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Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Titel: Schnapsdrosseln - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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Erleichterung. Sie musste raus aus diesem Haus, in ihren Garten, sie musste die Dinge im Griff behalten. Und das würde sie schaffen.
    Sie tut wie Tulpe. Komische Redewendung ist das, komische Gedanken, wirr gewordene Fetzen im Kopf. Sie hat so gar nichts von einer Tulpe. Eine Tulpe ist ordentlich, gradlinig, ist sauber und glänzend, eine Tulpe steht allein. Sie tut wie Zaunrübe, sie ist wie Zaunrübe, giftig wuchernde Schlingpflanze, die alles durchrankt, man schneidet und schneidet, aber es ist schwer, sie ganz zu beseitigen.
    Zu viele Gedanken im Kopf. Es könnte einfach sein. Einfach gehen, verschwinden, so wie vorgesehen, sie kann doch nicht bleiben, nicht nach allem, was geschehen ist. Sie muss weg, mit ihrem dreckigen Geheimnis, das nicht ans Licht darf, denn dann ist nur noch Unglück und Schande.
    Es ist in diesem Haus. Alles, was böse und gefährlich ist, ist in diesem Haus.
    Unberechenbare Geheimnisse. Unberechenbare Hexe. Die jeden Moment ihr böses Füllhorn öffnen kann. Schmutz und Verderben bringen. Sie hat nichts zu verlieren. Alle wissen, wie sie ist.
    Hühnerhälse brechen leicht. Eine Bewegung, eine fast sanfte Drehung, dann das Knacken, es gibt Dinge, die verlernt man nicht. Schlaffe Stille und eine gewisse Zufriedenheit, es war so einfach. Die Kleinen mussten dran glauben, die Glucken hätten womöglich Widerstand geleistet, gekratzt mit den hässlichen Hühnerfüßen.
    Nur Hühner, und doch ist das Gefühl zu morden viel stärker gewesen als erwartet. Wieder überflüssige und dumme Gedanken – ihre Schuld! Man muss ständig auf der Hut sein, ist nicht immun gegen ihr Gift.
    Man hört sie hämmern, sie repariert etwas. Sie ist laut und präsent und sendet eine Botschaft. Ich gehe nirgendwohin, sagt das Hämmern, ich bleibe hier, ich denke nicht daran, zu verschwinden. Es hämmert im Kopf. Sie hat noch nicht genug. Sie tut wie Tulpe, tut wie Zaunrübe. Natürlich. Hühner sind kein Verlust. Sie hinterlassen keine Lücke, nicht mal in ihrem armseligen Leben. Sie nimmt die Warnung nicht ernst. Es ist keine Überraschung. Höchstens eine Bestätigung.
    Es ist ihre Entscheidung. Es ist nicht zu Ende, und das weiß sie genau. Das, was geschehen wird, hat sie sich nun selbst zuzuschreiben.
    Vom Rhein wehte ein leichtes Lüftchen, es war genau richtig warm im Schatten unter den Bäumen. Die ersten Frühlingsblumen verströmten einen angenehmen Duft, etwas wie Verheißung lag in der Luft. Das änderte allerdings nichts daran, dass Agathe schlechter Stimmung war.
    Britta hatte darauf bestanden, sie in den Treppenlift zu setzen, der von ihrer Wohnung hinunter zum Hauseingang führte. Agathe hasste diese Fahrt im Schneckentempo. Es war entwürdigend. Genau wie der Rollstuhl, mit dem Britta unten auf sie wartete. Sie hatte auf ihren Rollator bestanden, nicht ohne Schadenfreude zugesehen, wie Britta diesen die Treppen hinunterschleppte. Sie war dabei ordentlich ins Keuchen gekommen, hatte aber trotzdem nicht aufgehört, von frischer Luft und Sonne zu schwadronieren.
    Zwei Agathes Ansicht nach völlig überschätzte Dinge. Ganz im Gegensatz zu einem anständigen Mittagessen, das gar nicht wichtig genug genommen werden konnte. Es war eine Unverschämtheit von Margot, ihr allen Ernstes Fertigpizza vorzusetzen. Der Gipfel! Das war bestenfalls ein Snack, eine leichte Zwischenmahlzeit, nichts, wovon eine Frau ihres Kalibers satt werden konnte.
    Gegessen hatte sie trotzdem und irgendwann auch das Meckern eingestellt und lieber dem gelauscht, was Britta zu berichten hatte.
    »Ich darf also kurz zusammenfassen …« Margot schob demonstrativ ihren Teller in die Tischmitte und setzte ihre Oberlehrerinnenmiene auf. »Es war einmal ein armes kleines Mädchen mit einer garstig bösen Mutter, aber es gab auch zwei heldenhafte Ritter. Es war eine grausame Welt, und doch auch Freundschaft und Liebe, und somit trotzten die drei den Widrigkeiten. Und wenn sie nicht gestorben sind … ach nein, Moment, es ist ja jemand gestorben. Und zwar keines natürlichen Todes.«
    »Margot, was soll das?« Britta fuchtelte mit der Gabel herum, auf dem ein Stück Pizza steckte.
    »Sie hat völlig recht«, fiel ihr Agathe sichtlich mit der Welt versöhnt in den Rücken. »Britta, du bist wirklich das Naivste, was mir je untergekommen ist. Das ist eine lupenreine Dreiecksgeschichte. Eine, die quasi unweigerlich zu Mord und Totschlag führt. Zwei testosterongeflutete Teenager, einer ist das Alpha-Männchen und kriegt die Prinzessin, der

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