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Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Schnapsdrosseln - Kriminalroman

Titel: Schnapsdrosseln - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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wie Till neben ihr kurz die Luft einsog.
    »Du musst nicht mitkommen«, sagte sie. »Ich kann das auch allein machen.« Was auch immer. Margot war nicht eben guter Stimmung. Sie hatte keine Ahnung, was das hier sollte. Und doch schien ihr blindwütiger Aktionismus besser, als erneut bei Herrn Papadakis Kaffee zu trinken oder Jupp aufzulauern. Sie war Ermittlerin, verdammt. Sie war die treibende Kraft. Und eine Tatortbesichtigung wirkte irgendwie professionell. Das jedenfalls hatte sie sich eingeredet, als ihr Till zufällig über den Weg gelaufen war. Gefragt hatte, was sie so machte. Sie hatte improvisiert. Tatortbesichtigung. Unglücklicherweise hatte er sich nicht davon abbringen lassen, sie zu begleiten.
    »Ist schon in Ordnung.« Er nahm den Rucksack, den er den ganzen Weg hierhergeschleppt hatte, vom Rücken und stellte ihn auf den Boden. Ein paar Meter entfernt von dem Band.
    »Was schleppst du da mit dir rum?«
    »Bier«, versetzte er knapp. »Ich geh gleich grillen, ein Kumpel von mir ist bei der Jugendfeuerwehr, die haben Grillabend …« Er sah sie an. »Was tun wir jetzt?«
    Margot wich seinem Blick aus. »Du kannst ruhig schon gehen«, sagte sie. »Grillen, meine ich. Ich komm schon klar.« Sie hob das Absperrband ein Stück, betrat die Fläche. Sie versuchte, nicht daran zu denken, wie es ausgesehen hatte, als Bernd Nolden hier lag. Obwohl ihr natürlich klar war, dass sie genau daran denken musste, das war ja immerhin der Zweck der Übung. »Dann wollen wir mal«, sagte sie.
    »Ich bleib lieber hier.« Till klang nervös. »Margot, ich weiß nicht, darfst du einfach da rein, ich meine, das Absperrband ist ja nicht von ungefähr …«
    »Die sind längst durch mit dem Tatort«, behauptete Margot.
    »Und warum ist dann noch abgesperrt?«
    »Die sind schlampig. Weiter nichts.« Margot ging ein paar Schritte, heftete ihre Blicke auf den Boden. Da war sprießendes Grün, hier und da verrottetes Laub. Der Bach plätscherte, man hörte Vögel singen. Ein Pferd wieherte irgendwo. Da war nichts. Überhaupt nichts.
    Margot ärgerte sich.
    »Was genau suchst du denn?«
    »Ich muss mich konzentrieren«, sagte Margot. Till fing an, ihr auf die Nerven zu gehen mit seinen Fragen, mit seiner Anwesenheit. Weil es ihm nicht gut ging. Weil er durcheinander war und eigentlich erwachsen, aber irgendwie auch nicht erwachsen. Weil sie eine Art Verantwortung empfand, die sie überforderte. Sie starrte auf den Boden. Da! Da schimmerte etwas. Ihre Stimmung hob sich. Sie hatten etwas übersehen, Wörners feine Spurensicherer hatten geschlampt, denn da war etwas, unter einem Blatt verborgen, es glänzte. Sie griff danach.
    »Scheiße«, brüllte sie wenige Sekunden später. »Verdammte Scheiße!« Sie schüttelte angewidert ihre Finger, versuchte das, was von dem Hundehaufen daran haftete, loszuwerden.
    Till brach in lautes Gelächter aus.
    Sie fuhr herum. »Das ist nicht komisch, verdammt! Das ist alles überhaupt nicht komisch! Was mache ich eigentlich hier? Hier ist nichts! Hier war Wörner mit seinen Leuten! Ich renne durch die Gegend, höre mir den Tratsch von älteren Herren an und komme keinen Schritt weiter. Agathe hat einen Heidenspaß mit ihrem Computer und ihren idiotischen Mister- X -Connections, und Britta knutscht mit Wörner und sucht sich neue Freunde! Und währenddessen geht deine Tante vor die Hunde, und es gibt nicht die geringste Spur von deinem Onkel! Das ist nicht komisch!«
    Till sah sie irritiert an.
    »Entschuldige«, sagte sie. »Ich … ich bin ein bisschen runter mit den Nerven.«
    »Du wolltest das machen. Auftrag ist Auftrag, hast du gesagt, erinnerst du dich? Und ich finde die Gesamtsituation auch nicht witzig. Aber …« Das Grinsen kehrte auf sein Gesicht zurück. »Aber du hast gerade in einen Hundehaufen gegriffen, und dein Gesicht, echt, das war komisch, das war total komisch!«
    »Du hast einen sehr, sehr infantilen Humor«, bemerkte Margot. Sie betrachtete ihre Hand, grinste dann ihrerseits. »Scheiße«, sagte sie. »Ich kombiniere, das ist Scheiße!«
    »Jetzt komm da raus«, sagte Till. »Sonst kriegst du womöglich noch Schwierigkeiten. Vielleicht wäschst du dir die Hand im Bach. Und dann …«
    »Ja, was dann?« Margot ließ die Hand sinken und sah ihn an. »Till, ehrlich, ich habe keine Ahnung, was ich dann tun soll.«
    Der Kopf wird ganz leicht, vielleicht wegen der Dämpfe, Dampf, dampfend, Rauch und Schall. Ein Gluckern, das trügerisch freundlich klingt und die Stimme übertönt,

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