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Schnapsdrosseln

Schnapsdrosseln

Titel: Schnapsdrosseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Trinkaus
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vorstellen, wie das war mit Kindern.
    Später, hatten Bernd und sie lange gesagt, wenn das Gespräch darauf gekommen war. Irgendwann später, wenn der Zeitpunkt richtig ist.
    Aber es wurde eher falscher als richtiger. Trotzdem hatten sie sich nie eingestanden, dass sie sich etwas vormachten.
    Ich werde nie ein Kind haben, nicht mit Bernd, dachte sie nun, und zum ersten Mal tat der Gedanke weh. Die plötzliche Unmöglichkeit änderte alles, machte Gefühle unberechenbar.
    »Elsa, wenn du uns jetzt vielleicht kurz entschuldigen würdest?« Die Stimme ihres Vaters unterbrach den Gedankengang. »Ich muss mit Maxi sprechen.« Sein Tonfall war feindselig, lass uns in Ruhe, sagte der Unterton, hau ab!
    »Natürlich«, zwitscherte Elsa und erhob sich. Ging in Richtung Küche. »Ich setze noch einen Tee auf.« Bevor irgendwer widersprechen konnte, war sie verschwunden.
    Dieter starrte ihr nach. »So geht das nicht weiter! Sie führt sich auf wie …«
    »Lass sie in Ruhe«, sagte Maxi. »Lass sie einfach in Ruhe.«
    »Willst du mir erzählen, dass sie dir nicht den letzten Nerv raubt?« Er klang beleidigt, forderte Solidarität.
    »Wir werden eine Lösung finden«, sagte Maxi. »Aber jetzt ist kein guter Zeitpunkt.« Sie setzte sich auf das weiße Sofa und lehnte sich zurück. Ihr Vater stand auf, machte sich an der Anrichte zu schaffen. Dankbar für die Atempause schloss sie kurz die Augen. Als sie sie wieder öffnete, hielt er ihr ein Glas mit bernsteinfarbener Flüssigkeit hin. Sie griff danach, rang sich ein Lächeln ab. Sie trank einen Schluck. Der Cognac brannte im Hals.
    »Du kommst zurecht?«, fragte ihr Vater. Eine rhetorische Frage. Eine, die im Grunde nicht mal ihres Nickens bedurfte. Er erwartete nichts anderes von ihr. Niemand tat das.
    »Ich weiß, es fühlt sich sonderbar an, jetzt darüber zu reden«, fuhr er fort. »Aber wir müssen an die Firma denken. Jemand muss sich um die Firma kümmern.«
    Maxi nickte. »Ich kümmere mich um alles.«
    »Aber das geht nicht so nebenher. Du hast deine Arbeit, dann die ganzen Formalitäten, die Polizei … das ist zu viel, das schaffst du doch nicht.«
    Sie überlegte, ob sie ihm sagen sollte, dass sich das Problem von selbst lösen würde. Aber der Moment schien nicht richtig. »Ich habe jemanden, der sich um alles kümmert.« Das war nur eine halbe Lüge. »Ludger hat mir jemanden empfohlen.« Sie sprach ein bisschen zu schnell.
    Ihr Vater starrte sie ungläubig an. »Was ist denn das für ein Unsinn? Ich werde das übernehmen.«
    Wieder war da das Gefühl, sich in einem Film zu befinden. Jetzt allerdings in einer vertrauten Szene. So vertraut, dass sie sie kaum ertragen konnte.
    »Ich glaube, das ist keine gute Idee«, sagte sie.
    »Warum nicht?«
    Weil du alt bist, hätte sie antworten müssen. Du bist alt, und du hast keine Ahnung von der Baubranche.
    »Du musst dich nicht damit belasten«, sagte sie stattdessen.
    »Das ist keine Belastung. Kind, ich tue das gerne! Für dich!«
    »Bitte«, sagte sie. »Überlass das mir. Ich treffe mich morgen mit dem Mann, aber das ist mehr eine Formalität.«
    »Du traust mir das nicht zu!« Er klang verärgert.
    »Darum geht es doch gar nicht.« Das war keine Lüge. Sie traute es ihm nicht zu, aber das spielte keine Rolle.
    Sie spülte das saure Gefühl im Mund mit einem Schluck Cognac weg. Er war ihr Vater. Er hatte alles für sie getan, alles, was er konnte. Aber sie schuldete auch ihrem Mann etwas. Selbst jetzt noch. Gerade jetzt.
    »Maxi, ich begreife das beim besten Willen nicht.« Er sah sie an und wartete. Darauf, dass sie einknicken würde. Dem nachgeben, was er als legitime Forderung verstand.
    Das Gespräch mit einer Kollegin kam ihr in den Sinn. Deren Vater hatte einen Schlaganfall gehabt, konnte nicht mehr richtig sehen und hören. Er weigerte sich trotzdem, seinen Führerschein abzugeben. Er würde jemanden umbringen, hatte ihre Kollegin gesagt, früher oder später würde er jemanden umbringen, wenn er weiterhin fuhr. Und doch sah sie sich außerstande, ihm das zu nehmen. Er hing doch so daran.
    Idiotisch, hatte Maxi gedacht, idiotisch und fahrlässig.
    »Es ist meine Entscheidung«, sagte sie. »Ich möchte das nicht diskutieren, bitte!« Sie blickte hinunter auf das Glas in ihrer Hand.
    »Dann gibt es ja nichts mehr zu besprechen.« Er stand auf.
    »Bitte«, sagte sie. »Papa, bitte setz dich wieder!«
    »Was denn noch?«
    Sie schluckte. Warum musste er ihr alles so schwer machen? Sie tat doch, was sie konnte. Damit

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