Schnabel, Andreas
Verdrängung macht sie gute zwanzig Knoten.«
Berger war sichtlich beeindruckt. »Bei so viel Detailkenntnis scheinen Sie ein Fachmann zu sein, wozu brauchen Sie dann noch mich?«
»Tja, also«, druckste Crasaghi herum. Er war augenscheinlich verlegen. »Ein Fachmann bin ich, ehrlich gesagt, nicht. Um etwas vor Ihnen anzugeben, habe ich den Quatsch auswendig gelernt.«
»Mit dieser Beichte haben Sie mich bisher allerdings am meisten beeindruckt. Jedenfalls mehr, als wenn Sie Benedikt einen Airbus 380 geschenkt hätten. Wo liegt das Boot?«
»Es ist, so war es jedenfalls vereinbart, an der Hafenmole neben dem Leuchtfeuer vertäut. Sollen wir kurz hingehen?«
»Gern.« Berger sah die völlig übermüdete Gräfin an. »Kommen Sie mit?«
Rosa winkte ab. »Seien Sie mir bitte nicht böse, aber ich werde mich vom Chauffeur Seiner Exzellenz nach Hause bringen lassen und Sie dafür zum Frühstück mit frischen Brötchen beglücken.«
»Das ist sehr aufmerksam«, sagte Crasaghi, »aber dann werden wir schon auf See sein. Spätestens um acht Uhr legen wir ab.«
»Können Sie mir denn schon Ihr erstes Ziel nennen?«
»Ja, natürlich. Wir werden uns rund um Cabrera aufhalten. Das soll ein faszinierendes Tauchgebiet sein.«
»Gut, dann werde ich morgen mit dem Boot des Residente auf einen Besuch nachkommen.« Sie gab Berger einen kurzen Kuss und zog von dannen.
Er sah ihr lächelnd nach. »Mein Gott, was für eine tolle Frau.«
Crasaghi schien Bergers Gefühle nachempfinden zu können. »Vergessen Sie bitte nie, dass Gott es war, der Sie zusammenführte. Ich hoffe inständig, Sie werden ihm eine Chance geben, diese Verbindung eines Tages zu segnen.«
Berger nickte. »Vielleicht sogar das, wir werden sehen. Aber was Cabrera betrifft, da hätten Sie mich lieber zuerst fragen sollen. Leider ist das ganze Gebiet bis auf eine Bucht für Taucher und Boote gesperrt. Aber das macht Sinn. Die Insel ist ein Naturschutzgebiet, sowohl über als auch unter Wasser. Wenn da jeder Hinz und Kunz tauchen oder ankern dürfte, dann sähe das Mittelmeer in kürzester Zeit so aus wie ein Rastplatz auf der A2 in den Sommerferien.«
»Sie sollten mich inzwischen besser kennen, Señor Residente. Selbstverständlich hat der Erzbischof von Valencia für mich eine Sondergenehmigung erwirkt.«
»Was hat der denn damit zu tun?«
»Das Bistum Mallorca ist als Suffraganbistum dem Erzbischof von Valencia, Seiner Exzellenz Carlos Osoro Sierra, unterstellt.«
»Und damit können Sie tauchen, wo Sie wollen?«
»Nicht nur tauchen. Wir dürfen auch überall anlegen, solange wir nicht ankern.«
Bergers Augen leuchteten vor Freude. »Na dann, Exzellenz, dann wollen wir mal. So wollte ich Cabrera schon immer mal erforschen. Ich hoffe nur, ich muss vorher nicht zur Beichte.«
»Müssen Sie nicht. Es würde Ihnen aber guttun«, konterte Crasaghi.
»Wenn, dann jedenfalls nicht bei Ihnen.« Berger lächelte ihn freundlich an. »Dafür sind Sie mir eindeutig zu neugierig.«
***
Um fünf Uhr dreißig morgens hatten die beiden Frauen mit ihrem Spezialboot die Südspitze Cabreras erreicht. Die letzten dreihundert Meter legten sie paddelnd zurück. Sie waren froh darüber, dass sie von dem modernen Radarsystem der Spanier nicht erfasst wurden, sonst wären sie schon längst von der Küstenwache aufgebracht worden. Das Ufer der Insel war jetzt, im Morgengrauen, bereits mit bloßem Auge zu erkennen. Mira zeigte auf eine kleine Landzunge. »Das dahinten könnte was für uns sein.«
Sie paddelten um die Felsformation herum und fanden eine Stelle, die für ihre Zwecke perfekt war. Die Form der Felsen bildete so etwas wie einen kleinen Hafen. Sie waren zu hoch, um an Land zu gehen, doch die Brandung hatte das Gestein weit genug über dem Meeresspiegel ausgehöhlt, sodass es bei normalem Seegang ungefährlich war, sich unter diesem Felsdach zu verstecken. Hier waren sie vor der Sonne geschützt und konnten sich beruhigt zum Schlafen ins Boot legen.
»Wann bekommen wir denn nun endlich Nachricht, was wir hier überhaupt sollen?«
»Für neunhundert ist eine SMS angekündigt. Mehr kann ich dir auch nicht sagen.«
»Hör mal, Mira, du hast doch schon mehrere Missionen durchgeführt?«
Mira nickte.
»Machen die immer so ein Bohei darum, wie wir unsere Instruktionen bekommen?«
Mira schaute Fatma verständnislos an. »Du hast doch gewusst, dass du nicht bei der Heilsarmee anheuerst, sondern beim Mossad.«
»Schon, aber bei dieser Nummer habe ich das Gefühl,
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