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Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Titel: Schnapsdrosseln - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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»Das geht dich überhaupt nichts an!«
    »Deshalb musst du mich ja nicht gleich anschreien. Das ist typisch für dich. Ich stelle eine Frage, du antwortest, und dann ärgerst du dich und schreist mich an, dabei kann ich nichts dafür.«
    »Ich habe dich nicht angeschrien! Ich habe in einem ganz normalen Ton gesagt, dass dich die Sache nichts angeht. Weil das eine polizeiliche Ermittlung ist. Aber was ich sage, ist dir sowieso egal, immer! Dich interessiert gar nicht, wie ich die Dinge sehe, du machst immer nur, was dir gerade passt!« Er sah sie an. »Verdammt«, sagte er. »Lass uns nicht streiten. Nicht jetzt. Lass uns die letzten fünf Minuten vergessen, okay?«
    Britta schien zu überlegen. »Okay«, sagte sie dann. »Noch mal von vorn also.«
    Bevor Wörner wusste, wie ihm geschah, küsste sie ihn wieder. Lange, diesmal, sehr lange.
    »Und?«, fragte sie dann. »Wie läuft’s?«
    Wörner lächelte. »Gut«, sagte er. »Ganz hervorragend. Jedenfalls in den letzten paar Minuten.«
    »Haha«, sagte Britta. »Lustig.«
    »Nein. Gar nicht lustig. Ganz im Ernst, Britta, ich … ich vermisse dich.«
    »Dann hättest du mich eben nicht verlassen sollen.«
    Er keuchte empört. »Ich habe dich nicht verlassen! Du hast mich rausgeschmissen, erinnerst du dich?«
    »Ich habe dich rausgeschmissen, weil du mich verlassen wolltest. Ich bin dir zuvorgekommen, das ist alles.«
    »Das ist doch Quatsch! Das ist absoluter Unsinn. Du hast eine total verzerrte Wahrnehmung, das ist …«
    »Was ist denn hier los?« Sophie stand im erleuchteten Türrahmen zur Gaststube. »Störe ich?« Im Gegenlicht konnte Wörner ihr Gesicht nicht gut sehen.
    »Nein«, sagte er. »Natürlich nicht.«
    »Aber natürlich gar nicht!« Brittas Stimme schien aus Säure zu bestehen. »Sie stören doch nie. Niemals. Niemanden. Und mich schon gleich gar nicht. Ist nur dumm gelaufen jetzt, wenn Sie pinkeln wollen. Da ist nämlich besetzt. Weil ich zuerst dran bin. Wer zuerst kommt, mahlt nämlich zuerst. Aber das wissen Sie ja sicher!«
    Stefanie lag reglos da und starrte in die Dunkelheit. Die roten Leuchtziffern des Weckers zeigten Viertel nach drei.
    Sie lauschte in die samtschwere Stille, nur gelegentlich gestört von dem Knacken des alten Hauses. Nichts. Da war gar nichts, alles war in Ordnung.
    Die Nerven, dachte sie, völlig überreizte Nerven. Sie fröstelte, zog die Decke ein Stück höher. Es war vermutlich eine Autotür gewesen, draußen auf dem Parkplatz. Vielleicht laute Schritte betrunkener Nachtschwärmer. Oder einfach eine Maus, die sich in das alte Gebälk verirrt hatte. Egal, was sie geweckt hatte, es gab eine einfache, ganz und gar harmlose Erklärung. Andernfalls hätte Karl angeschlagen. Sein Gehör mochte nachgelassen haben, aber Gefahr konnte er noch immer wittern.
    Sie setzte sich im Bett auf, überlegte kurz, ob sie einfach aufstehen und nachsehen sollte. Idiotischer Gedanke, lächerlicher Gedanke. Wenn da wirklich jemand war, dann war es ganz sicher besser, im Haus zu bleiben. Selbst wenn Karl blind und taub gewesen wäre – er lag unten im winzigen Flur hinter der Tür. Er würde aufwachen, würde bellen, knurren, er würde nie dulden, dass irgendjemand eindrang.
    Sie war in Sicherheit. Sie krallte sich an den Gedanken. Alles war in Ordnung.
    Sah man davon ab, dass Norbert nebenan schlief. Sich in ihrem Haus vor der Polizei versteckte. Der Mann, der sie liebte. Sie hatte aufgegeben, darüber nachzudenken. Oder gar darüber zu reden. Es spielte keine Rolle, was sie tat oder sagte. Er wusste, dass sie seine Gefühle nicht erwiderte. Für ihn änderte das nichts.
    Auf eine komplizierte Weise machte das die Dinge einfach zwischen ihnen. Einfacher jedenfalls als zwischen ihr und Bernd. Da war immer schwankender Grund gewesen, dünnes Eis, abrupte Verschiebungen – anstrengend und aufreibend.
    Sie durfte nicht an Bernd denken. Nicht jetzt, mitten in der Nacht, in einem Moment, in dem sie ohnehin dünnhäutig war. Aber es war zu spät. Schon kamen die Bilder, dieser Abend, wie Schnappschüsse, verwackelt und unscharf. Sein Gesicht mit den zornigen Augen. Das letzte Mal, das sie miteinander geredet hatten. Streit, erbittert, verbittert, so viel Wut. Sie sah ihn vor sich, wie er herumfuchtelte mit diesem Brief, den es nicht geben durfte.
    Ihr wurde heiß. Der Brief! Sie erinnerte sich, wie sie ihn gepackt hatte. Zerknüllt. Umklammert, ganz fest, als könne sie so das zerquetschen, was Bernd angerichtet hatte.
    Ihre Atemzüge wurden

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