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Schmusemord

Schmusemord

Titel: Schmusemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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»Muß man sich dran gewöhnen, wie? Schmeckt, als ob der Torf, durch den das Wasser gesickert ist, schon ein bißchen angesengt war.«
    »Gewesen wäre. Und das ist Ihnen doch beim ersten Schluck schon aufgefallen«, sagte Matzbach. »Lenken Sie nicht ab. Sie wollten mich jucken, hörte ich. Bisher muß ich mich nicht kratzen.«
    »Sie sind doch Jahrgang neununddreißig, wenn ich mich nicht irre. Könnte man ...«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Stand irgendwo auf einem Papier. Könnte man, unter Rückgriff auf die politische Wetterlage bei Ihrer Geburt, nicht an so etwas wie großdeutschen Patriotismus bei Ihnen appellieren, um Sie für einen toten Kakanier zu begeistern?«
    »Tote Kakanier begeistern mich jederzeit, aber nicht ausreichend, um an Arbeit zu denken. Außerdem ist Patriotismus die erstbeste Ausrede von Schurken. Abgelehnt.«
    »Tja.« Komarek sah sich um, scheinbar suchend; er betrachtete die Stapel der Teak-, Mahagoni- und Kirschbaumblöcke, die Sammlung verglaster Fotos an der Wand, nahm einen weiteren Schluck und deutete mit dem Glas auf Hermine. »Ihre Werke?«
    »Ein paar davon.« Sie lächelte. »Irgendwo liegen Ordner herum, da hab ich alles drin. Bilder von Schnitzereien. Da, an der Wand, das sind nur ein paar besonders schöne Fehlleistungen.«
    »Das anmutig Mißlungene sollte man sammeln.« Matzbach stieß ungeheure Rauchschwaden aus.
    »Aphorismus?«
    »Lebensaufgabe. Was sammeln Sie?«
    »Juckreize.« Komarek grinste. »Und Sie, abgesehen von mißratener Anmut?«
    »Bildungslücken, eigene.«
    »Ah. Interessantes Gebiet.«
    »Nicht wahr? Unerforschlich, unerschöpflich, unergründlich. Man kommt nie an ein Ende.«
    »Wie wahr. Ist das Leben nicht ein Labyrinth?« Komarek sah niemanden an; seine betont beiläufige Redeweise ließ Matzbach stutzen.
    »Labyrinth? Wie kommen Sie auf Labyrinth?«
    Der Österreicher machte eine ausladende Armbewegung; wäre das Glas nicht schon fast leer gewesen, hätte es zweifellos mittlere Niederschläge gegeben. »Ach, Ihr Sammelhobby. Und dieses Haus hier ...«
    »Erlauben Sie, mein Herr!« Hermine tat empört. »Dieses Haus ist die Ordnung selbst – jedenfalls in den Teilen, die Baltasar noch nicht verwüstet hat.«
    Nach seiner Ankunft war Komarek in laute wiewohl undeutliche Schreie der Begeisterung ausgebrochen, die das Haus zu betreffen schienen; Hermine hatte ihm eine durch Baltasars Schwatzhaftigkeit eher gestörte denn beförderte Begehung zuteil werden lassen. Das Geviert des ehemaligen Bauernhofs – ein Herrenhaus (beinahe Manoir), zwei rechtwinklige Flügel (ausgebaute Stallungen), am Südende des Rechtecks die noch nicht umgebaute Scheune – lag in Brenig, etwa ein Dutzend Kilometer nordwestlich von Bonn, fast auf dem Vorgebirge, mit prächtiger Sicht auf Rhein, Äcker, Petrochemie, Bonn, Köln, Bergisches Land. Im Untergeschoß des Ostflügels, in dem sie die läßliche Medizin einnahmen, betrieb Hermine Päffgen ihre Schnitzerei. Vor nicht ganz einem Jahr hatte Matzbach nach kurzweiligem Zaudern (eine stürmische Romanze, garniert mit bizarren Morden, einem versenkten Rheinschiff und reicher Beute * ) seine Wohnung in der Bonner Nordstadt geräumt und sämtlichen Plunder in den von Hermine ungenutzten und bewilligten Westflügel verschafft, den er seither als »Hermines Konzession« oder, je nachdem, »mein Lehen« bezeichnete. Zunächst waren dort noch Spuren zu beseitigen gewesen, hinterlassen von einem früheren Benutzer, der sich im Verlauf einer miserablen Ehe eher seiner schwellenden Modelleisenbahn als der üppigen Gemahlin gewidmet hatte.
    »Vergeben Sie einem dummen Ausländer«, sagte Komarek. »Ich habe natürlich nur die Gemächer drüben gemeint, wo man zwischen Bücherstapeln herumirren muß, um Tageslicht zu ahnen. Was wollen Sie eigentlich mit dem ganzen Kram? Lesen Sie etwa? Freiwillig?«
    Matzbach grinste und nahm je einen Schluck aus Glas und Zigarre zu sich; er überließ Hermine die Antwort.
    »Was Sie da hat umherirren lassen, ist vor allem eine philosophische Fachbibliothek. Hat einem Professor gehört, dessen Ableben ein bißchen zweifelhaft war. Baltasar hat es erhellt und dafür vom erbenden Neffen die Bibliothek gekriegt.«
    »Philosophie?« Komarek klang skeptisch. »So was wie ›Ich bin, also brauch ich nicht auch noch zu denken‹?«
    »Ist das Ihre Maxime?« Matzbach hielt die Zigarre zwischen den Zähnen und kratzte sich das graue Kraushaar. »Nicht schlecht; sollte man erwägen.«
    »Aber Philosophie bringt

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