Schmusekatze, jung, ledig, sucht
du darauf reagierst, junge Dame. «
»Ja, ja, ich weiß … Mutter. «
»Ich habe dir bestimmt schon hundertmal gesagt, du kannst nicht bei einem Gericht ›mit Hackfleisch‹ auf die Speisekarte schreiben und den Pfannkuchen dann einfach mit Schinken belegen, weil das Hackfleisch noch gar nicht gebraten ist oder weil du vergessen hast, es zu kaufen. Auf deiner Karte prahlst du damit, dass man hier neunundneunzig verschiedene Arten von Pfannkuchen essen kann, aber ich würde mal sagen, dass du mit viel Glück zehn oder zwölf Variationen exakt so zubereiten kannst, wie sie hier aufgelistet sind. Du hast vermutlich keine Schokoladenstreusel … keine Pfifferlinge … keinen süßen Senf …«
» Von wegen !«, unterbrach Chrissy die Aufzählung, während sie für ihre Freundin ein Glas Limo einschenkte. »Ich kann mindestens zwanzig Variationen zusammenstellen !«
»Zwanzig? Wow, ich bin ja richtig beeindruckt«, meinte Valerie lachend. »Das würde bei McDonald’s bedeuten, dass ich zwei oder drei Hamburger so bekomme, wie sie angeboten werden, während beim Rest der Ketchup oder das Fleisch oder das Brötchen fehlt. Wirklich toll, Chrissy. So macht man sich bei den Kunden einen guten Namen.«
»Es hat sich noch keiner beschwert«, beharrte sie, auch wenn das nicht so ganz stimmte. Aber das musste Valerie nicht wissen. Die hatte auch so schon recht, da musste sie ihr nicht auch noch einen Beleg liefern, der ihren Standpunkt untermauerte.
»Mag sein, aber es gibt auch Gäste, die sich nicht beschweren, obwohl sie eigentlich nicht zufrieden waren, und das sind die Leute, die nach dem ersten Besuch einfach nicht wiederkommen.« Sie beugte sich über die Theke und griff nach Chrissys Hand, um sie zurückzuhalten. »Süße, ich will dir keine Predigten halten, du bist alt genug, um zu wissen, was du tust. Aber manche Sachen nimmst du einfach zu locker. Du erinnerst dich doch an die Frau von schräg gegenüber, die mit den Sandwiches. Die war auch immer ganz locker, vor allem wenn sie ihre Zigarettenpause machen konnte. Und jetzt? Jetzt gibt’s da drüben diesen ekligen Bubble Tea.«
»Die hat ja auch lieber vor dem Laden gestanden und geraucht«, wandte Chrissy ein, »anstatt hinter der Theke zu stehen und zu arbeiten. Oder willst du behaupten, ich bin faul?«
»Natürlich bist du nicht faul, Chrissy. Das würde ich auch nie behaupten. Aber du wurstelst dich immer nur so gerade eben durch, weil’s immer noch irgendwie gut geht. Anstatt dir einen Plan zu machen, was du brauchst …«
» Woher soll ich wissen, was ich brauche? Heute Mittag haben acht Leute den Bananenpfannkuchen genommen, und ich hatte noch sieben Bananen – alle von letzter Woche, als kein Schwein die Variation nehmen wollte !«
»Chrissy, von deinen neunundneunzig Variationen solltest du mindestens drei Viertel auch liefern können, wenn sie bestellt werden, und wenn du siehst, dass irgendeine Zutat zur Neige geht, dann kaufst du Nachschub, bevor nichts mehr da ist.« Sie hielt abrupt inne. »Eigenartig, ich muss in so was wie eine Zeitschleife geraten sein. Ich bin mir absolut sicher, dass ich das alles schon mal gesagt habe – und zwar nicht nur einmal. Seit du vor zwei Jahren dieses Lokal aufgemacht hast, predige ich dir in regelmäßigen Abständen, dass du besser planen musst.«
»Ach komm, der Laden läuft doch ganz gut.«
Valerie verzog den Mund. »Das kann man so oder so sehen. Immerhin jobbst du nebenbei noch jeden Morgen von acht bis elf bei Metzener als Mädchen für alles, und dann hetzt du quer durchs Center, um den Laden hier aufzumachen, damit bis um halb zwölf alles fertig ist, wenn die ersten Kunden kommen.« Sie schüttelte den Kopf. »So gut läuft der Laden dann ja wohl doch nicht.«
»Himmel, Valerie«, stöhnte sie. »Ich habe drei Pfannen und zwei Hände und dazu fünfzehn Tische. Mehr als arbeiten kann ich nicht, und die Gewinnspanne ist nun mal nicht so groß, dass ich allein von meinem Lokal leben kann.«
»Das ist einerseits richtig«, räumte ihre Freundin ein, »andererseits aber auch völliger Unsinn.«
» Was soll denn das heißen?«
»Na, deine Gewinnspanne ist so niedrig, weil deine wenigen vorhandenen Zutaten gerade ausreichen, um Pfannkuchen in der unteren Preisklasse auf den Tisch zu zaubern. Wenn deine Gäste die extravaganteren Gerichte bestellen könnten, die zehn oder zwölf Euro kosten, dann wäre deine Gewinnspanne auch höher. Damit würde der Laden mehr abwerfen, und du könntest dir diesen
Weitere Kostenlose Bücher