Schnapsdrosseln - Kriminalroman
sollte jemand …?«
Stefanie zuckte die Schultern. »Ich verstehe es auch nicht. Aber ich muss der Polizei all das sagen. Jemand hat Bernd erschlagen. Jemand hasst mich. Und es ist mehr als wahrscheinlich, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt.«
»Aber wer? Wer zum Teufel?«
Stefanie schwieg. Es erschien ihr nicht klug, den Namen, der in ihrem Kopf hallte, laut auszusprechen.
ZWEIUNDZWANZIG
Der Biergarten war gut besucht. Es war einer dieser Tage, Frühling, der nach Sommer schmeckte, so ein Tag, an dem die Bonner kein Halten kannten und in Straßencafés und Biergärten einfielen, sich nötigenfalls in bereitgelegte Fleecedecken wickelten, wild entschlossen, voreilig den Sommer zu zelebrieren.
Wörner hatte ein Plätzchen vorn an der Mauer ergattert, dort, wo man einen wunderschönen Blick über den Rhein bis zum Siebengebirge hatte. Brittas Herz machte einen albernen kleinen Stolperer, als sie ihn da sitzen sah. Er hatte gewartet, fast eine Stunde lang.
»Hallo, Wörner«, sagte sie.
Seine Stirn legte sich in Falten. »Britta. Wie nett, dass du es doch noch einrichten konntest.« Er sah demonstrativ auf seine Armbanduhr. Dann rümpfte er kurz die Nase. »Immerhin bist du betrunken.« Er grinste.
»Ich bin nicht betrunken«, krächzte Britta. Dann fing sie an zu heulen. Er rollte nicht die Augen, er stöhnte nicht mal leise, er machte tatsächlich alles richtig. Stand auf und nahm sie in den Arm. Er ließ sie an seiner Brust schluchzen, bis sie endlich in der Lage war, zu sprechen. Sich zu setzen, bei der jungen, gestresst wirkenden Bedienung ein Bier zu ordern. Und zu berichten, von Louis und Gift, von ausgepumptem Magen und Kohletabletten.
»Wo ist er jetzt? Wie geht es ihm?«, fragte Wörner, als sie geendet hatte.
»Bei Stefanie. Sie passt auf ihn auf, sie muss sowieso auf Karl aufpassen, und sie kennt sich besser aus und … oh Gott, ich hätte ihn nicht allein lassen dürfen, oder?«
»Unsinn!« Wörner griff nach ihrer Hand.
»Er hat nicht so viel abgekriegt. Doris meinte, dass Karl den größten Teil gefressen hat.« Sie zog ein Taschentuch hervor, putzte sich gründlich die Nase. »Ich weiß, dass du Stefanie verdächtigst«, sagte sie dann. »Aber sie ist ein Opfer. Stefanie ist ein Opfer, verstehst du? Das war kein Zufall. Irgendwer wollte ihren Hund vergiften.«
»Verdammt, das gefällt mir nicht. Das gefällt mir überhaupt nicht! Britta, was geht da vor?«
»Ich weiß es doch nicht! Ich weiß gar nichts, und wenn ich etwas wüsste, dann könnte ich es dir möglicherweise nicht sagen …«
Seine Stirn legte sich in Falten. »Ach nein? Britta, ich bin doch nicht der Feind! Ich war sauer, das gebe ich zu, aber du musst auch zugeben, dass das eine Schwachsinnsidee war. Privatermittlungen! Du machst das nur, um mich zu ärgern. Und Norbert Reuter ist noch immer verschwunden. Ein Mörder läuft frei herum. Und irgendjemand vergiftet Hunde! Langsam muss dir doch klar sein, in was du da geraten bist. Dass es unangemessen ist, in so einer Situation Detektiv zu spielen und möglicherweise relevante Informationen zurückzuhalten. Es ist gefährlich. Unverantwortlich!«
Er schwieg kurz, legte den Kopf in den Nacken und sah hinauf zu der mächtigen Platane, die den Biergarten mit ihrem Blätterdach beschirmte. »Ich hab keine Lust mehr. Ich habe wirklich keine Lust mehr, in taube Ohren zu predigen!«
Britta schluckte. »Musst du auch nicht«, sagte sie. »Ich räume ein, dass du vielleicht ein bisschen recht hast. Ich bin raus. Ich ermittle nicht mehr, ich bin nur noch privat unterwegs …«
»Na, da bin ich aber erleichtert! Dann hängst du ganz privat bei Stefanie herum, deren Hund man vergiftet und die mich anlügt. Das ist mir eine große Erleichterung, wirklich.« Wörner winkte der Kellnerin mit seinem fast leeren Glas. »Ich komme keinen Schritt weiter, verdammt! Jeder in Noldens Umfeld scheint ein Motiv zu haben. Keiner redet mit mir! Seine Frau ist glitschig wie ein Aal, sein Schwiegervater ein arroganter Schnösel, und seine Mutter scheint es kaum zu ertragen, Lakaien wie mich in ihrer Nähe zu haben. Deine liebe Freundin Stefanie lügt mir die Hucke voll, obwohl ich sie für schlau genug halte zu wissen, dass das auf Dauer nicht gut geht. Und meine Partnerin benimmt sich wie die Axt im Walde und sorgt dafür, dass alle sauer auf uns sind und den Mund noch ein bisschen fester zukneifen!«
»Ach?«, entfuhr es Britta, und sie bereute es sofort. Es verbot sich eigentlich, auf
Weitere Kostenlose Bücher