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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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wohl weiter Vizedirektor des Gefängnisses geblieben, wenn der Direktor nicht eines Nachts auf einen bewaffneten »Einbrecher« gestoßen wäre. Vyner hatte dafür von Lottie fünf Riesen gekriegt. Dann drei Jahre lang kein Wort von ihr, und plötzlich hatte sie ihn wieder gebraucht.
    Er stellte den Magna ab und klopfte an die massive Eingangstür. Eine Tür, die so viel Bedeutsamkeit ausstrahlte wie der frische, saubere Schotter in der Einfahrt. Lottie öffnete, er grinste sie kumpelig an, doch sie ging nicht darauf ein. »Du kommst spät.«
    »Das ist ein ziemlich weiter Weg. Und dann der Verkehr.«
    Sie linste an ihm vorbei zu dem Magna, machte den Mund auf, überlegte es sich noch einmal und bat ihn dann hinein. »Der Wagen lässt sich nicht zu mir zurückverfolgen«, beruhigte er sie.
    »Trevor, er ist kanariengelb.«
    Er folgte ihr bis ins Wohnzimmer, wo sich zu beiden Seiten eines farbenprächtigen Persers auf dem Parkett riesige Ledersofas gegenüberstanden. Ein leicht qualmendes Feuer prasselte im Kamin. An allen Wänden hingen afrikanische Masken, Schilde, Speere und Kunst. Vyner hatte den größten Teil seines Lebens in engen Räumen zugebracht und seine persönliche Habe auf ein Minimum beschränkt. Er hatte diesen Raum von Anfang an gehasst. »Und wer ist diesmal das Ziel?«, fragte er.
    »Mein Mann.«
    Vyner war schockiert. »Charlie?«
    Ach herrje, er hatte sie gereizt. Lotties Gesicht verwandelte sich in Sekundenbruchteilen von einer verängstigten Maus in eine wilde Katze, und sie tigerte mit geballten Fäusten hin und her und knurrte. »Nach allem, was ich für ihn getan habe.«
    »Ich weiß«, sagte Vyner mitfühlend, ohne zu wissen, wovon sie überhaupt sprach.
    Sie wirbelte zu ihm herum. »Ohne mich wäre er ein Nichts, und wie dankt er es mir? Er sagt, er will mich wegen einer anderen sitzen lassen.«
    Ach, so lief der Hase.
    »Janine McQuarrie?«, fragte Vyner vorsichtshalber.
    »Wer denn sonst?«, fuhr ihn Lottie an. »Dabei war sie nicht mal eine gute Therapeutin.«
    »Charlie war in Therapie?«, fragte Vyner. Das erstaunte ihn.
    »Sei doch nicht so dumm. Ich hab sie abgeklopft.«
    »Ach so. Und wie hat Charlie –«
    »Er ist ihr vor ein paar Monaten im Internierungslager begegnet. Sie war als Vertretung für die andere Therapeutin da, die Grippe hatte.«
    Vyner nickte. Wozu ein Haufen Kameltreiber und Wüstenkaffer Therapie brauchten, war ihm völlig unklar.
    »Ich bin seit zwanzig Jahren mit ihm zusammen, und nun will er mich für so eine Schlampe sitzen lassen, die er erst seit ein paar Wochen kennt!«, fauchte Lottie. »Nach fünf Minuten bei ihr wusste ich gleich, dass sie unfähig war, aber Liebe macht ja bekanntlich blind, oder, Trevor?«
    »Ja«, sagte Vyner mit fester Stimme. Er sah sich um, und ortete all die möglichen Waffen im Zimmer: Feuerhaken, Speere, Vasen, Lampe, einen Holzstuhl am Schreibtisch.
    »Und dann besitzt er noch die Frechheit und trauert regelrecht um sie, so als ob es ihm völlig gleichgültig wäre, ob mich das verletzen könnte.«
    Charlie hatte Lottie betrogen, so viel hatte Vyner kapiert. »Und er hat dich nicht im Verdacht gehabt?«
    »Nein.«
    Wieder verwandelte sie sich direkt vor seinen Augen in die kleine braune, verhuschte Maus. »Okay«, sagte er. Dann tastete er sich vorsichtig voran: »Du hättest dich doch scheiden lassen können, hättest ihn verlassen können, hättest dir einen guten Anwalt gesucht und ihn ausgenommen.«
    »Aber er hätte sie gehabt, und das konnte ich nicht zulassen. Ich musste schnell handeln.«
    »Richtig.« Er beobachtete sie, wie sie wieder hin und her tigerte. »Wie soll das ablaufen?«, fragte er schließlich. »Unfall? Einbruch?«
    Sie drehte sich blitzartig zu ihm um. »Unfall? So wie bei Tessa Kane?«
    Dann zog sie murmelnd wieder ab.
    Vyner musste es wissen. »Diese Kane hat mir all diese Fragen gestellt«, sagte er vorsichtig. »›Geht es um einen Artikel in der Zeitung?‹ ›Für wen arbeiten Sie?‹«
    »Neugieriges Miststück.«
    Vyner wartete. Er wurde unruhig. Ein Drink wäre ihm recht.
    »Sie ist uns zu nahe gekommen«, sagte Lottie, die sich vor ihm aufgebaut hatte, ihn anschrie und mit Spucke besprühte.
    »Ach so.«
    »Krieg ich doch mitten in der Nacht einen Anruf aus Johannesburg«, tobte Lottie. Ihr Gesicht verdüsterte sich und war voller Flecken, und sie ballte die Fäuste.
    »Hmhm«, machte Vyner ermutigend.
    Lottie blinzelte. »Jemand, mit dem ich mal gearbeitet habe. Heute ist er

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