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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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wollten sie nicht fragen. Also haben
wir gewartet, bis sie gestorben war.«
    Lenz schlug erneut die
Akte auf und blätterte darin. »Warum musste Frau Liebusch sterben? Was hatte
sie mit der ganzen Sache zu tun?«
    Jutta Bade lachte
verächtlich. »Die gute Frau Liebusch. Wussten Sie, dass sie meine Mutter
unterstützt hat, mit Geld?«
    »Ja, das wissen wir.«
    »Und? Haben Sie sich nie
gefragt, warum sie das gemacht hat? Warum sie einer ehemaligen Bewohnerin des
Karlshofs Monat für Monat, und das seit mehr als 20 Jahren, Geld überwiesen
hat?«
    »Natürlich haben wir uns
das gefragt. Leider sind wir nicht zu einer Antwort gekommen.«
    »Gegen Dieter Bauer lief
ein Disziplinarverfahren, das Petra angezettelt hatte, nachdem sie aus dem
Karlshof entlassen worden war. Sie ist zum Landeswohlfahrtsverband, dem
Kostenträger des Karlshofs, gegangen und hat denen die ganze Geschichte
erzählt. Von den dauernden Vergewaltigungen und uns Kindern, dessen Vater der
Erzieher Bauer war. Mit Datum und Uhrzeit hat sie denen alles haarklein
dargelegt, so wie sie es sich in ihrem Tagebuch notiert hatte. Sie hat sich
Hilfe von denen erwartet, aber die hat sie nicht gekriegt, leider.«
    »Warum nicht?«
    »Unter anderem deshalb,
weil Ruth Liebusch während einer internen Befragung ausgesagt hat, dass Dieter
Bauer zu den Zeitpunkten, um die es ging, immer mit ihr zusammen auf der Gruppe
war und unmöglich ein Vergewaltiger sein könne. Sie war immer mit ihm
zusammen, während er meine Mutter vergewaltigt hat!
«
    »Wow«, machte Lenz.
    »Ja, wow. Sie hat ihn
gedeckt. Sie hat ihm ein Alibi verschafft und ihm den Arsch gerettet. Petra hat
uns erzählt, dass der LWV danach alles unternommen hat, um sie mundtot zu machen.
Sie haben ihr mit einer Verleumdungsklage gedroht und so. Und das alles, weil
die gute Frau Liebusch meinem Erzeuger ein falsches Alibi verschafft hat.«
    »Aber das ergibt doch
alles keinen Sinn«, konstatierte Lenz. »Aus welchem Grund sollte sie später Ihre
Mutter mit Geld unterstützen? Gewissensbisse?«
    Jutta Bade zog die
Schultern hoch. »Keine Ahnung. Irgendwann ist sie bei Petra aufgetaucht und
hat ihr erklärt, dass sie damals einen großen Fehler begangen habe und sich
dafür entschuldigen wolle. Petra hat sie hochkant rausgeworfen, aber seit
diesem Tag kam jeden Monat eine Gutschrift auf ihr Konto.«
    »Wo hatte Frau Liebusch
die Bankdaten her?«
    Wieder zog die Frau die
Schultern hoch. »Das konnte Petra sich auch nicht erklären, und anfangs hat sie
das Geld einfach zurückgeschickt. Aber irgendwann ist sie schwach geworden und
hat es behalten. Sie war nun einmal öfter pleite.«
    »Wer hat Frau Liebusch
getötet? Sie oder Herr Krug?«
    »Ich. Viel lieber hätte
ich diesen Scheißkerl umgebracht, aber Roman hat mir erklärt, dass der Alte
sich bestimmt wehren würde, und dass er vielleicht stärker wäre als ich. Das
habe ich eingesehen.«
    »Aber es war nie geplant,
die Morde nacheinander auszuführen?«
    Jutta Bade wirkte nun
extrem ruhig und gefasst. Fast hatte Lenz das Gefühl, das Verhör würde sie
entspannen.
    »Nein. Wir haben es so
geplant, und wir haben es so gemacht. Wir wollten es unbedingt genau so machen,
damit die beiden in der gleichen Stunde sterben würden.«
    »Warum war Ihnen das so
wichtig?«
    Wieder zuckte sie mit den
Schultern. »Keine Ahnung? Die beiden hatten es verdient. Und es war uns klar,
dass dieses Vorgehen die Arbeit der Polizei erschweren würde.«
    »Ach so.«
    »Das ist nichts
Persönliches.«
    »Was genau ist an dem
Abend geschehen, als Ruth Liebusch gestorben ist?«
    Es
folgte eine unaufgeregt-sachliche Schilderung des Mordes an der ehemaligen
Erzieherin, die Lenz erschaudern ließ.
    »Wir
hatten die Liebusch ein paar Tage lang ausspioniert, aber das ist schon einen
Monat her. Sie war die Vorturnerin einer Depri-Selbsthilfegruppe, deshalb war
es kein Problem, sich mit ihrem Leben vertraut zu machen.« Das Feuerzeug, das
schon in ihrer Hand lag, fuhr zu der Zigarette im Mund und zündete sie an. »Ich
bin zu ihr gefahren, hab einfach geklingelt und ihr erzählt, dass ich die Tochter
von Petra sei.«
    Ihr Gesicht verfinsterte
sich schlagartig. »Mein Gott, hat die einen auf eiteitei gemacht. Wie leid es
ihr tut, dass meine Mutter damals so hat leiden müssen und so. Ihre ganze
Wohnung musste ich mir anschauen, und das hat echt alles ziemlich genervt.
Irgendwann hatte ich die Schnauze voll von dieser

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