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Schnapsdrosseln

Schnapsdrosseln

Titel: Schnapsdrosseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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Arbeiten an einem offenbar ehrgeizigen Tunnelprojekt begonnen hatten. Es kam zu leichten Unstimmigkeiten hinsichtlich der Werkzeugverteilung.
    »Jan-Eric«, rief eine der Mütter warnend. »Du musst teilen mit dem Lukas! Nimm den anderen Eimer.«
    Zu Margots Überraschung funktionierte es. Auch Kinder, dachte sie, waren nicht mehr das, was sie früher mal gewesen waren.
    »Anna geht es überhaupt nicht gut«, sagte Till. »Meine Mutter ist grade bei ihr.« Er malte mit seinen Turnschuhen Muster auf den Boden vor der Bank. »Sie ist wirklich in Ordnung«, sagte er. »Im Grunde. Anna, meine ich.«
    Lukas und Jan-Eric schaufelten in stiller Eintracht.
    »Aber?«
    »Nichts aber.«
    »Till, bitte! Du hast mich doch nicht hierherbestellt, um mir zu sagen, dass deine Tante eine nette Frau ist. Im Grunde …«
    Er seufzte. »Ich wollte nur wissen, wie es so läuft. Was sie euch erzählt hat und so … Ach, verdammt, egal. Eigentlich wollte ich nur sagen, dass man nicht alles so ernst nehmen darf, was sie sagt. Sie haben es nicht leicht gehabt in letzter Zeit, sie und Norbert.«
    »Ja, das habe ich auch so verstanden. Und darum hing der Haussegen schief? Willst du darauf hinaus?«
    »Nein. Also – ja, irgendwie schon. Sie haben wenig Geld, das nervt natürlich. Aber Anna jammert halt. Solange ich denken kann, hat sie immer irgendein Problem. Und es sind immer die anderen. Seit der Sache mit dem Nolden kommt sie gar nicht mehr runter. Und meine Mutter meint …«
    »Was meint deine Mutter?«
    »Die ist sauer. Weil ich dich beauftragt habe. Sie sagt, dass Anna jetzt mit der Polizei zusammenarbeiten und sich darauf konzentrieren soll, mit der Situation klarzukommen. Und nicht …«
    »Und nicht was?«
    Till zuckte die Schultern. »Sie soll sich damit abfinden, meint meine Mutter. Mit der Realität. Mit allem. Und vielleicht hat sie recht. Vielleicht bringt das alles nichts, und außerdem … außerdem kann ich euch sowieso nicht bezahlen. Und Anna erst recht nicht.«
    Lukas und Jan-Eric gerieten erneut in einen kleinen Disput. Bevor eine der Mütter dazwischengehen konnte, rappelte sich Lukas hoch und demonstrierte sein überlegenes Desinteresse am Tunnelgraben dadurch, dass er zu den Wipptieren spazierte. Jan-Eric ließ kurz vom Graben ab und beobachtete ihn konzentriert.
    »Ich soll aufhören, meinst du?« Margot warf Till einen Blick zu. »Aufhören, nach deinem Onkel zu suchen?«
    »Nein. Ja. Ach, ich weiß es nicht! Vielleicht ist es ganz einfach. Vielleicht hat er nur die Schnauze voll. Davon, dass Anna manche Sachen einfach nicht sehen will. Zum Beispiel, dass Norbert ohne Nolden gar keine Firma gehabt hätte. Mein Onkel ist ein guter Handwerker, aber von Geschäften versteht er nichts. Sonst würde es ihm jetzt nicht so dreckig gehen. Der Nolden hat diese Firma aufgebaut. Die beiden haben sich sehr gut ergänzt. Und es war natürlich nicht in Ordnung, was der Nolden gemacht hat. Aber es ist, wie es ist, und irgendwann muss man sich einfach mal damit abfinden.« Er biss sich auf die Unterlippe. »Ich glaube, Norbert war tierisch genervt von Annas Gejammer. Aber das geht mich nichts an. Das geht niemanden etwas an, und darum sollte ich dir das vermutlich auch nicht erzählen.« Er presste die Lippen aufeinander und starrte auf seine Füße.
    »Till, das ist in Ordnung«, sagte Margot. »Es ist gut, dass du mir das erzählst. Aber selbst wenn es so ist, dann ändert das nichts. Er muss mit der Polizei reden. Es geht um Mord. Er muss die Sache klären.«
    Till schwieg.
    »Was ist mit dieser Stefanie?«, fragte Margot.
    »Wieso?«
    »Till, bitte! Ich kenne hier keinen Menschen, und bislang ist außer deiner Tante auch keiner besonders scharf drauf, mit mir zu reden, aber dass da was im Busch ist, pfeifen die Spatzen von den Dächern. Obwohl Anna den Namen interessanterweise nicht mal erwähnt hat.«
    Till zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht so genau. Norbert kennt Stefanie von früher. Anna kann sie nicht ausstehen. Sie hat sich total aufgeregt, dass Stefanie Norbert für sich schuften lässt, umsonst, obwohl es hinten und vorne nicht reicht. Aber die hat halt auch kein Geld und er keine Aufträge, und wenn man befreundet ist, dann hilft man sich eben. Ist doch normal.«
    »Wenn ich das richtig verstanden habe, dann ging es Anna möglicherweise nicht nur um Arbeitsstunden.«
    »Keine Ahnung. Ich kann mir das nicht wirklich vorstellen, aber ich will mir so was auch nicht wirklich vorstellen. Es kann so ein Anna-Drama

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