Schnapsdrosseln - Kriminalroman
überhaupt an Wörner dachte, lag ohnehin nur daran, dass er ihr gerade entgegenkam.
Brittas Blick raste hin und her, suchte panisch und erfolglos nach einem Versteck oder Fluchtweg. Aber es war zu spät. Er hatte sie gesehen und beschleunigte seine Schritte.
»Britta!« Er klang ein bisschen atemlos.
»Ach, hallo, Wörner.« Britta wurde heiß. »Was machst du denn hier? So ganz allein? Wo ist denn deine kleine Pinscherfreundin?«
Ein winziges Grinsen schlich über sein Gesicht, verschwand aber umgehend wieder. »Ich freue mich auch, dich zu sehen«, sagte er. »Und falls du meine Kollegin meinst, die hat zu tun. Wir arbeiten nämlich, du erinnerst dich? Warum nennst du sie so?«
»Keine Ahnung. Kam mir einfach in den Sinn.«
»Kann es sein, dass du eifersüchtig bist?« Er klang auf provozierende Weise zufrieden.
»Träum weiter«, gab Britta zurück. »Auf die? Das ist doch wohl lächerlich. Hab ich denn einen Grund?« Sie ließ ihn nicht aus den Augen, suchte nach verräterischen Anzeichen. Und wurde prompt fündig. Seine Ohren liefen rot an. »Ist dir warm?«
»Wieso?«
Sie deutete auf seine Ohren. »Nur so.«
»Herrgott! Warum können wir nie ein normales Gespräch führen?«, fragte er.
»Hm, lass mal überlegen. Vielleicht liegt es daran, dass wir uns einfach nicht besonders gut verstehen? Könnte das der Grund sein?«
Wörner verzog das Gesicht. Dann grinste er wieder. »Ist dir warm?«, fragte er.
Brittas rechte Hand griff unwillkürlich nach ihrem Ohrläppchen. »Guck nicht auf meine Ohren«, sagte sie. »Nur weil wir gestern … nur wegen dieser Sache musst du ja nicht gleich distanzlos werden.«
»Ja, wegen gestern …« Er zögerte. »Können wir uns treffen?«, sagte er dann. »Heute Abend? Mir wäre das sehr wichtig.«
Das könnte dir so passen, dachte Britta, ein bisschen Knutschen auf dem Klo, zwei Minuten sonderbare Konversation auf der Straße und dann ein lauschiges Stelldichein. Ja, das könnte dir so passen, dachte sie noch, während ihr Mund sich öffnete und »Meinetwegen« sprach.
Sein Strahlen tat ihr gut. »Am Alten Zoll? So gegen sieben?«
»Meinetwegen«, wiederholte Britta. »Aber bilde dir nur nichts ein. Ich verhalte mich lediglich zivilisiert und erwachsen.«
»Natürlich«, sagte er. »Das tust du ja immer.« Wieder grinste er kurz. »Wo gehst du hin?«
»Zu Stefanie. In die Hundeschule, mit Louis. Wir hatten erst eine Stunde, aber es ist toll. Nicht dass es dich etwas angeht.«
»Stefanie Hartmann?« Er starrte sie an. Sah sich kurz um, trat dann einen Schritt näher. »Geh da nicht hin«, raunte er.
Sie sah ihn überrascht an. »Was soll das? Es ist doch wohl meine Sache, wo ich hingehe.«
»Natürlich ist es das, aber …« Sein Mund näherte sich ihrem Ohr. »Ich darf dir das nicht sagen, ich darf dir gar nichts sagen, aber …« Er kam noch ein bisschen näher. »Da stimmt was nicht«, sagte er.
Britta, die damit beschäftigt war, den dusseligen Vorschlag ihrer Hormone zu unterdrücken, die körperliche Nähe auszunutzen und ihn ein winziges bisschen am Hals zu küssen, fuhr zurück. »Was willst du damit sagen?«
»Nichts«, murmelte er, dicht neben ihrem Ohr. »Verdammt, ich darf dazu nichts sagen.«
Sie trat einen Schritt zurück. »Na dann lass es eben«, sagte sie. »Dann sag nichts, und wir gehen beide unserer Wege, und die Welt ist in Ordnung.« Sie machte Anstalten, einfach an ihm vorbeizugehen, aber er hielt sie am Arm fest.
»Du musst versprechen, dass du das für dich behältst …«
»Das werde ich auf keinen Fall versprechen«, sagte Britta. Da gingen sie hin, die Hormone, räumten das Feld für einen putzigen kleinen Wutanfall. »Ich ermittle in der Angelegenheit, wie du weißt!« Sie schämte sich kurz, dachte dann aber, dass ihre diesbezüglichen Zweifel Wörner nun wirklich nichts angingen.
Wörner seufzte tief und schwer. »Warum bist du nur immer so …« Er strich sich die Haare, die mal wieder einen Schnitt vertragen hätten, aus der Stirn. »Britta, ich meine es doch nur gut. Wir haben die Spuren ausgewertet. Aber das bleibt unter uns, sonst komm ich in Teufels Küche! Sie war da. Sie war am Tatort, die Spurenlage ist eindeutig. Sie streitet das ab. Sie lügt, und irgendwas stimmt da nicht, und ich will nicht, dass du in eine blöde Lage kommst …«
»Oh, danke, Wörner! Dass du es so gut meinst mit mir! Ich bin froh, dass ihr alle so rührend auf mich aufpasst. Auf die dumme kleine Britta, die ja leicht in eine blöde Lage
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