Schnapsdrosseln - Kriminalroman
andere schaut in die Röhre. Das geht doch nicht spurlos an einer gloriosen Männerfreundschaft vorbei!«
»Na, du musst es ja wissen.« Britta starrte sie böse an. »Wir reden von erwachsenen Männern. Die Sache ist mehr als zwanzig Jahre her. Und immerhin haben die beiden sich auch nach Stefanies Verschwinden noch vertragen. Sie haben eine Firma zusammen gegründet.«
»Das ist nicht zwangsläufig ein Zeichen von Freundschaft. Eher vom gemeinsamen Interesse, Geld zu verdienen. Und damit kenne ich mich wesentlich besser aus als du. Dafür springt man schon mal über seinen Schatten, das kannst du mir glauben.« Agathe griff nach ihrem Glas und trank einen Schluck. Bier, natürlich, das Angebot, ihren Durst mit Wasser zu stillen, hatte sie mit dem Hinweis, sie sei schließlich kein Fisch, vehement abgelehnt.
»Aber alle sind sich einig. Sie waren Freunde. Bis diese komische Sache passierte …«
»Dieser Auftrag, ja.« Agathe nickte bedächtig. »Ich hab noch mal nachgehakt. Alle Kanäle beschifft, wie man so sagt.«
»Niemand sagt das«, bemerkte Britta spitz.
»Kannst du mich jetzt bitte mal ausreden lassen? Also – da ist nichts zu holen. Kein Schmutzfleck drauf. Allem Anschein nach ist die Sache ordentlich und vorschriftsmäßig gelaufen. Eine Ausschreibung, Nolden hat das beste Angebot gemacht. Kein Geschmäckle weit und breit. Wobei man im Baugewerbe nie wirklich sicher sein kann, sagt X .«
» X ?«, fragte Britta. »Wer zum Teufel ist X ?«
»Ich muss meine Informanten schützen. Ihr denkt, ich sitze nur da und telefoniere und chatte ein bisschen. Aber ich gehe Dingen auf den Grund. Das ist weder für mich noch für meine Quellen ohne Risiko.«
»Und deshalb sagst du jetzt X , wenn du von deinem Heribert sprichst?« Britta grinste. »Das ist albern, Agathe.«
»Das kannst du finden, wie du willst. Aber wenn ich dir zu albern bin, dann sage ich wohl besser gar nichts mehr.« Agathe lehnte sich im Stuhl zurück und verschränkte beleidigt die dünnen Ärmchen über der Trichterbrust.
»Hör gar nicht auf sie«, griff Margot ein. »Du kennst sie doch. Sie meint es meistens eh nicht so, wie sie es sagt …«
»Margot!« Britta reichte es langsam.
»Der Alte, dieser Hottbender, der ist auf jeden Fall nicht koscher. Er macht überall auf großen Macker, tut, als könne er Strippen ziehen. Aber nach dem kräht kein Hahn mehr. Sagt X .« Agathe betonte den albernen Buchstaben demonstrativ.
»Es ist also vermutlich so, dass Nolden einfach nur Schwein gehabt hat. Irgendwer musste den Auftrag ja kriegen.« Margot runzelte die Stirn. »Aber das ist letztlich natürlich egal. Für Anna und Norbert Reuter. Wenn die überzeugt sind, dass sie betrogen wurden, dann spielen Fakten nur eine untergeordnete Rolle. Somit haben wir ein All-inclusive-Motivpaket für Norbert. Nolden hat ihm die Jugendliebe weggeschnappt und ihn um viel Geld gebracht. Jetzt ist er arm, voller Wut, seine Ehe vermutlich alles andere als glücklich. Und dann kommt sie zurück, diese Frau. Bandelt möglicherweise wieder mit Nolden an. Der sich scheiden lassen will. Da können einem schon mal die Nerven durchgehen …«
»Hallo? Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass eine Frau einfach mit Männern befreundet sein kann? So ganz zivil und erwachsen? Motivpaket – echt! Auf wessen Seite stehst du eigentlich?« Britta begann wütend, die Teller aufeinanderzustapeln.
»Wie meinst du das?«
»Norbert ist unschuldig! Ich dachte, davon gehen wir aus.«
»Oh schau, da ist sie wieder. Pipimädchen-Kuschelbritta!« Agathe ließ ihr abfälligstes Schnauben vernehmen. »Alle haben sich lieb, keiner will niemandem was Böses, und Wörner ist nicht an bildhübschen, gertenschlanken Kolleginnen interessiert …«
»Agathe, das geht jetzt echt zu weit!«
»Nein! Du bist eine lausige Ermittlerin. Norbert Reuter steht nicht von ungefähr unter Mordverdacht. Dein Auftrag ist es, ihn zu finden. Und wenn ihr nebenher herausfinden könntet, wer Nolden den Schädel eingeschlagen hat, dann wäre das doch wohl nicht von Nachteil. Schon allein weil es Wörner wahnsinnig machen würde.« Sie trank den letzten Schluck aus ihrem Bierglas.
»Da hat sie nicht unrecht«, befand Margot und tat es Agathe gleich. »Ich jedenfalls stehe auf gar keiner Seite. Und darum glaube ich auch nicht alles, was man mir erzählt.«
»Dann macht euren Driss doch allein!« Britta entglitt das Messer, das sie gerade auf den Tellerstapel räumen wollte. Das Geräusch von
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