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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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einen persönlichen Vorteil daraus zu schlagen, war ein wirksames Gegenmittel gegen das tägliche Elend und die Sinnlosigkeit des Verbrechens.
    Am letzten Freitag hatte sie an einem Treffen teilgenommen, bei dem das Schicksal mehrerer Kiefernhaine und Alleen am Ortsrand von Penzance Beach besprochen wurde. Einige der Bäume waren riesengroß geworden und warfen tiefe Schatten auf die nahe gelegenen Häuser. Andere waren abgestorben und hässlich. Sie alle hinderten Gras und einheimische Bäume am Wachstum. Einige Anwohner waren vor Wut und Zorn in Tränen ausgebrochen, dass jemand Penzance Beach um seine Kiefern bringen könne. Pam hatte sich auf die Seite jener geschlagen, die glaubten, dass die Kiefern gefällt und durch einheimische Bäume ersetzt werden müssten. Die Gemeinschaft war gespalten, so viel stand fest, aber es handelte sich um eine Gemeinschaft, in der die Fraktionen miteinander sprachen und einander zuhörten.
    Pam kam an ein hölzernes Gatter, setzte sich auf die oberste Latte und wartete auf ihre Mitstreiter. Das Holz unter ihren Oberschenkeln war feucht und bemoost, aber sie trug eine alte Jeans, also war ihr das egal. Sie blickte hinaus über das Gelände, wo der gestohlene Toyota gelandet war, und sah sich dann im Landschaftsschutzgebiet um. Der Fahrer des Toyota war in diese Richtung geflohen, doch dann hatte sie ihn aus den Augen verloren. Vielleicht war er einfach nur zwischen den alten Apfelbäumen zurückgekehrt? Andy Asche, wie er Scobie Sutton zufolge hieß. Wo hatte er denn mit seinem Diebesgut hingewollt?
    »Hallo!«, übertönte eine Stimme den Klangteppich des Windes. Pam schaute zurück. Ein Mitstreiter kam über die Weide auf sie zu. Er hatte seinen Wagen wohl etwas weiter die Straße entlang geparkt. Vielleicht aus Angst, stecken zu bleiben, dachte Pam. Der Mann war Mitte sechzig und schnaufte ziemlich, was teils an seinem Gewicht, teils aber auch an dem durchgeweichten Gelände lag, denn die alte Obstplantage war voller Furchen und Dränagekanäle. Er winkte. Pam winkte zurück.
    Plötzlich blieb er abrupt stehen. Selbst aus über fünfzig Metern konnte sie erkennen, wie ihm der Unterkiefer herunterfiel und er blass wurde. Er starrte zu Boden, wo seine Schuhe in totem Gras und Büscheln versanken.
    Beim ersten Versuch zu sprechen versagte ihm die Stimme. Er versuchte es noch einmal. »Hier liegt eine Leiche im Graben.«

57
    Ellen Destry starrte düster die Leiche an, die mit dem Gesicht nach unten in einem überwachsenen Entwässerungsgraben lag. Weiblich, soweit man das anhand von Rock, Strumpfhose, schmalen Sportschuhen, Haarband und Knöchelkettchen sagen konnte. Ellen nahm an, dass das Gesicht, das im Wasser lag, schon viel zu aufgeweicht war, um eine sofortige Identifizierung zu ermöglichen. Aber sie erkannte die Schuluniform des Waterloo Secondary College. Die Haare waren blond, also handelte es sich wahrscheinlich um Scobie Suttons vermissten Teenager Natalie Cobb. Scobie Sutton hatte ihren Freund Andy Asche mit dem Diebesgut in dem Toyota in Verbindung bringen können, also konnte man vernünftigerweise davon ausgehen, dass sie mit in dem Wagen gesessen hatte. Falls ja, so war sie herausgeschleudert worden, als der Toyota sich überschlug, dann war sie eine Weile davongestolpert oder hatte sich weitergeschleppt, bevor sie in dem Graben zusammengebrochen war, der im hohen Gras und im Schatten der Apfelbäume verborgen lag.
    Ellen schluckte und spürte ein stechendes Gefühl voller Mitleid und Schuld. Hätte man Natalie wohl gefunden, wenn sie angeordnet hätte, das Gelände gründlich abzusuchen? War sie da bereits tot gewesen, oder hatte sie eine Weile im Gras gelegen, bevor sie in den Graben gefallen war? Ellen sah sich zu Pam um, die die Gegend mit Absperrband markierte. Sie hat mir versichert, dass in dem Auto nur einer gesessen hatte. Immer selbst nachprüfen, ermahnte sie sich. Immer selbst nachprüfen.
    Dann eilte Ellen hinüber, die Buschratten betraten das Gelände. »Es tut mir leid«, keuchte sie, »aber Sie müssen heute Morgen anderswo Pittosporen roden.«
    Sie waren zu Acht, trugen alte Klamotten und ein freundliches Lächeln auf den Lippen. »Wir werden Ihnen nicht im Weg sein«, sagten sie höflich.
    »Ich fürchte doch«, erwiderte Ellen. »Ich muss hier einen für ein Verbrechen relevanten Tatort sichern.«
    Ellen sah die Erkenntnis in ihren Augen aufblitzen, als sie begriffen, worum es ging, und dann zogen sie ohne zu murren ab. Eine der Frauen

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