ich es gerne gehabt hätte.
    «Versuch dich abzurollen, wenn du aufkommst», sagte Lennard und dann schubste er mich, ehe ich mich doch noch dagegen entscheiden konnte und lieber abwartete, was seine Affen von mir wollten.
    Der Flug war kurz und der Aufprall hart. Wenn er mich nicht geschubst hätte, wäre ich vielleicht besser drauf vorbereitet gewesen, aber so konnte ich mich nur noch halb abrollen. Ich stöhnte ächzend auf und rieb mir die schmerzende Schulter, als Lennard geschmeidig neben mir auf dem Boden landete und mich hochriss. «Komm schon. Wir haben es gleich geschafft, da vorne steht mein Wagen.» Er sammelte unsere Rucksäcke auf, lief weiter und zerrte mich ohne Gnade mit sich.
    Dann endlich hatten wir den BMW erreicht und ich sprang ins Auto. Ich hatte noch nicht mal ganz die Tür hinter mir zugezogen, da raste er auch schon los, fuhr rückwärts aus dem Hof und auf die Straße und hätte dabei fast seine beiden Freunde umgenietet, die uns den Weg abschneiden wollten.
    «Gott, ich dachte echt, wir hätten eine kleine Verschnaufpause», seufzte er und strich sich die Haare aus dem Gesicht. «Alles okay bei dir? Hast du dir was gebrochen? Kannst du mal die anderen aus dem Rucksack holen? Mercutio ist bestimmt schon wieder stinksauer.»
    Stinksauer war gar kein Ausdruck. Die Putte war außer sich vor Rage und schrie und schimpfte wüst um sich. Dabei hätte Janus viel mehr Grund dafür gehabt. Dem Armen war bei dem Sturz aus dem Fenster die Nase abgebrochen.
    «Wir kleben sie, wenn wir Zeit dafür finden», versprach Lennard, ohne vom Gas zu gehen.
    «Nimm es nicht so schwer», versuchte ich ihn zu beruhigen. «Der Sphinx fehlt auch die Nase.»
    «Wen interessiert schon diese vermaledeite Nase von diesem Taugenichts?! Der Tölpel hat ja nicht mal einen Körper und da regt er sich über den Verlust seiner Nase auf? Das ist jawohl ein schlechter Scherz!» Mercutio war wirklich schlecht gelaunt. Bodo saß still in seiner Ecke vom Auto und lächelte mich an. Ich wusste schon, warum ich ihn irgendwie unheimlich fand. Ehrlich mal.
    «Was genau geht hier eigentlich vor sich?», fragte ich und ignorierte das weitere Gezeter von Mercutio und die empörten Anschuldigungen von Janus.
    «Das waren doch deine Freunde, oder nicht?! Sind die etwa auch hinter mir her?! Wieso jagen die mich?! Lennard?! KANNST DU ENDLICH MAL DEINE VERDAMMTE FRESSE AUFMACHEN?!»
    Er seufzte laut, während die anderen auf dem Rücksitz verstummten. «Genau genommen sind es vier Gruppen, die hinter dir her sind», erklärte er und warf mir einen flüchtigen Blick zu. «Das ist etwas kompliziert…»
    «Ich bin nicht vollends verblödet.» Ich kreuzte die Arme vor der Brust und starrte ihn herausfordernd an. Ich hatte Hunger, meine Schulter tat immer noch weh und ich hatte verdammt nochmal keine Schuhe mehr. Meine Laune war wirklich schon besser gewesen.
    «Zwischen den Paranormalen gibt es schon seit Jahrhunderten Streit, wer die Vorherrschaft haben kann, beziehungsweise, wer das Sagen hat. Das ist nicht wie bei den Menschen, es gab nie so etwas wie eine Regierung oder einen Herrscher oder so. Die Paranormalen lebten seither als eine Gemeinschaft und irgendwie funktionierte das. Bis vor etwa fünfhundert Jahren eine Familie den Platz der Obrigkeit einforderte und verlangte, dass die anderen sich unterwerfen würden. Sie hatten mehr Macht als jemals einer zuvor und viele folgten dem Beispiel, aber es gab einige, die Widerstand leisteten. Dadurch entwickelten sich zwei Gegenseiten, die seither im Krieg miteinander stehen. Bis heute.»
    «Ist ja interessant», sagte ich sarkastisch. «Und was zum Geier hat das mit mir zu tun?!»
    «Nun ja, es war die letzten drei Jahrhunderte eigentlich zu so etwas wie einem Waffenstillstand gekommen, aber es gab eine Prophezeiung und seitdem ist es schlimmer als vorher.»
    «Eine Prophezeiung?», fragte ich stirnrunzelnd. «So wie wenn ich zu einer Hellseherin gehe?»
    Lennard schnitt eine Grimasse. «Paranormale zeichnen sich nicht dadurch aus, dass sie lebendige Statuen sehen können», sagte er belehrend. «Sondern dadurch, dass sie spezielle Fähigkeiten haben. Es gibt Telepathen, es gibt Telekineten oder Metamorphe und die Vorhersage wurde von einem äußerst begabten Präkogniten des späten 19. Jahrhunderts gemacht.»
    «Äh», machte ich. Lennard wollte gerade

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