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Schmusemord

Schmusemord

Titel: Schmusemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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daß nicht längst jemand mit Gebrüll aus dem Haus aufgetaucht war, um nach dem Rechten zu sehen. Oder nach dem Unrechten.
    Zwei Zweige. Das Feuerzeug. Die Browning.
    Hermine nahm den ersten Zweig, nahm das Feuerzeug, murmelte eine Art blasphemischen Stoßgebets und zündete den Zweig an. Sie warf ihn in Richtung Kaminholz. Die von Baltasar hinterlassenen Benzinspritzer erwachten zu kurzem knatternden Leben; die ersten Flammen leckten sich den Holzstapel hinauf.
    Der zweite Zweig. Hermine wandte sich halb zur Seite, als Matzbach feuerte. Die Entladung der Waffe dröhnte betäubend durch die stille Nacht; er sagte sich, daß man das mindestens bis Paris hören könnte.
    Aus dem leckgeschossenen Tank mußte es jetzt zu tröpfeln beginnen. Kaum zwei Sekunden nach dem Schuß hatte Hermine den brennenden Zweig neben den Wagen geworfen und sich rücklings zwischen die Büsche fallen lassen, während Baltasar, die Browning in der Hand, nach rechts huschte, wo er das Portal noch und die Veranda schon sehen konnte.
    Die Lohe neben dem Wagen breitete sich aus, schlug hoch, umgab aber noch nicht die gesamte Kabine. Es mochte ein paar Sekunden dauern, bis Benzin, das aus dem lecken Tank auf den Waldboden rieselte, das Feuer erreichte. Eine dünne Flammenspur fraß sich über den Boden hin zum Gesträuch um den toten Baum, wo die halbvolle Flasche lag und gleich hochgehen mußte. Am Portal bewegte sich etwas; Matzbach sah links von sich ein metallisches Glitzern, nahm an, daß es Licht auf der Klinge eines wurfbereiten Messers in Hermines Hand war, registrierte aus den Augenwinkeln eine Bewegung auf der Veranda, wandte den Kopf, sah im Flackerlicht einen großen stämmigen Mann, der eine Waffe in der Rechten hielt und »Was zum Teufel ...« schrie. Kaum zwei Meter entfernt; Baltasar schoß zweimal, auf die rechte Hand und das rechte Knie, sah die Waffe davonfliegen und den Mann zusammenbrechen; dabei stieß er ein hohes Jaulen aus. Vorn, am Portal, rief jemand etwas Unverständliches, dann fielen dort drei Schüsse. Matzbach sah ein Blinken in der Luft, hörte einen dumpfen Laut und ließ sich fallen, als der Tank des brennenden Wagens hochging.
    Er robbte dorthin, wo sich der Angeschossene krümmte; im Widerschein kam es ihm so vor, als ob der Mann tastend nach der Waffe suchte, die nicht weit entfernt sein konnte. Baltasar faßte seine Browning am Lauf, griff nach dem Kragen des Liegenden und schlug ihm den Kolben der Pistole an die Schläfe.
    Als er sicher war, daß der Mann eine Weile außer Gefecht sein würde, kroch er rücklings zwischen einigen Büschen, die noch nicht Feuer gefangen hatten, dorthin, wo er Hermine vermutete.
    Sie kauerte, wo er sie verlassen hatte; im Licht des um sich greifenden Feuers wirkte sie blaß. Eine Hand tastete auf dem Boden herum, die andere lag an der Kehle.
    »Was ...« sagte er.
    Sie würgte etwas Unverständliches hervor, schluckte, hustete und sagte mit leiser, berstender Stimme: »Der andere Mann ... liegt vorn. Ich ...« Sie brach ab, würgte erneut.
    Matzbach legte ihr die Hand auf die Schulter, drückte kurz und lief dann gebückt nach links. Die Flammenspur zwischen dem Mercedes und dem Wald war erloschen; der morsche Baum und das umgebende Gesträuch loderten, wie der Rest des Wagens und der Stapel Kaminholz neben dem Eingang. Immer noch geduckt näherte Baltasar sich dem Portal.
    Der zweite Mann lag nicht weit von den Stufen entfernt auf dem Rücken, in einer dunklen Lache, neben der linken Hand die Pistole. Hermines Messer steckte in seiner Kehle. Matzbach stieß ihn mit dem Fuß an; dann bückte er sich, zog das Messer heraus, wischte es an der Jacke des Toten ab und steckte es ein.
    Fünf Minuten noch, sagte er sich, vielleicht zehn. Die Schüsse und die Detonation des Tanks mochten von den fernen Nachbarn für nächtliche Scherze durchgeknallter Hobbyjäger gehalten werden, weit vor dem Ende der Schonzeit; aber irgendwer am anderen Ufer des Sees, wo Dutzende Häuser standen, würde das Feuer sehen und zum Telefon greifen.
    Er lief zurück zu Hermine, schob die Browning in eine Jackentasche, bückte sich nach dem Jutebeutel und ergriff Hermines Arm.
    »Auf die Beine, Heroine«, sagte er halblaut. »Wir haben noch was zu erledigen.«
    Sie hielt sich einen Moment an ihm fest, riß sich dann förmlich los und atmete tief durch. »Ist er ...« sagte sie, mit einer ruckartigen Kinnbewegung zum Haus hin.
    »Gut getroffen. Ich hab dein Messer. Komm, wir müssen rein.«
    Sie

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