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Schnapsdrosseln

Schnapsdrosseln

Titel: Schnapsdrosseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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als mich. Weil sie ihn versteht. Weil sie ihn glücklich machen kann. Verstehst du?«
    »Nein«, sagte Agathe. »Wer ist Stefanie? Und was hat sie, was du nicht hast? Und warum fragst du nach jedem Satz, ob ich dich verstehe?«
    »Rudel«, erklärte Britta zusammenhanglos. »Hunde sind Rudeltiere. Ein Chef, klare Ansagen. So läuft das.«
    »Ach, tatsächlich?« Agathe rollte die Augen und erhob sich ächzend aus ihrem Sessel. »Küche«, befahl sie. »Kaffee!«
    »Du nimmst das nicht ernst«, klagte Britta, als sie Agathe und ihrem Rollator durch das mit wuchtigen Antiquitäten vollgestopfte Wohnzimmer in den Flur folgte. »Das ist ein Fehler. Man muss so etwas ernst nehmen. Im Grunde ist Louis ein sehr unglücklicher Hund.«
    »Trallala«, sagte Agathe, stellte den Rollator ab und griff nach dem Wasserkocher. »Mir kommt er ganz glücklich vor. Ich glaube, er ist einfach ein verfressenes Vieh mit fragwürdigem Charakter.«
    »Ja, weil du ihn nicht verstehst«, klagte Britta und ließ sich vorsichtig auf einem der fragilen Stühle nieder. Die Küche war winzig. Genau richtig für ein kleines, verhutzeltes Weiblein wie Agathe. Britta hingegen fühlte sich hier immer wie der große grüne Hulk.
    »Aber es ist nicht zu spät«, befand sie nun. »Wir sind auf einem guten Weg, Louis und ich. Das schaffen wir schon!«
    Sie sah Agathe zu, wie sie in nervenzerfetzender Langsamkeit Kaffeepulver in die kleine Cafetiere füllte. Als sie endlich fertig war, setzte sie sich Britta gegenüber und massierte abwesend ihre Fingerknöchel.
    »Während du so eifrig ermittelt hast, wie es um die Psyche des stinkenden Köters steht, habe ich ein bisschen gechattet«, sagte sie. »Computer sind wirklich etwas Großartiges.« Sie lächelte. »Es war ein sehr interessanter und kurzweiliger Nachmittag.«
    Britta betrachtete interessiert die blanke Tischplatte. »Du bist süchtig, ist dir das klar? Du bist total facebooksüchtig.«
    »Oh nein!« Agathe schlug die Hände vor den Mund und hob sie dann theatralisch gen Himmel. »Willst du etwa andeuten, dass ich meine kostbare Zeit vor dem Computer vergeude? Zeit, die ich doch damit füllen könnte, altersschwach auf dem Sofa zu dämmern, über Zipperlein zu grübeln und mich einsam zu fühlen?« Sie verzog das runzlige Gesicht. »Ich hab mit Klein Walter geskypt«, sagte sie dann. Ihr Urenkel weilte derzeit nebst dem Rest der Sippe in einer Finca auf Mallorca. Als Neu-Familienmitglied hatte man Britta angetragen mitzufahren, aber sie hatte keine Lust gehabt und darum Agathe vorgeschoben – ganz die vorbildliche Nicht-Enkelin. »Er ist braun wie ein Neger und kommt mir sehr glücklich vor«, plauderte ihre Nicht-Großmutter nun weiter.
    »Man sagt nicht Neger.« Die ständigen Themenwechsel machten Britta zu schaffen.
    »Trallala! Ich habe aber nicht nur mit Klein Walter geplaudert, sondern auch mit anderen. Mein virtueller Sexpartner kennt die Hottbenders auch ganz gut. Von diversen Sadomaso-Events.«
    »Was?« Britta fuhr hoch. »Was hast du gerade gesagt?«
    Agathe grinste erneut. »Kleiner Aufmerksamkeitstest. Du hast bestanden.«
    »Witzig«, sagte Britta. »Du bist total witzig. Aber soll ich dir mal was sagen – ich traue dir alles zu!«
    »Und daran tust du gut«, sagte Agathe. »Wenn ich ganz ehrlich bin, dann hätte ich meinen lieben Freund Heribert seinerzeit nicht von der Bettkante gestoßen. Er hat aber leider nie Interesse gezeigt, sich da niederzulassen. Und jetzt ist er aus dem Alter raus. Was auch Vorteile hat, denn so ein alter Sack, ein gut vernetzter alter Sack, der weiß so einiges. Über die Hottbenders zum Beispiel. Ganz feine Leute sind das immer gewesen.« Sie verzog das faltige Gesicht zu einer leicht abfälligen Grimasse. Agathe war mit der feinen Gesellschaft nie gut ausgekommen. Sie stammte aus einfachen Verhältnissen, und trotz des Reichtums, den sie und ihr verstorbener Mann angehäuft hatten, hatte sie sich denen, die sich elegant auf dem glatten gesellschaftlichen Parkett bewegten, immer unterlegen gefühlt. Sie tarnte diesen Minderwertigkeitskomplex durch gepflegte Verachtung.
    »Der Alte, der Schwiegervater von eurer Leiche, war mal dick im Immobiliengeschäft«, fuhr sie nun fort. »Hat früh seine Frau verloren, Magenkrebs. Die Tochter, diese Maxi, war damals noch ein Teenager. Den Alten hat das ziemlich umgehauen. Er hat nie mehr geheiratet. Hat alles für seine kleine Maxi getan. Die ist wohl auch entsprechend gut geraten. Sie ist eine der gefragtesten

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