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Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Titel: Schnapsdrosseln - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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ernste Sache ist.«
    »Oh, Britta-Gandhi, was hast du ein großes Herz. Du wirst bestimmt Brautjungfer, wenn er die Dürre zum Altar führt.«
    »Agathe, jetzt mach mal halblang!«
    »Trallala«, sagte Agathe. Das sagte sie manchmal. Anfangs hatte Britta es für ein Anzeichen beginnender Demenz gehalten. Dann hatte sie begriffen, dass es einfach nur Agathes Art war, unliebsame Wendungen in Gesprächen zu überspielen.
    »Ihr müsst irgendwie an die Familie des Opfers rankommen«, fuhr sie nun fort. »Deren Vertrauen gewinnen. Ihr braucht Hintergrundinformationen. Wer mit wem, was und warum, dunkle Geheimnisse, miese Geschäfte, ihr müsst richtig im Dreck wühlen. Letztlich ist Lengsdorf ein Dorf. Da hört man bestimmt einiges auf der Straße.«
    »Wir sollen diesen Norbert finden. Sonst nichts.«
    »Wenn ihr grad dabei seid, dann könnt ihr auch gleich Nägel mit Köpfen machen. Oh, ich freue mich! Das ist aufregend! Ich werde euch helfen.«
    Britta rollte die Augen.
    »Ich habe keine Dankbarkeit erwartet«, behauptete Agathe. »Aber ich bin außerordentlich gut vernetzt. Ich werde meine Fühler ausstrecken. Die Hottbenders sind ja kein Niemand. Und es gibt eine ganze Menge gelangweilter Greise in dieser Stadt, abgeschoben und vergessen, die viel mehr wissen, als irgendwem lieb sein kann. Was ist? Was guckst du so? Willst du meine Hilfe nicht?«
    »Trallala«, sagte Britta. Und meinte das aus tiefstem Herzen.

VIER
    »Sie können alles so weit vorbereiten.« Maxi Nolden, geborene Hottbender, stand kerzengerade neben dem Sideboard und sprach ruhig in den Hörer. »Ich maile Ihnen die Liste. Sobald die Polizei ihn … sobald wir einen Termin festlegen können, rufe ich an. Mir wäre eine zeitnahe Trauerfeier lieb.«
    Trauerfeier sagte sie. Nicht Beerdigung. Das war eines der Dinge, die Elsa Nolden so an ihrer Schwiegertochter schätzte. Das sichere Gefühl für den richtigen Ton, einen Blick für wichtige Details. Sie klang geschäftsmäßig und kühl, während sie das Notwendige veranlasste.
    Das hieß nicht, dass sie nicht trauerte. Nur dass sie es auf ihre eigene, angemessene Weise tat.
    Maxi war das Beste, was Bernd je passiert war. Der lebende Beweis dafür, dass ihr Sohn begriffen hatte, worum es im Leben ging. Er war anders als sein Vater. Der hatte nie verstanden, worauf es ankam. Hatte immer gedacht, dass es nur um Geld ging. Dabei konnte man längst nicht alles kaufen.
    Elsa schob den Gedanken weg. Sie wollte nicht an ihren Mann denken, nicht jetzt. Er hatte ihr den Gefallen getan, nicht allzu lange zu leben. Es war das Herz gewesen.
    Anders als bei Bernd. Sie schloss einen Moment die Augen.
    Ihr Sohn war tot, das war entsetzlich, grauenhaft, eine schlammige Welle, die das wegzureißen drohte, was stabil war. Es kostete sie unglaublich viel Kraft, die Gefühle zu kontrollieren. Aber wenn Elsa eins gelernt hatte in ihrem Leben, dann war es, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Auf das, was blieb, und das, was kam. Bernd hatte viel erreicht. Er hatte noch viel vorgehabt, es war ein schrecklicher Schlag. Aber sie war nicht allein in dieser schweren Stunde. Sie war hier, in diesem Haus, als Teil dieser Familie.
    »Sie hören von mir«, sagte Maxi und legte den Hörer auf. Einen Moment stand sie ganz still. Eine Sekunde, in der sie plötzlich müde wirkte, verloren. Sie sah blass aus, zu dünn in ihrem Kostüm. Gedankenverloren strich sie ihren Rock glatt und die Haare nach hinten. Sie straffte die Schultern und war wieder Maxi. Maximiliane Nolden, geborene Hottbender. Erfolgreiche Juristin, jederzeit Herrin der Lage. Die Frau, die eben mit der Polizei geredet hatte. Sie hatte die aufdringlichen und unsensiblen Fragen des schlecht rasierten Mannes und der etwas ordinär wirkenden Frau ganz ruhig beantwortet. Wo war Bernd hingegangen an dem Abend? Warum hatte niemand bemerkt, dass er nicht nach Hause gekommen war? Hatte er geschäftliche Sorgen? Finanzielle Probleme? Gab es private Schwierigkeiten, war die Ehe harmonisch?
    Elsa hatte wie erstarrt dagesessen. Hatte die Tränen kaum zurückhalten können, Tränen der Wut und Empörung. Ihr Sohn war ein Opfer. Und diese Leute schämten sich nicht, den Dreck in den Mund zu nehmen, den Leute wie dieser Reuter und seine Frau verbreiteten. Schmutzige Lügen von neidischen Versagern!
    Maxi hingegen war völlig ruhig geblieben. Man hatte gespürt, dass ihr die Fragen missfielen. Aber Maxi war Anwältin, sie kannte sich aus. Sie hatte sachlich und überlegt

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