Schnee an der Riviera
der Typ, der mich bedroht hat, nachdem Franci ermordet wurde. Er suchte etwas, das Habib Franci gegeben haben soll. Und wenn ich darüber nachdenke, ich glaube, ich habe ihn auch mal im Anatra azzurra gesehen.‹
Ich bekam eine Scheißangst. Ich machte mir fast in die Hosen vor Angst. Ich konnte die Gefahr beinah körperlich spüren. Aber sie hat nur gelacht.
›Ach was, das ist ein Freund von Matteo, der gern mal den Privatschnüffler spielt. Vielleicht steckt mein Vater dahinter, der seine eigenen Ermittlungen anstellt. Mein Vater ist echt paranoid. Oder, Matteo?‹
Matteo sagte wenig. Er und der andere warfen sich komische Blicke zu. Er hat nur genickt und dann Monica beiseitegezogen. Der andere ließ mich nicht aus den Augen, hat aber keinen Ton gesagt. Sie wechselten ein paar Sätze, dann sagte sie zu mir: ›Mein Vater nervt total. Komm, wir gehen duschen, dann essen wir etwas und können reden.‹
Sie hat meine Hand genommen und mich nach oben gezogen. Ich war total besorgt, voller Fragen, aber sie hat zuerst sich und dann mich ausgezogen und unter die Dusche gestellt.«
Hier hob Tano leicht eine Augenbraue und Mau errötete.
»Irgendwann haben wir ... ähm, uns geküsst unter der Dusche, da hörten wir plötzlich Schüsse. Ein paar erstickt, plop, plop, andere richtig laut. Wir sind unter der Dusche hervorgesprungen und haben uns in Windeseile angezogen, da stand schon Matteo in der Tür. Er hatte eine Pistole in der Hand.
›Schnell, weg hier. Ich weiß nicht, wer diese Dreckskerle sind, aber sie schießen auf uns. Vielleicht dieselben, die Franci ermordet haben, los, Kinder, bewegt euch.‹
Monica rannte los, er hinterher, ich hinter ihm, der andere folgte uns. Wir liefen zur Hintertür hinaus, und irgendwann merkte ich, dass der Mann hinter mir stehen geblieben war. Ich drehte mich zu ihm um und sah, dass er sich in Position stellte und mit der Waffe auf die Tür zielte. Instinktiv wartete ich, um zu sehen, was passieren würde, und dann kamst du aus der Tür, Mama.
›Das ist meine Mutter‹, schrie ich, ›nicht schießen, sie ist bei der Polizei‹, und dann warf ich mich auf ihn.
Aber anstatt die Waffe runterzunehmen, stieß er mich weg. Im Fallen klammerte ich mich an seinen Arm, um den Schuss abzulenken. Dann muss ich mit dem Kopf auf die Stufen geknallt sein. Ich weiß nur noch, dass du dich über mich gebeugt hast, als ich aufwachte.«
»Was hast du gefühlt, in diesen Momenten? In der Villa Caterina?«
Tano Esposito hörte ihm hochkonzentriert zu, ihn interessierten nicht nur die Worte.
»Gefahr. Größte Gefahr. Auch wenn Monica mich beruhigen wollte, ich hatte das deutliche Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Instinktiv, wie ein Tier.«
»Und davor? Als Monica dich angerufen hat? Als ihr euch getroffen habt? Hat sie dir nicht erklärt, warum sie glaubte, dass Gian der Mörder eures Freundes Franci sei?«
»Das hat mir ein Vögelchen gepfiffen.«
»Wie?«
»Das waren ihre Worte: ›Das hat mir ein Vögelchen gepfiffen. Sobald wir Beweise haben, schnappen wir ihn uns, dieses Schwein.‹ Mehr hat sie nicht gesagt.«
»Welche Beweise?«
»Das hat sie nicht gesagt.«
»Aber war es denn nicht gefährlich, zu diesem Gian zu fahren, wenn er doch ein Mörder war?«
»Kann sein, wenn man rational darüber nachdenkt. Aber ich habe mir keine großen Gedanken gemacht. In diesem Augenblick schien es einfach das Nächstliegende zu sein.«
»Diesbezüglich ist die Aussage des Mädchens sehr schwammig. Sie spricht von ›Gefühlen, Ideen, Informationen, die ihr sammeln wolltet‹, aber vor allem, dass sie bei dir sein wollte. Und dass sie es leid war, eure Beziehung vor den Eltern zu verstecken. Klingt das plausibel?«
»Darüber haben wir nicht gesprochen.«
»Sie gibt an, dass sie keine sicheren Informationen über Capriles Beteiligung hatte, nur Verdachtsmomente. Gerüchte.«
»Mir gegenüber hat sie es als so gut wie sicher dargestellt. Aber über ihre Quellen wollte sie nichts sagen. Monica ist so ...«
Vergeblich suchte er nach einem passenden Ausdruck.
»Überzeugend?«, schlug Tano Esposito vor.
»Ja.«
»Nun, an diesem Punkt weichen eure Aussagen am stärksten voneinander ab. Dein Wort gegen ihres. Ansonsten sind es nur Nuancen, wenn man so will.«
»Na ja, etwas mehr ist es schon«, mischte sich Nelly ein, wurde aber von Espositos Blick gestoppt.
»Ein zentraler Punkt ist das, was du deiner Mutter erzählt hast, dass dein Freund Franci an jenem Morgen tat, was er getan
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