Schnee an der Riviera
amerikanisch, die umgekehrt nicht rekonstruiert werden kann. Sie nennt sich MD5, wurde von einem gewissen Ron Rivest entwickelt, möge er in der Hölle schmoren! Man nimmt ein normales Passwort und verwandelt es mit Hilfe eines Algorithmus in eine 128 Bit lange Sequenz ... den Codeschlüssel ...«
»Vergiss es, das ist verlorene Liebesmüh, ich verstehe schon nichts von Mathematik, geschweige denn von Informatik. Wenn ich recht begriffen habe, sind wir gelinkt?«, fragte Nelly ungeduldig. »Gibt es keine Möglichkeit, dieses verfluchte MD5-Dings zu knacken?«
Bianchi brachte es nicht über die Lippen, die Sache nervte ihn höllisch. Widerwillig gab er schließlich zu: »Nein. So wie die Dinge zur Zeit liegen ... nein.«
»Das glaube ich einfach nicht, da muss es doch was geben, und wenn die selbst ihr Passwort vergessen, können sie dann auch nicht mehr auf den Chip zugreifen?«, platzte Tano Esposito heraus.
»Nein, dann können nicht einmal sie mehr zugreifen.«
Ein mutloses Schweigen folgte. Nelly, Gerolamo und der stellvertretende Polizeichef fanden keine Worte, so groß waren ihre Enttäuschung und ihre ohnmächtige Wut. Sie hatten geglaubt, kurz vor des Rätsels Lösung zu stehen, ganz dicht an einer großen Sache dran zu sein, und nun versperrte ein verschlüsseltes Passwort ihnen den Weg zum Ziel. Entschlossen, nicht so schnell aufzugeben, begann Nelly noch einmal:
»Aber wenn ich nun das Wort wüsste, das Passwort, aus dem die Sequenz entwickelt wurde, könnte ich die Sequenz rekonstruieren, die ja, wenn ich das richtig verstanden habe, auf immer dem gleichen System basiert, egal, wie lang sie am Ende ist?«
Bianchi sah sie an, als hätte er gerade entdeckt, dass Kommissarin Rosso die Reinkarnation Einsteins war.
»Ja, wenn wir das Ausgangswort haben, dann ja. Aber haben wir das denn? Haben sie uns das etwa freundlicherweise mitgeliefert, die Typen mit ihrem Mikrochip?«
Erneut mutloses Schweigen. Düstere Blicke.
»Und alle Möglichkeiten einfach mal durchzujagen ...?«, schlug Gerolamo kleinlaut vor.
Bianchi grinste.
»Warum nicht, dazu bräuchten wir nur einen Computer, wie ihn die Japaner für die Simulationen des Weltwetters gebaut haben, und etwa dreihundert Jährchen Zeit, dann hätten wir’s schon.«
Da sagte Nelly plötzlich, wie von einem Geistesblitz getroffen: »Versuch es mal mit ›Monica‹ als Ausgangswort.«
Bianchi ließ sich seine Verwunderung nicht anmerken. Was zum Teufel hatte ein Frauenname damit zu tun?
»Es dauert eine Weile, Commissario. Ich versuche es und informiere Sie dann.«
»Gut. Sag Bescheid, sobald du etwas weißt«, meinte Esposito und verließ, gefolgt von den anderen, das Zimmer.
»Klar. Wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn wir ganz normal auf den Chip hätten zugreifen können. Da muss etwas ganz Heißes drauf sein, wenn es dermaßen geschützt ist«, seufzte Nelly. Sie machte die Tür noch einmal kurz auf und rief dem Informatiker zu: »Und bitte, Bianchi, gib alles! Dieses Ding da hat schon mehrere Leben gekostet, ich möchte nicht, dass es weiter mordet. Und schließ es gut weg, wenn du nicht daran arbeitest. Diejenigen, die es suchen, geben sich nicht damit zufrieden, dass sie es verloren haben. Auch wenn sie bisher nicht wissen, dass es sich in den Händen der Polizei befindet. Das hoffen wir zumindest.«
»Habe ich Sie jemals enttäuscht, Dottoressa?«
Bianchi war äußerst empfindlich. Er war im Nu beleidigt und musste immer gehätschelt werden.
»Ich weiß, dass du zaubern kannst. Ich habe vollstes Vertrauen in dich. Sag Bescheid, wenn du irgendetwas herausfindest.«
Der Informatiker schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, jetzt war er in seinem Element. Nelly und Gerolamo überließen ihn seiner Arbeit, Esposito verabschiedete sich und verschwand in seinem Büro.
»Was, glaubst du, wird dabei herauskommen?«
Nelly hatte ihre eigene Vermutung, wollte aber Gerolamos Meinung hören.
»Ich könnte wetten, dass es sich um wichtige Informationen über irgendwelche schmutzigen Geschäfte handelt. Wahrscheinlich Zahlen, Daten für Lieferungen und Übergaben von Drogen und anderen illegalen Waren, und Namen, vielleicht von den Verbindungsmännern. Aber solange wir da nicht rankommen, nützt uns das gar nichts. Das ist es, was ich denke.«
»Ich vermute dasselbe: Drogenübergaben, Gelddepots für die Bezahlung, Liefertermine, Namen, all die alten Sachen auf modernsten Kommunikationssystemen. Vielleicht könnten wir herausfinden, wer hier in
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