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Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Titel: Schnapsdrosseln - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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hektisch. Sie versuchte, sich zu beruhigen. Das ging niemanden etwas an. Es war ein Stück Papier. Es spielte keine Rolle. Sie konnte nicht daran denken, nicht jetzt. Ihre Gedanken scheuten bei der Erinnerung, vollzogen ängstliche Sprünge. Sie atmete tief und ruhig, konzentrierte sich darauf, dass es nicht wichtig war. Nicht jetzt. Später war genug Zeit, sich darum zu kümmern. Jetzt hatte sie andere Sorgen.
    Norbert. Norbert war ein Problem. Eines, auf das sie nicht vorbereitet gewesen war. Sie würde mit ihm reden. Morgen früh, wenn es ihm etwas besser ging. Sie konnte ihn nicht vor die Tür setzen. Aber sie konnte ihn dazu bringen, freiwillig zu gehen. Zur Polizei. Fliehen, ihretwegen auch das, er konnte weglaufen, wenn er wollte, das lag in seiner Natur. Es war egal, was er tat. Aber hier konnte er nicht bleiben.
    Knallhart. Aus dem Nichts kam das Wort in ihren Kopf. Bernds Wort. Nicht anerkennend, sondern hasserfüllt und giftig. So als wäre sie diejenige, die etwas Ungeheuerliches getan hatte, nicht er, der da stand, mit einem Blatt Papier wedelte und sich aufführte wie Gottes Strafgericht. Als trüge sie Schuld, sei diejenige, die alles zerstörte. Er hatte es ruiniert. Das, was hätte sein können. Der Gedanke krallte sich in ihr Gehirn, und sie ließ ihn gewähren, obwohl es kein guter Gedanke war. Allerdings war er denkbar, erträglich, viel einfacher zu handhaben als etwas anderes, das sich mit aller Macht an die Oberfläche drängte.
    Lähmender Schmerz. Trauer, die ihr die Brust zu zerquetschen drohte.
    Bernd war tot.
    Der einzige Mann, den sie je geliebt hatte, war für immer fort.

ELF
    Fipsi sprang aufs Bett, trippelte hektisch auf der unebenen Fläche herum und machte den Gedanken an Weiterschlafen unmöglich.
    Elsa schubste sie auf den Boden. Allein der Gedanke daran, was die Töle sich gestern mit dem fetten Dackel geleistet hatte, löste eine Welle des Ekels aus. Was war nur los mit diesem Hund?
    Sie hätte gerne länger geschlafen, fühlte sich wie gerädert. Aber ihr war klar, dass sie kein Auge mehr zutun würde. Seufzend schlug sie die Decke zurück und stieg aus dem Bett. Auf dem Weg ins Bad folgte Fipsi ihr auf dem Fuß. Ganz offensichtlich wollte sie gut Wetter machen. Das kannte Elsa. Aber so ging es nicht, wirklich nicht, heute Morgen brauchte sie Ruhe, vor allem im Bad.
    »Raus«, fauchte sie. Fipsi winselte kurz, wich dann in die Ecke neben dem Klo zurück, und bevor Elsa etwas tun konnte, nahm sie schon die gefürchtete Stellung ein, und es war passiert. Kein wirkliches Pinkeln war das, nur ein paar Tropfen, trotzdem ekelhaft und zudem der Beweis, dass Fipsi nicht aus Not handelte, sondern einzig und allein, um sie zu ärgern.
    »Du widerliches Ferkel!« Sie packte Fipsi am Nackenfell und warf sie unsanft in den Flur. Sie ignorierte das Winseln, knallte die Tür zu und begann sich zurechtzumachen. Sie tat, was sie konnte, um die Spuren der Erschöpfung aus ihrem Gesicht zu schminken.
    Eigentlich wäre sie gern nach oben gegangen zum Frühstück. Um dafür zu sorgen, dass Maxi etwas aß. Maxi achtete auf ihre Linie. Elsa verstand das, und jeder sah, dass es sich auszahlte. Aber unter den gegebenen Umständen war es wichtig, ein Auge darauf zu haben, dass Maxi bei Kräften blieb.
    Trotzdem ging sie in ihre eigene Küche, setzte Kaffee auf. Sie fühlte sich zu schwach und zu müde, nicht imstande, jemand anderen zu trösten. Es war schließlich nicht so, dass ihr die Sache nicht zusetzte. Wie eine dunkle Wolke hockten Erinnerungen in ihrem Kopf, Bildfetzen, die willkürlich aufzublitzen drohten. Manche kamen aus ihrer Kindheit, andere zeigten ihren Mann. Einige Bernd. Wie Heckenschützen, zermürbend, gefährlich. Sie hatte ständig Kopfschmerzen. Sie litt. Und sie kämpfte. Auch wenn das niemand zur Kenntnis zu nehmen schien. Alle waren mit sich beschäftigt. Niemand kümmerte sich um sie.
    Bei dem Gedanken stiegen ihr Tränen in die Augen.
    Sie griff nach den Taschentüchern, die auf dem Tisch lagen, und schnäuzte sich kräftig. Sie durfte sich nicht mit dem Vergangenen aufhalten. Mit Dingen, die sich nicht ändern ließen. Sie brauchte ihre Kraft für die Gegenwart. Und die Zukunft.
    Fipsi steckte die Schnauze in den Napf, in dem das Futter von gestern stand, nahm einen winzigen Happen, dann schüttelte sie sich kurz.
    Verdammt verzogen war sie, und Elsa ärgerte sich. Sie kaufte immer das teure Futter, mit Vitaminen und in allerhand Geschmacksrichtungen. Sie verwöhnte ihren

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